MÜNSINGEN-BUTTENHAUSEN. Seit 20 Jahren ist der »Lebendige Advent« in Buttenhausen eine besondere Tradition, die dazu dienen soll, die Vorfreude auf Weihnachten zu fördern und die Gemeinschaft zu stärken. Herbert Weippert, damals Dienststellenleiter der BruderhausDiakonie-Einrichtung in Buttenhausen, hatte die Idee dazu. »Mir ging es darum, eine Begegnungsmöglichkeit für die damaligen Heimbewohnern und die Gemeindemitglieder zu schaffen«, erinnert er sich. Viele Projekte hatte es zu jener Zeit schon gegeben, so etwa Lichtstubenabende, Dorfgespräche, Veranstaltungen im Café Ikarus und den traditionellen Basar. »Das Miteinander von Heim und Dorf war mir sehr wichtig, der Austausch untereinander.« Der damals überwiegend abgeschlossene Heimbereich öffnete sich kontinuierlich, es entstanden Beziehungen und Freundschaften, das Verständnis füreinander wuchs.
Und da es bereits Beispiele für einen »Lebendigen Adventskalender« in umliegenden Gemeinden gab, sollte ein solcher auch in Buttenhausen eingerichtet werden, um, wie Weippert betont, etwas entstehen zu lassen, bei dem der Glauben im Alltag gelebt und Weihnachten hautnah erlebt werden konnte. Bei Angelika Janssen, Diakonin der BruderhausDiakonie, und bei der damaligen Pfarrerin Marlies Haist stieß er mit seinem Vorhaben auf offene Ohren. »Das war eine tolle Idee und in Buttenhausen hatten wir viele Möglichkeiten, Gewerbetreibende und Privatpersonen für unsere Idee zu begeistern.«
Ob in der Schreinerwerkstatt, im Autohaus, im Gewölbekeller, beim Krippenbastler, beim Frisör, im Eselstall oder in der Gärtnerei der BruderhausDiakonie: Ganz Buttenhausen machte mit. »Irgendwann konnten wir gar nicht mehr alle Angebote annehmen. Etwa die Hälfte der Termine fand in Privat- und Geschäftsräumen statt, die andere Hälfte bei der BruderhausDiakonie«, berichtet Angelika Janssen. Der Gastgeber übernahm das Catering, der liturgische Ablauf samt biblischer Impuls und Lesung wurde zumeist von ihr, von der Pfarrerin oder von Ehrenamtlichen gestaltet. Immer wurde dabei ein Adventslicht von einem Ort zum anderen weitergereicht.
Nachdem die evangelische Kirchengemeinde Buttenhausen im Jahr 2013 mit Apfelstetten fusionierte, wurden auch dort Türchen aufgemacht. Fünf Jahre später fand die Fusion mit Hundersingen statt und erneut stieß man auf Bereitschaft zum Mitmachen. Jetzt werden je acht Termine in jedem der drei Ortschaften veranstaltet. Mit im Boot sind nach wie vor Privatpersonen, aber auch Vereine. »An jedem Ort sollen Menschen zusammenkommen können. Meistens sind es jeden Tag andere Leute, die teilnehmen«, erzählt Pfarrerin Regina Götz. Rund 15 bis 30 Personen treffen sich jeden Abend am Adventstürchen, darunter auch Einzelne, die in alle drei Ortschaften kommen. Ziel sei, dass man nicht nur in den eigenen Ort gehe, sondern sich auch gegenseitig besuche.
Corona brachte wesentliche Änderung, nicht nur zum Negativen. Größtenteils finden seither die Termine nicht mehr in Privaträumen statt, sondern überwiegend im Freien oder in Scheunen. Das, so die Pfarrerin, biete wieder ganz neue Möglichkeiten der Gestaltung. Drei Termine sind speziell für Kinder konzipiert, insgesamt gleicht keine Veranstaltung der anderen. In Apfelstetten wird am 1. Dezember ein großes Feuer entzündet, beim Eselstall der BruderhausDiakonie in Buttenhausen ist am 5. Dezember eine kunstvolle Krippe aufgebaut und in Hundersingen spielt am 9. Dezember der Posaunenchor. An Heiligabend geht das 24. Türchen beim Abend-Gottesdienst in der Hundersinger Kirche auf. Lange Zeit wurde auch das abendliche Anzünden des jüdischen Chanukka-Leuchters in den »Lebendigen Adventskalender« integriert. Doch seit dem Tod von Martin Pöt Stoldt vor zwei Jahren findet diese Tradition bedauerlicherweise nicht mehr statt.
Für die Ortschaften soll die allabendliche Veranstaltung die Möglichkeit bieten, die besinnliche Zeit des Wartens auf das Weihnachtsfest gemeinsam zu erleben und zu gestalten. Man will Menschen zusammenbringen, um in festlicher Atmosphäre Lieder zu singen, Andachten zu halten und ihr Augenmerk auf die besinnlichen Werte der Adventszeit zu legen. (GEA)