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Aktuell Artenschutz

Weißstorchpärchen brütet auf Zwiefalter Klinik: Warum das Nest entfernt wurde

Ein Weißstorchpärchen hat einen Horst auf dem Gelände des ZfP Südwürttemberg in Zwiefalten bezogen. Nest auf dem Dach des Münsters wurde entfernt

Der frisch bezogene Storchenhorst auf dem Gelände des ZfP Südwürttemberg in Zwiefalten erfreut auch die Patienten der Klinik. FO
Der frisch bezogene Storchenhorst auf dem Gelände des ZfP Südwürttemberg in Zwiefalten erfreut auch die Patienten der Klinik. FOTO: AMANN-STÖRK/ZFP
Der frisch bezogene Storchenhorst auf dem Gelände des ZfP Südwürttemberg in Zwiefalten erfreut auch die Patienten der Klinik. FOTO: AMANN-STÖRK/ZFP

ZWIEFALTEN. Klappern gehört nicht mehr nur zum Handwerk, sondern jetzt auch zur Psychiatrie. Seit März bewohnt ein Weißstorchpärchen seinen Horst auf dem Klinikgelände des Zentrums für Psychiatrie (ZfP) Südwürttemberg in Zwiefalten.

Mittlerweile sind es sechs Paare, die regelmäßig ihr Sommerquartier in der Gemeinde am Rande der Schwäbischen Alb beziehen. Nachdem sich der erste Artgenosse bereits vor mehreren Jahren standesgemäß auf dem Dach des Zwiefalter Rathauses niedergelassen hatte, wählte Meister Adebar im vergangenen Jahr das Münsterdach als Zuhause für sich und seine Partnerin.

Alternative Brutstätte

»Durch den aggressiven Kot der Tiere könnte die Bausubstanz des Gebäudes beschädigt werden«, erklärt Wolfgang Schmucker, Leiter der Technikabteilung des ZfP. Deshalb habe man sich zusammen mit der Gemeinde entschieden, in diesem Jahr eine alternative Brutstätte auf dem Klinikgelände anzubieten.

»Störche gelten allgemein als ›baufaul‹. Deshalb war es leicht vorauszusehen, dass unser Angebot gerne angenommen werden würde«, so Schmucker, der für den Neubau des Nests verantwortlich zeichnete.

In enger Abstimmung mit dem Naturschutzbund Tübingen wurde das Nest auf dem Münster schließlich entfernt und ein neuer Horst auf dem ZfP-Gelände errichtet. Seit Anfang April klappern und brüten die ehemaligen Münsterbewohner nun in rund zehn Metern Höhe vor dem Ökonomiegebäude der Klinik.

1934 lebten in Deutschland noch rund 9 000 Weißstorchenpaare. Bis in die 1980er-Jahre hinein verringerten sich die Bestände jedoch um zwei Drittel auf weniger als 3 000 Pärchen. Stromleitungen und Bahnstrecken werden den Zugvögeln mit einer Spannweite von bis zu zwei Metern häufig zum Verhängnis.

Unter strengem Schutz

Entwässerungen und die Umwandlung von Grünland in landwirtschaftliche Nutzflächen führen außerdem zu einer Einengung des Lebensraums der Tiere. Letztlich wurden Weißstörche in Deutschland unter strengen Artenschutz gestellt. Über die Jahre erholte sich der Bestand und 2019 konnten wieder rund 7 500 Brutpaare im Bundesgebiet gezählt werden.

»Wir freuen uns, mit dieser Aktion einen Beitrag zum Schutz der Tiere leisten zu können. Darüber hinaus bekommen wir als Klinik auch etwas von den Störchen zurück. Viele Patienten beobachten interessiert, was im Horst vor sich geht. Das Klappern belebt zudem unseren Park auf eine sehr sympathische Art und Weise«, zeigt sich Professor Dr. Gerhard Längle, Regionaldirektor Alb-Neckar des ZfP Südwürttemberg, begeistert. (eg)