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Bentley Innomed setzt stark auf Hechingen

Das seit 2009 bestehende international tätige Medizintechnikunternehmen Bentley Innomed GmbH mit Sitz in Hechingen hat am Freitag bei einer Feier mit über 450 Teilnehmenden einen 13 Millionen Euro kostenden Erweiterungsbau seiner Bestimmung übergeben. Auf 4.250 Quadratmetern und fünf Ebenen sind über 100 Arbeitsplätze, eine Kantine und ein Zentrallager entstanden.

Das Firmengelände von Bentley Innomed in Hechingen (vorne): rechts das nun fertig gestellte Gebäude, dahinter das benachbarte Ar
Das Firmengelände von Bentley Innomed in Hechingen (vorne): rechts das nun fertig gestellte Gebäude, dahinter das benachbarte Areal von Best Freizeitmöbel, auf dem Bentley Innomed sich von 2025 an weiter ausdehnen will; links die Landstraße in Richtung Rangendingen und Haigerloch. Foto: Benzley Innomed
Das Firmengelände von Bentley Innomed in Hechingen (vorne): rechts das nun fertig gestellte Gebäude, dahinter das benachbarte Areal von Best Freizeitmöbel, auf dem Bentley Innomed sich von 2025 an weiter ausdehnen will; links die Landstraße in Richtung Rangendingen und Haigerloch.
Foto: Benzley Innomed

HECHINGEN. Die stark wachsende Firma plant unterdessen schon das nächste Bauprojekt, wie Geschäftsführer Sebastian Büchert im Gespräch mit dem GEA berichtete. Mit dem benachbarten, Ende 2023 zugekauften Areal von Best Freizeitmöbel solle in mehreren Bauabschnitten von 2025 an auf dann insgesamt 45.000 (bisher: 15.000) Quadratmetern der Bentley Campus entstehen. Zudem gebe es Pläne für einen Börsengang der schwedischen Muttergesellschaft Bentley Endovascular Group AB (Stockholm).

Bentley Innomed entwickelt, fertigt und vertreibt Implantate und Katheter für die minimal-invasive (also ohne große Eingriffe) Behandlung von peripheren Gefäß- und Aortenerkrankungen. Das Unternehmen sieht sich als weltweit führender Hersteller für ballonexpandierende, ummantelte Stents. Diese kommen zum Einsatz bei Patienten, die an Aneurysmen (Arterienausstülpungen), Problemen mit Herzkranzgefäßen oder an einer gestörten peripheren Blutversorgung leiden, zum Beispiel an den Beinen – so können Amputationen vermieden werden.

Börsengang vorgesehen

Die Unternehmensgruppe Bentley hat Firmenchef Büchert, 50, zufolge im vergangenen Jahr einen Umsatz von 84 Millionen Euro erzielt – nach 68 Millionen Euro und 53 Millionen Euro in den beiden Jahren zuvor. Bentley vertreibe seine Produkte in über 80 Ländern. Der Exportanteil des Umsatzes liege über 80 Prozent. »Wir sind weiterhin hoch profitabel«, sagte der Betriebswirt auf die Frage nach der Ertragslage in 2023 und 2022. Für das Geschäftsjahr 2021 ist für Bentley Innomed im elektronischen Bundesanzeiger ein Jahresüberschuss von 11,4 Millionen Euro veröffentlicht.

Die Unternehmensgruppe besteht derzeit aus der für den geplanten Börsengang im vergangenen Jahr gegründeten schwedischen Holding und deren Tochterfirmen Bentley Innomed GmbH (Hechingen/Deutschland), Bentley Switzerland AG (Frauenfeld/Schweiz) und Bentley US Inc. (Atlanta/USA). Aktuell werden laut Büchert 440 Personen beschäftigt. Davon arbeiteten 320 (vor einem Jahr: 292) Beschäftigte in Hechingen, 35 weitere im Vertrieb seien ebenfalls dem Standort zugeordnet. 80 Mitarbeitende seien in Frauenfeld tätig, zusammen fünf in Stockholm und in Atlanta.

Auf die Frage zum Zeitpunkt des Börsengangs, antwortete Büchert: »Wir können die Expansion noch aus eigener Kraft finanzieren und warten den optimalen Zeitpunkt für den Börsengang ab. Wir sind aber gut vorbereitet dafür.« Klar sei, dass auch nach dem Börsengang die beiden Firmengründer Lars Sunnanväder, 83, und Miko Obradovic, 56, die Mehrheit der Anteile halten wollen. Außer den beiden Gründern seien aktuell die Investoren Keensight Capital, A.P. Moeller Holding und Bonit Capital Miteigentümer.

Hauptgesellschafter Sunnanväder ist nach Firmenangaben auch der Investor und Vermieter des nun eröffneten Erweiterungsbaus. Er freute sich über das dynamische Wachstum des Unternehmens und die Fertigstellung des Gebäudes pünktlich zum 15-jährigen Bestehen der Firma. »So schaffen wir Platz für die Ausweitung unserer High-Tech-Produktion in unserem Bestandsgebäude hier in Hechingen«, sagte Sunnanväder. Die Reorganisation der Flächen erlaube eine erhöhte Produktionskapazität. Erweiterte Logistikflächen stellten die verzugslose Lieferung der Produkte sicher.

Erbe lobt Sunnanväder

Büchert erinnerte daran, dass das neue Gebäude eigentlich schon vor neun Monaten bezogen werden sollte, dann aber ein Brand auf der Baustelle die Arbeiten verzögerte. Daher seien 26 Container aufgestellt und weitere Büroflächen angemietet worden. Nun gebe es zwar eine gewisse Entspannung. »Aber das neue Gebäude wird gleich voll sein«, sagte der Geschäftsführer. Daher behalte Bentley Innomed die Container.

Das nun bezogene Gebäude ist 45 Meter lang, 22 Meter tief und 22 Meter hoch. Eine Luft-Wärme-Pumpe und eine Photovoltaikanlage helfen, den Verbrauch fossiler Brennstoffe zu vermeiden. Die Arbeitsplätze sind voll klimatisiert und nach neuesten ergonomischen Gesichtspunkten ausgestattet.

Christian Otto Erbe, Präsident der Industrie- und Handelskammer Reutlingen und des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags, würdigte das starke Bekenntnis des Unternehmens Bentley Innomed zur Region Neckar-Alb und die rasante Entwicklung des Unternehmens: »Innovativ, kreativ und mit einer ganz besonderen Unternehmenskultur hat sich Bentley in nur 15 Jahren zu einem der attraktivsten Arbeitgeber in unserer Region entwickelt und ist ein Paradebeispiel dafür, was für ein Potenzial gerade hier steckt.« Erbe lobte zudem Sunnanväder: »Sage und schreibe elf erfolgreiche Unternehmensgründungen haben Sie selbst initiiert und dabei den Boden für rund 1.000 Arbeitsplätze mit hohem Zukunftspotenzial hier vor Ort bereitet.« Wie berichtet, hatte Erbe selbst Anfang Mai mit seinem Tübinger Unternehmen Erbe Elektromedizin in Rangendingen, acht Kilometer von Hechingen entfernt, ein neues Werk eröffnet, das 90 Millionen Euro gekostet hat.

Im Übrigen gibt es keinen Zusammenhang zwischen Bentley Innomed und der britischen Automarke Bentley, wie Maria Lahaye-Geusen, Pressesprecherin von Bentley Innomed, auf Nachfrage mitteilte. Sunnanväder habe einst in den USA eine Medizintechnikfirma von einer Unternehmerfamilie Bentley erworben – und damit auch die Namens- und Markenrechte für »Bentley«. (GEA)