TROCHTELFINGEN. Harry Drexler, Leiter des Polizeipostens Alb in Engstingen, war nun einige Zeit nicht in Trochtelfingen, um dem Gemeinderat über die Kriminalitätslage zu berichten. Am Dienstag kam er aber, um die Statistik der 2023 im Städtle verübten Straftaten vorzulegen. Dabei legte er nicht unbedingt positive Zahlen vor. Aber er relativiert: »Es gibt einen deutlichen Anstieg an Straftaten, aber wir sind in Trochtelfingen noch gut aufgestellt.«
169 Fälle haben die Polizeibeamten im vergangenen Jahr in Trochtelfingen aufgenommen und bearbeitet. Das sind so viele wie noch nie im Zehnjahresvergleich. 2022 wurden 137 Straftaten verübt, die niedrigsten Werte gab es 2020 mit 117 und 2015 mit 118 Fällen, in den übrigen Jahren lag die Zahl zwischen 123 und 143 Straftaten. »Der deutliche Fallanstieg ist unter anderem auf eine deutliche Steigerung der einfachen Diebstahlsdelikte zurückzuführen«, heißt es im Bericht. Hier haben sich die Gesamtfallzahlen verdoppelt: bei den einfachen Diebstählen von 19 auf 39, insgesamt von 25 auf 46. Diese Zahlen schwanken häufig, das liege am Anzeigeverhalten, sagt Drexler und beruhigt: Es sei nichts so Gravierendes dabei gewesen, dass es für die Trochtelfinger Anlass zur Sorge gebe.
Was die Stadt erschütterte, war ein Fall, der als eine von vier verübten Sexualstraftaten in der Statistik geführt wird. Es war die Vergewaltigung einer Frau, die am 2. Oktober auf dem Heimweg von einer Veranstaltung in Mägerkingen überfallen wurde. Über den Vorfall und den Stand der Ermittlungen konnte Drexler nichts sagen, da diese noch laufen.
43 Rohheitsdelikte, davon 31 Körperverletzungen hat die Polizei 2023 aufgenommen, auch hier ist im Vergleich zu 2022 ein Anstieg zu verzeichnen (35 und 26). Dies seien zumeist Durchschnittsdelikte gewesen. Es gab 24 einfache, fünf gefährliche und zwei fahrlässige Körperverletzungen. 40 der insgesamt 43 Delikte konnte die Polizei aufklären.
Insgesamt liegt die Aufklärungsquote in Trochtelfingen bei 66,9 Prozent, das sind 113 Fälle (Vorjahr 67,9 Prozent). 95 Tatverdächtige konnten ermittelt werden, es waren 76 Männer und Jungen sowie 19 Frauen und Mädchen. Die Zahl der unter 21-jährigen Täter liegt bei 16.
Bei den Vermögens- und Fälschungsdelikten ist die Zahl der Straftaten von 31 auf 23 gesunken, 18-mal wurden Betrugsfälle angezeigt. Diese Zahl sei nach wie vor auf hohem Niveau, so Drexler, die Täter bedienen sich des Internets, Telefons oder versuchen, über Kurznachrichten ans Geld ihrer Opfer zu gelangen. Die sonstigen Straftatbestände splitten sich auf in sieben Beleidigungen, 17 Sachbeschädigungen, fünf Widerstände und tätliche Angriffe. Beim letztgenannten Punkt seien in drei Fällen Polizeibeamte und Rettungskräfte angegriffen worden. »In allen drei Fällen standen die Tatverdächtigen unter Alkoholeinfluss. In zwei Fällen leisteten Personen mit psychischen Erkrankungen Widerstand gegen polizeiliche Maßnahmen.«
Im Vergleich der Kriminalitätsbelastungs- oder Häufigkeitszahl der Gemeinden im Landkreis Reutlingen landet Trochtelfingen im »unteren Mittelfeld«, dieser Wert sei als unauffällig zu werten.
Walter Rist fragte nach, ob weitere strukturelle Veränderungen bei der Polizei für das Gebiet der Alb geplant seien. 2022 war der Polizeiposten in Trochtelfingen geschlossen worden, die drei Beamten versahen dann ab dem 3. Mai des Jahres ihren Dienst im Polizeiposten Alb im Alten Forsthaus in Kleinengstingen. Die Struktur auf der Alb werde bleiben, wie sie jetzt ist, erklärte Drexler, im Polizeiposten Alb sind zehn Beamte beschäftigt, durch die Schließung des Postens in Trochtelfingen konnten die Dienstzeiten in Engstingen ausgeweitet werden, bewertete er die Entscheidung von damals als positiv.
Und nach wie vor zeigt die Polizei in Trochtelfingen Präsenz, die sei vor allem nach der Vergewaltigung im vergangenen Jahr in Mägerkingen erhöht worden. Jürgen Klingenstein wies fürs Verständnis in der Öffentlichkeit explizit darauf hin, dass es keine Entscheidung des Gemeinderats war und es keinen Beschluss im Gremium gab, den Polizeiposten in Trochtelfingen zu schließen. »Das wurde uns nur so mitgeteilt, und wir waren darüber nicht erfreut.« (GEA)