BERLIN. Jeder vierte Arbeitnehmer (25 Prozent) traut sich nicht, Fehler im Job zuzugeben. Etwa gleich viele (23 Prozent) rechnen mit negativen Folgen, wenn sie Missgeschicke offenlegen. Nur ein Bruchteil (5 Prozent) wendet sich nach Patzern als erstes an die Führungskraft. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie, für die das Meinungsforschungsinstitut Yougov im Auftrag des Versicherungs- und Finanzdienstleisters Axa rund 2.000 Personen im Mai 2024 online befragt hat. Die Aussagen sind repräsentativ für die Bevölkerung in Deutschland.
Ältere tun sich leichter mit Fehlern
Die Umfrage zeigt, dass die Fehlerkultur in Deutschland Nachholbedarf hat. Nur eine Minderheit von 39 Prozent stimmt der Aussage zu: »Die Fehlerkultur hat sich in unserer Gesellschaft verändert. Fehler werden mehr akzeptiert.« Hier gibt es allerdings große Unterschiede zwischen den Generationen: Während die Mehrheit (55 Prozent) der unter 25-Jährigen einen positiven Wandel wahrnimmt, trifft das bei den über 55-Jährigen nur für 34 Prozent zu.
Überraschend in diesem Zusammenhang: Junge Erwachsene beobachten zwar eine veränderte Fehlerkultur, leben diese aber nicht in ihrem Alltag. Beim öffentlichen Bekenntnis zu eigenen Fehlern zeigen sie sich unsicher. Eine knappe Mehrheit (52 Prozent) der unter 25-Jährigen erkennt sich wieder in der Aussage: »Ich kann mir selbst Fehler eingestehen, aber nur schwer vor anderen zugeben.« Bei den über 55-Jährigen gilt das nicht mal für jeden Dritten (31 Prozent).
In dieselbe Richtung weist der Befund, dass Jüngere zögerlicher Unterstützung anfordern als Ältere. Die Aussage »Mir fällt es schwer, andere um Hilfe zu bitten« beziehen die unter 25-Jährigen mit deutlicher Mehrheit (60 Prozent) auf sich, die über 55-Jährigen nur zur Hälfte (49 Prozent). Bei der Frage, an wen man sich als erstes nach einem beruflichen Misserfolg wendet, sind die naheliegenden Kontakte auf der Arbeit nicht die erste Wahl. Nur ein Bruchteil (5 Prozent) sucht Unterstützung bei Führungskräften und immerhin 8 Prozent bei Kollegen. Für mehr als ein Viertel (28 Prozent) ist der Partner die erste Ansprechperson.
Gewissensbisse nach Patzer
Ein weiteres Ergebnis der Studie: Personen in der Rushhour des Lebens sind besonders sensibilisiert für Konsequenzen nach Fehlern. Die Rushhour des Lebens bezeichnet den Zeitabschnitt zwischen Ausbildungsabschluss und mittlerem Alter. In dieser Phase bauen viele Menschen Familie und Karriere auf. So plagt einen Großteil (61 Prozent) der 25- bis 44-Jährigen nach Misserfolgen ein schlechtes Gewissen. Im Gegensatz dazu haben bei den über 55-Jährigen lediglich 53 Prozent Gewissensbisse. Auch die Sorge, nach einem Fehltritt für inkompetent gehalten zu werden, ist in dieser Altersgruppe mit 37 Prozent hoch. Bei den über 55-Jährigen hat nicht einmal jeder Fünfte (18 Prozent) Bedenken. (GEA)