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Aktuell Geoinformatik

Reutlinger Baral Geohaus-Consulting auf Wachstumskurs

Das Unternehmen für räumliche Intelligenz legt bei Umsatz und Mitarbeiterzahl zu. Bisheriger Standort im Büropark Orschel dürfte bald zu klein sein.

Alleinvorstand Wilfried Gekeler von der Baral Geohaus-Consulting AG in Reutlingen (links) und sein Sohn Jan Hirlinger, operative
Alleinvorstand Wilfried Gekeler von der Baral Geohaus-Consulting AG in Reutlingen (links) und sein Sohn Jan Hirlinger, operativer Leiter des Geschäftsbetriebs im Unternehmen, mit alten und neuen Hilfsmitteln für Vermessung und räumliche Intelligenz: einem Fluchtstab und einer VR-Brille für die computergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung. Foto: Steffen Schanz
Alleinvorstand Wilfried Gekeler von der Baral Geohaus-Consulting AG in Reutlingen (links) und sein Sohn Jan Hirlinger, operativer Leiter des Geschäftsbetriebs im Unternehmen, mit alten und neuen Hilfsmitteln für Vermessung und räumliche Intelligenz: einem Fluchtstab und einer VR-Brille für die computergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung.
Foto: Steffen Schanz

REUTLINGEN. Die Baral Geohaus-Consulting AG zählt sich zu den deutschlandweit führenden Dienstleistern in der Geoinformatik – der Mischung aus Vermessungskunde und Informationstechnologie (IT), die zu Karten und Plänen in Computern führt. »Der Bedarf an digitalen räumlichen Informationen wird immer wichtiger«, sagt Alleinvorstand Wilfried Gekeler im Gespräch mit dem GEA. Daher sei das Unternehmen mit Sitz im Reutlinger Büropark Orschel in den vergangenen Jahren bei Umsatz und Mitarbeiterzahl deutlich gewachsen. »Wir sehen nach wie vor großes Entwicklungspotenzial«, erklärt Gekeler. Am aktuellen Standort werde es bald zu eng. Für 2026 sei ein Umzug geplant. »Wir bekennen uns aber zu Reutlingen. Wir befinden uns in fortgeschrittenen Verhandlungen«, fügt der Vorstand hinzu.

In den vergangenen zwölf Monaten hat sich die Zahl der Beschäftigten bei Baral Geohaus-Consulting Gekeler zufolge um zehn auf 83 Personen erhöht. Das Team besteht aus Vermessungstechnikern und Experten für Geoinformationssysteme, Softwareentwicklern und kaufmännischen Kollegen. Es beschäftigt sich konkret etwa mit Strom-, Wasser- und Gasleitungen, Bebauungsplänen, Straßendaten und Glasfaserkabeln – die in Geoinformationssystemen erfasst, bearbeitet, organisiert und analysiert werden. Mit ihrem Software- und Dienstleistungsangebot verbessern die Reutlinger die Abläufe bei ihren 150 Kunden in den drei (vom Umsatz her gleich bedeutenden) Segmenten öffentliche Verwaltung, Ver- und Entsorgungswirtschaft sowie Industrie.

Großauftrag von Toll Collect

Ständig digitalisieren sie Leitungsnetze. Die Energie Baden-Württemberg (EnBW) sei ein großer Kunde, so Gekeler: »Die Anforderungen an Dokumentationen der Netze steigen. Denn der Betrieb der Netze benötigt viele Daten.« Vom bundeseigenen Lastwagen-Mautbetreiber Toll Collect habe Baral Geohaus-Consulting einen Großauftrag für eine Software erhalten, berichtet er. Für die Stadtwerke in Villingen-Schwenningen werde eine App für die Planung und Verwaltung des Wärmenetzes entwickelt. Die Stadt Karlsruhe habe das Reutlinger Unternehmen damit beauftragt, durch eine Augmented-Reality-App die Stadtplanung und die damit verbundene Bürgerbeteiligung zu verbessern. Mithilfe von AR-Brillen werde die Realitätswahrnehmung erweitert – mit dem Ziel, die Vorstellungskraft der Nutzer zu fördern.

»In den vergangenen vier Jahren sind wir im Durchschnitt jeweils um 10 Prozent gewachsen«, stellt Gekeler fest. 2023 habe das Unternehmen einen Umsatz von 7,3 Millionen Euro erzielt. Im laufenden Jahr werde ein Plus von 10 Prozent erwartet. In den knapp 25 Jahren ihres Bestehens habe die Firma nie rote Zahlen geschrieben. Und: »Wir kommen ohne Bankschulden aus.«

Die (nicht börsennotierte) Baral Geohaus Consulting AG war Ende 1999 aus dem Vermessungs- und Ingenieurbüro von Dieter Baral heraus entstanden und hat sich zu einem IT-Unternehmen für räumliche Intelligenz gewandelt. Baral und Gekeler waren die Gründer. Im Jahr 2005 verkaufte Baral seine Anteile an die AED-Sicad AG in Bonn. 2018 hat Battery Ventures, eine Investmentfirma aus Boston (USA), AED-Sicad und neun weitere Firmen übernommen. Daraus ist dann die Vertigis Ltd. (London/Großbritannien) entstanden, ein Lösungsanbieter und Softwareentwickler für Geoinformationssysteme und räumliche Vermögensverwaltung mit weltweit über 600 Beschäftigten.

Eigenständigkeit bewahrt

Vertigis hält nun 41.000 der 81.000 Aktien an Baral Geohaus-Consulting, Gekeler 40.000. Über die Rechtsform der Aktiengesellschaft (AG) mit entsprechenden Sperrminoritäten habe sich das Reutlinger Unternehmen seine Eigenständigkeit bewahrt und profitiere bei Kundenprojekten vor allem von der Softwareentwicklung des Partners Vertiges, erläutert der 62 Jahre alte Gekeler, Vermessungstechniker, Diplom-Ingenieur und Master für Geoinformatik.

»Wir können auch unabhängig von Vertigis Kunden betreuen«, fügt an dieser Stelle Jan Hirlinger, 33, Sohn von Gekeler und seit Jahresbeginn operativer Leiter des Geschäftsbetriebs bei Baral Geohaus-Consulting, hinzu. Dies betreffe zwischen 30 und 40 Prozent der Projekte, schätzt er auf GEA-Nachfrage. Hirlinger, Master in Wirtschaftsinformatik, hatte Erfahrungen bei Mercedes-Benz und bei Trumpf gesammelt, ehe er vor fünf Jahren im Betrieb seines Vaters einstieg. »Der Nachfolgeprozess ist eingeleitet. Ich kümmere mich nun überwiegend um die kaufmännischen Themen«, erklärt Gekeler. (GEA)