SONNENBÜHL-UNDINGEN. 295 Plätze für Kinder über drei Jahre existieren in fünf Sonnenbühler Einrichtungen. Doch der Platz wird für das laufende Kindergartenjahr nicht ausreichen: Es fehlen laut Bedarfsplanung zur Erfüllung des Rechtsanspruchs 19 Plätze, das entspricht fast einer kompletten Gruppe. Die Verwaltung möchte schnell auf die zu erwartende Situation reagieren und wird dabei einstimmig vom Gemeinderat unterstützt: In der Sitzung am Montag votierte das Gremium dafür, Voruntersuchungen für die Einrichtung eines Naturkindergartens in Genkingen durchzuführen. Angedacht ist eine Kooperation mit dem Schützenverein, erste Gespräche sind bereits gelaufen.
Aus der Not heraus habe sich die Verwaltung bereits mit dem Thema befasst, erklärte Bürgermeister Uwe Morgenstern: »Wir bitten nun den Gemeinderat um ein Signal, den Gedanken weiter verfolgen zu können.« Das hat die Verwaltung nun erhalten. Erste Gespräche mit dem Schützenverein stimmten ihn zuversichtlich, ergänzte der Bürgermeister: »Es sieht so aus, dass wir eine Einigung hinbekommen könnten.« Angeregt ähnlichen, gelungenen Kooperationen in der Nachbargemeinde St. Johann und motiviert vom Erfolg des Naturkindergartens Waldwinkel in Undingen – die Plätze sind laut Verwaltung sehr nachgefragt und die Eltern nehmen lange Wartezeiten in Kauf - sei der Gedanke einer Zusammenarbeit mit den Schützen in Genkingen aufgekommen.
Naturkindergarten zügig realisierbar
Der Naturkindergarten könnte die Infrastruktur des Schützenhauses (Toilette, Wasser zum Händewaschen und Sturmraum) nutzen. Zwar sind auch für solche Einrichtungen Genehmigungen einzuholen, doch insgesamt lässt sich ein Naturkindergarten relativ zügig umsetzen: »Damit haben wir ja nun Erfahrung«, meint die Sachgebietsleiterin Kindergärten Kerstin Raach. Im Gegensatz zu einem Neubau halten sich die finanziellen Anforderungen im Rahmen und, was laut Verwaltungsvorlage als besonderes Plus zu werten ist: »Die Erfahrung mit dem Kindergarten Waldwinkel zeigt, dass sich für einen Naturkindergarten leichter Personal finden lässt.«
Genkingen wurde als Standort auch deshalb ausgewählt, weil dort derzeit die größte Platznot existiert. Für Gemeinderat Jürgen Scheible handelt es sich bei dem Verwaltungsvorschlag um ein schlüssiges und sinnvolles Konzept: »Ich finde diese Lösung interessant, wir können viele Fliegen mit einer Klappe schlagen.« Auch wenn sich auf diese Weise eine Entspannung abzeichnet, sollen die Voruntersuchungen für einen Anbau ans Kinderhaus Mäusenest in Genkingen nach Wunsch des Gremiums weiterverfolgt werden.
Betreuungsmodell ist ausbaufähig
Angespannt bleibt die Personalsituation: »Dass bisher nur zeitweise Betreuungszeiten gekürzt werden mussten, ist dem hohen Engagement des gesamten Personals zu verdanken«, heißt es seitens der Verwaltung. Die Konsequenz: »Wir können nicht jedem angemeldeten Kind einen Platz zum gewünschten Aufnahmetermin mit dem gewünschten Betreuungsmodell ermöglichen.«
Beschwerden der Eltern bleiben nicht aus, auch wenn das neue Betreuungsmodell zu einer gewissen Entlastung geführt hatte: Es legt den Schwerpunkt der Betreuung auf den Vormittag und bietet gemäß dem Rechtsanspruch eine Regelbetreuungszeit. Eine Änderung ist nicht geplant, aber: Bei Personalausfall werden die Eltern weitere Einschränkungen der Betreuungszeiten hinnehmen müssen, so die Einschätzung von Fachfrau Raach. Offene Stellen über einen längeren Zeitraum, ein hoher Krankenstand, aber auch Kinder mit herausforderndem Verhalten sowie Personalmangel bei Unterstützungssystemen wie der Frühförderstelle führen zu einer hohen Belastung der Teams. Um diese abzufedern, sind vermehrt Teilzeitkräfte im Einsatz, was wiederum Folgen für die Dienstplangestaltung oder auch die Teamsitzungen hat: »Das Thema Work-Life-Balance wird uns auch zukünftig begleiten. Hier werden wir pragmatische Lösungen vor Ort suchen.«
Eltern müssen sich entscheiden
Etwas entspannter - wenn auch laut Kerstin Raach nicht tiefenentspannt - ist die Situation im Krippenbereich. In Sonnenbühl stehen für Kinder unter drei Jahre 64 Plätze zur Verfügung, alle angemeldeten und anspruchsberechtigten Kinder waren zum Stichtag der Bedarfsplanung am 1. März betreut. Zum Ende des Kindergartenjahres 2024/ 25 wird mit 108 anspruchsberechtigten Jungen und Mädchen gerechnet: »Wenn wir von einer Versorgungsquote von 50 Prozent ausgehen, reichen die Plätze aus. Wenn wird von einer hundertprozentigen Abdeckung ausgehen, reichen sie nicht.« Die Entwicklung im Krippenbereich sei eine dynamische und nicht vorauszusagen. Im Herbst folgt eine neue Vergaberunde: »Hier bleibt abzuwarten, wie viel Prozent der Eltern sich für eine Betreuung entscheiden.« (GEA)