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»Wahnsinniger Warenstau« bei Hemdenhersteller Olymp

Die Zulieferer, mit denen Olymp zum Teil seit Jahrzehnten zusammenarbeitet, wollte der Hemdenhersteller während Corona nicht hängen lassen und nahm alles ab, was bestellt war. Mittlerweile mietet das Unternehmen Lager an, um die Ware unterzubringen.

Ein Mitarbeiter von Olymp hat im Lager eine Kiste in der Hand. Die Zulieferer, mit denen Olymp zum Teil seit Jahrzehnten zusamm
Ein Mitarbeiter von Olymp hat im Lager eine Kiste in der Hand. Die Zulieferer, mit denen Olymp zum Teil seit Jahrzehnten zusammenarbeitet, wollte Unternehmenschef Bezner während Corona nicht hängen lassen und nahm alles ab, was bestellt war. Mittlerweile mietet das Unternehmen Lager an, um die Ware unterzubringen. Foto: Tom Weller/dpa
Ein Mitarbeiter von Olymp hat im Lager eine Kiste in der Hand. Die Zulieferer, mit denen Olymp zum Teil seit Jahrzehnten zusammenarbeitet, wollte Unternehmenschef Bezner während Corona nicht hängen lassen und nahm alles ab, was bestellt war. Mittlerweile mietet das Unternehmen Lager an, um die Ware unterzubringen.
Foto: Tom Weller/dpa
BIETIGHEIM-BISSINGEN. Olymp fährt ein besonderes Geschäftsmodell: Der Hemdenhersteller erzielt die Hälfte seines Umsatzes mit Waren, die er vorproduziert und dann jederzeit abrufbereit für den Handel zur Verfügung stellt. Die andere Hälfte kommt vier Mal im Jahr als Kollektion für die jeweilige Jahreszeit auf den Markt. Die Folge in Zeiten von Corona ist ein »wahnsinniger Warenstau«, sagt Inhaber Mark Bezner - durch den hohen »Never-Out-of-Stock«-Anteil mit sofort verfügbarer Lagerware sei man besonders stark von den Auswirkungen der Pandemie betroffen.

»Wir haben relativ lange Vorlaufzeiten. Aber alles, was ich bei meinen Partnern bestellt habe, haben wir auch nach Ausbruch der Pandemie wie vereinbart abgenommen«, sagt Bezner. Der Grund: »Wir haben in Asien Partner, mit denen wir zum Teil über 30 Jahre zusammenarbeiten - die lassen wir nicht auf ihrer Ware sitzen.« Im eigenen Lager sei nun wegen des mangelnden Absatzes kein Platz mehr, gleichzeitig rollten weiterhin Container auf den Hof. Deshalb habe man weitere Lagerkapazitäten angemietet, um die Ware unterzubringen.

Der Online-Handel könne nur ein Bruchteil dessen auffangen, was der stationäre Handel verkaufe und nun wegen Corona nicht mehr an den Mann und die Frau bringen konnte, sagt Bezner. »Onlinehandel und Markenstores machen rund 20 Prozent aus, 80 Prozent des Umsatzes erzielen wir über den Bekleidungsfachhandel. Mit der Schließung von Geschäften wegen Corona wurde uns die Grundlage des Geschäftsmodells entzogen.«

Hinzu kommt der durch Corona akut verstärkte Trend zum Homeoffice - die »Casualisierung«, wie Bezner es nennt, wenn Mitarbeiter zuhause im Kapuzenpulli vor dem Rechner sitzen und an der morgendlichen Videokonferenz teilnehmen. »Da ist etwas ins Rollen gekommen, mobiles Arbeiten wird sicherlich an Stellenwert gewinnen.« Er selber tut sich schwer mit dieser Arbeitsweise: »In unserer Branche haben wir es mit Haptik zu tun - bei einer Kollektionsbesprechung muss man auch mal in den Stoff greifen, um sich eine Meinung zu bilden.«

Bezner geht trotz Corona meist ins Geschäft, viele der mehr als 900 Mitarbeiter aber arbeiten von zu Hause aus, etliche befinden sich auch in Kurzarbeit. Sie beschäftigen sich schon längst mit dem lockereren Look ihrer Kunden und entwickeln T-Shirts, Polo-Varianten und Herrenstrick aus dem Hause Olymp. »Man muss sich ja zu Hause nicht gehen lassen«, findet er.

Trotz wochenlang geschlossener Läden ist der Unternehmer zuversichtlich, was Olymp und die Corona-Krise angeht, weil das Unternehmen eine solide Eigenkapitalbasis habe und seit jeher solide im Rahmen der Möglichkeiten geführt werde. »Wir werden das Thema durchstehen - was allerdings nicht repräsentativ für den Modemarkt ist«, sagt Bezner. Die Branche samt dem Handel gehöre zu jenen, die von der Pandemie neben der Reiseindustrie und der Gastronomie am meisten gebeutelt worden seien. (dpa)