HECHINGEN. Einen erstaunlichen Wachstumsprozess durchläuft die Bentley Innomed GmbH in Hechingen. Nun hat das Unternehmen der Medizintechnik den nächsten Schritt getan, lud ein zum Spatenstich für einen neuen, fünfstöckigen Erweiterungsbau des bestehenden Bürogebäudes. Ihm soll eine neue Produktionshalle folgen, beide Projekte sollen im Sommer 2027 abgeschlossen werden und den Hechinger Standort zu einem Firmencampus runden, einem Komplex eng zusammengeschlossener Gebäude, in dem die rasante Entwicklung weiter vorangetrieben werden soll.
Bentley ist seit 2009 in Hechingen angesiedelt, wurde dort von Unternehmer Lars Sunnanväder und dem Erfinder Milisav Obradovic gegründet. Das Unternehmen fertigt, entwickelt und vertreibt Implantate und Katheder für die minimalinvasive Behandlung von Gefäß- und Aorta-Erkrankungen, bekannt als Stents.
»Wir rechnen mit einem starken Wachstum und bereiten uns darauf vor«
Bentley besitzt, nach eigenen Angaben, im direkten und indirekten Vertrieb Kunden in mehr als 80 Ländern und beschäftigte 2024 rund 480 Mitarbeiter in mehr als zehn Ländern. Im vergangenen Jahr erzielte Bentley einen Umsatz von 97 Millionen Euro. Nach einer Zulassungszeit von neun Jahren, so Sebastian Büchert, CEO von Bentley, werde das Unternehmen von 2028 an in der Lage sein, seine Produkte in die USA zu verkaufen. »Wir rechnen mit einem starken Wachstum und bereiten uns darauf vor.«
Büchert ist Mitglied der Vollversammlung der IHK Reutlingen. Für ihn spielt die Konzentration auf einen Standort keine geringe Rolle beim Erfolg des Unternehmens. Zum Standort Hechingen bekennt er sich dabei ausdrücklich: »Hier sind die Wurzeln des Unternehmens, hier schlägt sein Herz.« Der Spatenstich zum Erweiterungsbau gilt ihm dabei als besonderer, prägender Moment. Alle Bauten auf dem Unternehmenscampus sollen durch Brücken und Anflanschungen miteinander verbunden werden; ein neuer Empfangsbereich soll entstehen, mit drei über ihm liegenden Verwaltungsstockwerken. Ziel, sagt Büchert, sei ein Komplex, bei dem jedes Gebäude »trockenen Fußes« zu erreichen sei. Jegliches »Silodenken« soll bei Bentley vermieden werden, die Mitarbeiter sich im Unternehmen begegnen und austauschen: »Wir leben die Präsenz. Durch sie entsteht Kreativität. Bei uns gibt es höchstens einen Tag pro Monat und Mitarbeiter im Homeoffice.«
Aktuell hat Bentley Arbeitsflächen ausgelagert in 18 Containerbüros und einer angemieteten Werkstatt. Auf der Fläche, die dem kommenden Anbau gegenüberliegt, finden sich noch Hallen für Lkw – sie sollen in Kürze abgerissen werden, um an ihrer Stelle die zweite Produktionshalle zu errichten. Sebastian Büchert rechnet bei diesem Projekt mit einer kürzeren Bauzeit und einer Fertigstellung zeitgleich mit jener des Erweiterungsbaus. Das Gesamtprojekt umfasst auch eine Erweiterung des Lagers – dass hier in den kommenden Jahren schnell weitere Kapazitäten benötigt werden, scheint sicher.
Monika und Annika Sunnanväder, Töchter des Bentley-Gründers Lars Sunnanväder, sind Bauherrinnen des Projektes. Sie wollen Bentley am Standort Hechingen in die Zukunft führen. Dorothee Müllges, erste Beigeordnete Hechingens, spricht anlässlich des Spatenstiches vom großen Stolz der Kommune auf die Entwicklung im Lotzenäcker: »Die Medizintechnik in Hechingen wächst und wächst«, sagt sie – und die Medizintechnik gilt als krisensichere Branche. Die Erteilung der Baugenehmigung für die Bentley-Erweiterung hatte sich zwar verzögert – das Baugesuch lag bereits Februar vor, die Genehmigung wurde wenige Tage vor dem Spatenstich erteilt – aber dies, so Müllges, sei bürokratischen Umständen geschuldet gewesen: »Normalerweise geht so etwas in Hechingen schneller.«
Ein wichtiger Aspekt des aktuellen und natürlich auch der kommenden Bauprojekte, sagt Dorothee Müllges, seien neben der Grundsteuer die Gebühren, die bei Bauvorhaben dieser Größe anfallen: »Das freut die Stadt auch, angesichts der klammen Kassen.« Eine Investitionssumme zu den aktuellen Vorhaben wird von Bentley nicht genannt – aber Sebastian Bücherts Zusicherung steht im Raum: »Wir wollen hier in Hechingen weiter entwickeln, produzieren, verwalten und vermarkten.« (GEA)

