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Welche beiden besonderen Eisvogel-Arten auf der Schwäbischen Alb zu Hause sind

Auf der Schwäbischen Alb sind zwei besondere, sehr seltene Arten von Eisvögeln zuhause. Ein Doppelporträt

Foto: Günter Künkele
Foto: Günter Künkele

MÜNSINGEN. Sie sind beide wunderschön, extrem selten und tragen den gleichen Namen – zumindest beinahe. Die Alb ist Heimat zweier Eisvögel. Der Eine ist der Blauschwarze Eisvogel, ein prächtiger Tagfalter in extravaganter Färbung. Der Andere ist nicht minder schillernd, aufgrund seines auffälligen Gefieders in Eisblau und Orange wird dieser Eisvogel – der wirklich ein Vogel ist – auch als »fliegender Edelstein« bezeichnet.

Die Flügel des Schmetterlings-Eisvogels haben eine Spannweite von etwa fünf Zentimetern. Je nach Lichteinfall schillert ihre Oberseite blauschwarz – was sie tropischen Schönheiten aus dem Dschungel in nichts nachstehen lässt. Die Hinterflügelbinde besteht aus einzelnen weißen Flecken, ähnlich einem Zebrastreifen. Auf den Vorderflügeln sitzt zwischen Flügelbasis und Binde als i-Tüpfelchen ein weißer Einzelfleck.

Funkelnd wie ein tropischer Schmetterling: ein Blauschwarzer Eisvogel. Nicht minder schillernd ist das Gefieder des "richtigen E
Funkelnd wie ein tropischer Schmetterling: ein Blauschwarzer Eisvogel. Nicht minder schillernd ist das Gefieder des »richtigen Eisvogels«. FOTOS: KÜNKELE
Funkelnd wie ein tropischer Schmetterling: ein Blauschwarzer Eisvogel. Nicht minder schillernd ist das Gefieder des »richtigen Eisvogels«. FOTOS: KÜNKELE

Die Unterseiten sind braun, unterbrochen durch zwei große blaugraue Flächen – die perfekte Tarnung, die den sitzenden Falter im Lichtspiel der Laubbäume und im Waldschatten unsichtbar werden lässt. Das Juwel unter den Schmetterlingen ist durch Zuwachsen von Wacholderheiden und Trockenflächen hochgradig gefährdet, steht auf der Roten Liste und ist besonders geschützt. Nach Expertenangaben fliegen die letzten Blauschwarzen Eisvögel Deutschlands vermutlich nur noch an wenigen Stellen auf der Schwäbischen Alb, unter anderem im Unesco-Biosphärengebiet Schwäbische Alb.

Ohne Heckenkirsche geht es nicht

Schutz- und Pflegemaßnahmen müssen deshalb sehr behutsam durchgeführt werden. Ohne die Rote Heckenkirsche könnte Limenitis reducta, so der lateinischen Name des Falters, nicht überleben: Sie sind seine einzige Eiablage- und Raupennahrungspflanze. An seinen Flugstellen müssen vor allem gut besonnte Büsche am geschützten warmen Waldrand stehen bleiben. Die elastischen Zweige des Strauches wurden einst als Besenreis bezeichnet, weil sie zu Stallbesen gebunden wurden.

Die winzigen Räupchen des Blauschwarzen Eisvogels überwintern in kleinen, aus Blattresten selbst gesponnenen Biwakschachteln, sogenannten Hibernarien, am Strauch. Mit dem Beginn des Blattaustriebes im Frühjahr setzen sie ihre Mast fort. Der geheimnisvolle Gestaltwandel, die Metamorphose, von einer Blätter fressenden, fetten und unansehnlichen Raupe erst in eine Puppe dann zum federleichten, bunten Gaukler der Lüfte ist eines der faszinierendsten Kapitel der Biologie.

Die gefiederten Eisvögel sind die Paradiesvögel der heimischen Vogelwelt. Es ist ein seltenes Erlebnis, den farbenprächtigsten einheimischen Vogel bei seiner spektakulären Tauchjagd durch Fangstoß auf Fische an geeigneten Bächen im Unesco-Biosphärengebiet Schwäbische Alb – zum Beispiel an der Großen Lauter – beobachten zu können. Bei etwa nur fünf Brutpaaren im Biosphärengebiet bleiben Eisvogelbeobachtungen sehr selten. Der Naturfreund auf Vogelpirsch braucht also Glück und Geduld.

Im Trüben ist für den Eisvogel nicht gut fischen, weshalb die atemberaubende Vogelschönheit hohe Ansprüche an die Gewässergüte hat. Mit kurzem Schwanz, kurzen Flügeln, gedrungenem Rumpf, kurzem Hals, großem Kopf, riesigem, spitzen Schnabel, der sich bis unter die Augen spaltet, schwachen lackroten Füßchen mit drei Vorderzehen und einer kleinen Hinterzehe ist Alcedo atthis von eigenartiger Gestalt.

Das hat aber einen ganz bestimmten Grund: Der Körperbau der Eisvögel ist optimal ihrer Lebensweise angepasst. Sie tauchen stoßartig und beherrschen den Rüttelflug. Sie können nicht laufen, fliegen dafür aber pfeilschnell, sitzen geduldig auf Beute an und tauchen nach Fischen und anderen Wasserlebewesen. Eisvögel brüten schon früh ab März, in einer selbst gegrabenen, bis zu einem Meter tiefen Erdröhre in Steilufern. Sie leben territorial und grenzen als Einzelgänger ihr Nahrungsrevier energisch gegeneinander ab.

So klein wie ein Spatz

Singen kann das fliegende Juwel nicht, am Gewässer kündigt es sich mit einem hohen und schneidenden Pfiff beim An- und Abflug an. Trotz seiner bunten Färbung ist ein ruhender oder ansitzender Eisvogel im Licht- und Schattenspiel des Geästes der Ufergehölze nur schwer zu entdecken. Das liegt auch an seiner geringen Körpergröße, die etwa dem eines kräftigen Spatzen entspricht. (GEA)