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Sorgen um Arbeitsplätze bei Stoll in Reutlingen

Sorge um die 286 Arbeitsplätze bei der Textilmaschinenfabrik Karl Mayer Stoll in Reutlingen. Die Unternehmensgruppe will sich von einer Sparte am Standort trennen. Die Belegschaft hofft auf den Einstieg von Investoren.

Betrieb von Karl Mayer Stoll im Industriegebiet Reutlingen-West.
Betrieb von Karl Mayer Stoll im Industriegebiet Reutlingen-West. Foto: Pieth
Betrieb von Karl Mayer Stoll im Industriegebiet Reutlingen-West.
Foto: Pieth

REUTLINGEN/OBERTSHAUSEN. Bei der Textilmaschinenfabrik Karl Mayer Stoll in Reutlingen sind Einschnitte vorgesehen. Es gibt die Entscheidung der Geschäftsleitung, sich aufgrund der finanziellen Lage der Unternehmensgruppe vom Bereich Flachstrickmaschinen zu verabschieden. Dies habe die Geschäftsleitung bei einer Betriebsversammlung mitgeteilt, sagte Betriebsratsvorsitzender Frank Wittel dem GEA auf Anfrage. Für den Bereich Flachstrickmaschinen der Gruppe mit Sitz in Obertshausen (bei Offenbach/Hessen) stehe im Wesentlichen der Standort in Reutlingen mit aktuell 286 Beschäftigten. Eine Firmensprecherin kündigte gegenüber dieser Zeitung an, das Unternehmen wolle in der kommenden Woche im Einzelnen dazu informieren.

Bisher kein Stilllegungsbeschluss

Wittel widersprach der Darstellung, die von Lesern an diese Zeitung übermittelt worden war, dass jetzt schon feststehe, der Standort Reutlingen werde stillgelegt: »Wenn es eine Alternative geben würde, würde Karl Mayer dem nicht im Wege stehen. Mögliche Investoren sollen unterstützt werden.« Es sei kein Datum für die Variante einer Schließung bei der Betriebsversammlung genannt worden. Es gebe derzeit nicht mal Termine für Gespräche zwischen Geschäftsleitung und Betriebsrat für entsprechende Verhandlungen, beantwortete Wittel eine Nachfrage des GEA.

»Wir haben nach wie vor tolle Produkte, die aber derzeit zu wenig nachgefragt werden«, wies der Betriebsratsvorsitzende auf die schwierige Marktsituation für Flachstrickmaschinen hin. Aktuell werde die Absatzflaute mit Kurzarbeit überbrückt – abteilungsbezogen in unterschiedlichen Ausmaßen. Insgesamt sei im Unternehmen ein Arbeitsvolumen von circa 15 Prozent betroffen, so Wittel. Die 286 Beschäftigten gehörten überwiegend der Karl Mayer Stoll Textilfabrik GmbH (Sitz: Obertshausen) an, die für Produktion, Vertrieb und Service zuständig sei. Ein kleiner Teil der Belegschaft sei für die Entwicklungsfirma Karl Mayer Stoll R & D (ebenfals Obertshausen) tätig. Wittel stellte klar, dass die Beschäftigten am Standort Reutlingen sich aber als eine Einheit sähen und der Betriebsrat für sie alle zuständig sei.

Die Karl-Mayer-Gruppe hatte den seit 1873 bestehenden Reutlinger Traditionsbetrieb Stoll im Jahr 2020 mit damals 450 Beschäftigten in Reutlingen übernommen. Das Familienunternehmen in Obertshausen, gegründet 1937, hat derzeit weltweit über 2.800 Mitarbeiter.

Relativ hohe Verluste

Die Offenbach-Post berichtete indes in dieser Woche, dass das Geschäft mit der Herstellung von Textil- und Wirkmaschinen nicht gut laufe. »Wir haben in den zurückliegenden zwei Jahren relativ hohe Verluste gemacht«, zitierte die Zeitung den 72 Jahre alten Uwe Lüders, der seit 2017 als Vorsitzender des Karl-Mayer-Beirats fungierte und seit Jahresbeginn als Interimsmanager das Unternehmen aus der Krise führen solle.

Die Offenbach-Post zitiert Lüders auch mit dem Satz, dass es in Reutlingen »leider zu drastischen Einschnitten kommen« werde. Das laufende Jahr werde nochmals schwierig, von 2026 an solle Karl Mayer jedoch wieder schwarze Zahlen schreiben, erklärte der Manager. (GEA)