GOMADINGEN-OFFENHAUSEN. Das frisch im Gomadinger Teilort Offenhausen aufgestellte Tempo-30-Schild aus Richtung Steingebronn ist eindeutig: von hier an Fuß vom Gas. Nicht ganz klar ist, wann die direkt dahinter installierte Radaranlage auslöst. Kommt das Knöllchen schon, wenn man schneller als 30 fährt? Oder gilt im Kamerabereich noch Tempo 50? Das fragt sich auch eine GEA-Leserin: »Welche Geschwindigkeit gilt eigentlich am Blitzer in Offenhausen?« Sie schlägt auch gleich eine Antwort vor: »Bis zum Schild gilt 50, der Kontakt für den Blitzer ist noch im 50er-Bereich, der Blitzer selbst steht aber jetzt hinter dem 30er-Schild. Der ein oder andere hat deshalb schon stark abgebremst.«
Für Klarheit sorgt das Landratsamt Reutlingen: Die Leserin hat recht, der Blitzer löst erst aus, wenn das Tempo-50-Limit überschritten ist, gemessen wird etwa sieben Meter vor dem Starenkasten, und dort gilt Tempo 50.
Dass das Verkehrszeichen direkt am Blitzer für Aufregung sorgt, lässt sich immer wieder beobachten: Radaranlagen lösen ja gern einen Bremsreflex aus, man weiß ja nie. Und in Offenhausen wird auch mal vom selbstverständlich eingehaltenen Tempo 50 auf 30 runtergebremst. Wenn der Hintermann unaufmerksam und nicht allzeit bremsbereit ist, wie es eigentlich sein sollte, kann das tatsächlich zu heiklen Situationen führen. Passiert ist in Offenhausen bisher aber noch nichts, auch wenn der eine oder andere schon geflucht haben wird.
Dezibel geben Standort vor
Aber warum steht das Verbotsschild ausgerechnet hier? Weil es genau hier stehen muss und nirgendwo anders stehen darf. Die Tempo-30-Regelung habe nichts oder nur als Nebeneffekt etwas mit Verkehrssicherheit zu tun: Die Unfalllage sei »unauffällig«, erklärte Niklas Barnstorf, Leiter der zuständigen Straßenverkehrsbehörde im Landratsamt im Januar im Gomadinger Gemeinderat. Es geht vielmehr um den Schutz Gesundheit der vom Durchgangsverkehr geplagten Offenhausener, konkret um eine Reduzierung des Verkehrslärms. Tempo 30 ist dafür ein erprobtes Mittel. Der Gemeinderat und Bürgermeister Klemens Betz hatten sich daher dafür ausgesprochen, von einem Ortsschild bis zum anderen auf die Bremse treten zu lassen. Allerdings gelten für 30er-Zonen klare Regeln, an denen weder die Gemeinden noch das zuständige Landratsamt vorbeikommen.
Nachdem der Verkehr auf der L 230 in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen hat, wurde in Offenhausen der Verkehrslärm berechnet. Das Ergebnis: Die zulässigen Grenzwerte von 67 Dezibel bei Tag und 57 Dezibel bei Nacht werden häufig überschritten, in den Häusern an der Durchgangsstraße ist es lauter, als es das Gesetz erlaubt. Sobald dies der Fall ist, müssen die Verantwortlichen aktiv werden, da gibt es kein Vertun, Spielraum gibt es nur bei den möglichen Mitteln. In Offenhausen wurde das Tempo gedrosselt, und zwar genau dort, wo die Dezibelschranken durchbrochen wurden. Konkret zwischen den Hausnummern 14 und 52 der Lichtensteinstraße, hier stehen die Gebäude nahe an der Straße. Sonst ist es ruhiger, wenn auch sicher nicht idyllisch. Dort wo weiter hinten gebaut wurde, werden die Lärmgrenzwerte nicht überschritten, ein Tempolimit aus Lärmschutzgründen ist nicht möglich, da sei die Rechtslage eindeutig, bedauerte Barnstorf im Gemeinderat.
Ruhig freiwillig 30 fahren
Und so kam es zu der seltsamen Paarung von Blitzer und Verbotsschild: Genau von der Radaranlage an kann der Verkehr gedrosselt werden, weiter vorn, ein Stück weg vom Blitzer, wäre es nicht erlaubt. Das Tempo-30-Schild steht also eigentlich an genau der richtigen Stelle, auch wenn die »Aufstellung ein bisschen unglücklich ist«, wie Bürgermeister Betz einräumt.
Dass die »Aufstellung ein bisschen unglücklich« sei und für Verwirrung sorgen könnte, räumt auch das Landratsamt ein. Das Schild wird deswegen demnächst ein Stück nach hinten versetzt, sagt Niklas Barnstorf auf Anfrage. Den jetzigen Standort habe die Straßenmeisterei auch aus Platzgründen gewählt, um bei den örtlichen Gegebenheiten möglichst wenig Raum zu belegen.
Es sei ruhiger geworden und es werde tatsächlich langsamer gefahren, hat Bürgermeister Betz gehört, vor allem die dröhnenden Lastwagen seien deutlich leiser unterwegs. Insgesamt werde das Tempolimit positiv gesehen. Es gibt aber auch andere Meinungen, hinter der Schild-Blitzer-Combo werde gleich wieder Gas gegeben, hat eine Anwohnerin beobachtet. Das sollte man sicher nicht tun und man muss auch nicht 50 fahren, wo's erlaubt ist. Fahrer mit Hirn und ein bisschen Mitgefühl für lärmgeplagte Mitmenschen bleiben die paar Meter mehr bis zu den Ortsschildern freiwillig auf 30, einen messbaren Zeitverlust dürfte da keiner spüren. Andere haben es allerdings eiliger als die Polizei erlaubt, weswegen sich einige Offenhausener noch einen weiteren Blitzer wünschen würden. (GEA)