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Großer Personalabbau bei Voestalpine in Dettingen

Bis zu 209 Arbeitsplätze fallen weg. Interessenausgleich und Sozialplan vereinbart.

Standort von Voestalpine Automotive Components in Dettingen/Erms.
Standort von Voestalpine Automotive Components in Dettingen/Erms. Foto: Pieth
Standort von Voestalpine Automotive Components in Dettingen/Erms.
Foto: Pieth

DETTINGEN/LINZ. Bei Voestalpine Automotive Components sollen wegen gesunkener Nachfrage infolge einer Reorganisation bis 31. Mai 2026 bis zu 209 der 650 Arbeitsplätze am Standort Dettingen/Erms und 29 der 910 am Standort Schmölln (Thüringen) wegfallen. Der Gesamtbetriebsrat des Automobilzulieferers, unterstützt von der Industrie-Gewerkschaft (IG) Metall, und die Arbeitgeberseite haben im Zusammenhang mit der geplanten Betriebsänderung Verträge über einen Interessenausgleich und einen Sozialplan sowie Betriebsvereinbarungen über ein Freiwilligenprogramm und für eine Transfergesellschaft geschlossen. Dies teilte die IG Metall am Donnerstag auf Nachfrage des GEA mit. Peter Felsbach, Konzernsprecher von Voestalpine in Linz (Österreich), bestätigte dies dem GEA auf Nachfrage: »Unsere Mitarbeiter wurden informiert, dass es eine Einigung gibt – die Verträge sind unterschrieben.«

»Die genaue Anzahl der abzubauenden Arbeitsplätze kann im Verlauf der Restrukturierung noch nach unten variieren«, teilte Kai Lamparter, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Reutlingen-Tübingen, mit. »Der Betriebsrat und die IG Metall gehen für den Standort Dettingen von einer Anzahl deutlich weniger als 200 Beschäftigte aus, die ihre Arbeitsplätze verlieren werden«, fügte er hinzu.

Ein Freiwilligenprogramm

Über verschiedene Möglichkeiten des freiwilligen und vorzeitigen Ausscheidens oder den Wechsel in eine Transfergesellschaft – als Auffang- und Qualifizierungsgesellschaft – bis hin zur betriebsbedingten Kündigung können dem Gewerkschafter zufolge Abfindungsfaktoren zwischen dem 0,6- bis 0,8-Fachen eines Bruttomonatsentgelts pro Jahr der Beschäftigung erreicht werden. »Die Höhen von Abfindungen orientieren sich unter anderem an der finanziellen Leistungsfähigkeit eines Unternehmens und sind nicht – wie vielfach angenommen wird – gesetzlich oder in ortsüblicher Weise geregelt«, erklärte Lamparter. Daher sei der Vergleich von Voestalpine Automotive Components mit anderen Unternehmen »eher schwierig«.

Die Umsetzung der organisatorischen und personellen Maßnahmen in Dettingen und Schmölln solle in drei Phasen erfolgen. Unter anderem laufe bis 6. Mai ein Programm zum freiwilligen Ausscheiden für alle Beschäftigten des Unternehmens. Mit den ersten betriebsbedingten Kündigungen sei bis spätestens 28. Mai 2025 zu rechnen.

Der börsennotierte österreichische Stahlkonzern Voestalpine mit weltweit 51.600 Beschäftigten hatte im vergangenen Herbst die Reorganisation seiner fünf Fahrzeugteile-Standorte in Deutschland angekündigt. Demnach sollen Zukunftsperspektiven für rund 2.000 Mitarbeitende geschaffen werden – Ende März 2025 waren es noch 2.635, und zwar außer in Dettingen und Schmölln (zusammen 1.560 Beschäftigte) in Birkenfeld (Rheinland-Pfalz, 236 Beschäftigte), Schwäbisch Gmünd (Ostalbkreis, 659 Beschäftigte) und Böhmenkirch (Landkreis Göppingen, 180 Beschäftigte). Das Werk in Birkenfeld soll geschlossen werden, die vier verbleibenden Standorte sollen sich auf bestimmte Produkte spezialisieren.

Investitionen und Qualifizierung

»Durch die Verlagerungen von Anlagen, vor allem im Bereich großer Pressen, und des damit verbundenen Werkzeugbaus werden vor allem am Standort Dettingen Arbeitsplätze abgebaut«, sagte Lamparter. Er hatte neben der Betreuung des Betriebs in Dettingen auch eine koordinierende Rolle als Unternehmensbeauftragter des Vorstands der IG Metall für alle deutschen Standorte von Voestalpine Automotive Components übertragen bekommen.

Lamparter zufolge haben sich die Betriebsräte eine erweiterte Mitbestimmung für den Aufbau der künftigen Zielorganisation verhandelt. Es seien Investitionen vor allem am Standort in Dettingen nötig. Die IG Metall habe außerdem gefordert, verstärkt Beschäftigte auf modernen Anlagen und für bessere Einsatzmöglichkeiten in verschiedenen Bereichen des Unternehmens zu qualifizieren. »Wir verlangen, dass die Mitbestimmung auch im Regelbetrieb und nicht nur in schwierigen Zeiten eingehalten wird«, sagte Lamparter. Er beklagte, dass Verbesserungsvorschläge von Betriebsräten im vergangenen Jahr »belächelt« worden seien. (GEA)