ST. JOHANN. Zwei Felder, das eine in Hohenstein und das andere im Lonsinger Tal, erfreuen derzeit das Auge des Betrachters. Erinnern sie doch mit dem herrlichen Blau der Kornblumen an ein Gemälde von Claude Monet, der weltberühmte Werke wie die Serie »Seerosen« schuf.
Die Landwirte dürften allerdings weit weniger begeistert sein, denn die Kornblumen überwuchern als Unkraut die eigentliche Anbaufrucht Erbse und Triticale und erschweren die Ernte. »Bei hohem Mais tut sich die Kornblume schwerer, sich zu entfalten«, so Patrick Schmelcher vom Kreislandwirtschaftsamt Münsingen. Doch bei Erbsen oder Triticale von geringerer Höhe zeigt sich die ganze Pracht, zumal nicht alle chemischen Mittel greifen. 20 bis 100 Zentimeter Wuchshöhe können Kornblumen erreichen.
»Die Kornblume ist sehr vermehrungsfreudig«, sagt auch Amtskollege Christoph Schrade. »Jede Pflanze kann 700 bis 1.600 Samen produzieren.« Blütezeit ist von Juni bis September, im Herbst keimen schon die nächsten Samen. Ursprünglich ist die Kornblume nicht in Mitteleuropa heimisch, sie stammt aus dem östlichen Mittelmeergebiet. Jedoch ist sie seit der jüngeren Steinzeit auch in hiesigen Gefilden nachgewiesen und wohl mit Saatgut vom Mittelmeer sozusagen versehentlich hierher gelangt. Ihre Vorliebe als Begleitpflanze von Kornfeldern trug der Pflanze schon im 15. Jahrhundert ihren Namen ein. Im Norden heißt sie auch »Roggenblume«.
Auf mittelalterlichen Gemälden ist die Kornblume oft als Marienblume zu finden und wegen ihrer charakteristischen Farbe und der Form der Blütenblätter gut zu erkennen. Auch in Klostergärten war sie vertreten, da man ihr Heilwirkung, unter anderen gegen Appetitlosigkeit und Entzündungen, zuschrieb. Nachgewiesen ist der hohe Zuckergehalt des Nektars.
Im 19. Jahrhundert erlebte die Kornblume einen Aufschwung, war sie doch die Lieblingsblume Kaiser Wilhelms I. Seit 1968 ist sie die Nationalblume Estlands. (GEA)