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Wehmütige Oldie-Fans in Engstingen: Letztes Roller- und Kleinwagentreffen?

Trotz widrigem Wetter sind 400 motorisierte Klassiker und viele Besucher beim 22. Roller- und Kleinwagentreffen in Engstingen gewesen. Wirklich zum letzten Mal? Die Schließung des Automuseums bewegt die Gemüter in Engstingen, eine Unterschriftenaktion zum Erhalt der Einrichtung läuft.

War es wirklich das letzte Oldie-Treffen? Etliche Fans wollen das so nicht hinnehmen und kämpfen für eine Fortsetzung.  FOTO: LE
War es wirklich das letzte Oldie-Treffen? Etliche Fans wollen das so nicht hinnehmen und kämpfen für eine Fortsetzung. FOTO: LEIPPERT
War es wirklich das letzte Oldie-Treffen? Etliche Fans wollen das so nicht hinnehmen und kämpfen für eine Fortsetzung. FOTO: LEIPPERT

ENGSTINGEN. Obwohl nur wenige Grad über Null herrschten, frühmorgens noch dichter Nebel rund um den Festplatz hing und ab und zu Wolken ihren nassen Inhalt fallen ließen, ging gestern jedem Oldtimerfan einfach nur das Herz auf. Schönheiten, die vor Eleganz und blitzendem Chrom strahlten, gaben sich beim 22. und eventuell allerletzten Roller- und Kleinwagentreffen auf dem Platz vor dem Automuseum ein Stelldichein. Da standen Gogomobile neben der »Knutschkugel« BMW Isetta, etliche »Enten« (alte Citroëns) oder NSU TTs neben einem Triumph Spitfire und Autobianchis zwischen den kaum größeren Fiat 500 oder neben einem amerikanischen Thunderbird.

Leider hatten nur wenige eingefleischte Zweiradfans trotz der Widrigkeiten ihre BMWs, Norton oder Roller aus ihrer Garage geholt. Wie gehabt informierten Lothar Enderle und Otto Niederer über die Besonderheit des jeweiligen Fahrzeuges oder interviewten die stolzen Besitzer, ein kleiner Teilemarkt lud Hobbyschrauber ein, sich nach dem einen oder anderen Ersatzteil oder Werkzeug umzusehen. Die Band »Alb-Dudler« garnierte den Tag mit Country- oder Rockmusiksongs.

Musikverein springt in die Bresche

Teilnehmer und Besucher waren rundum begeistert. Und doch lag ein riesiger Hauch Wehmut oder sogar großer Trauer über dem Platz. Denn gestern ging, wie in einer Entscheidung Ende März dieses Jahres von Bürgermeister und Gemeinderat getroffen, eine Ära zu Ende. Das 1986 aus den Beständen einer privaten Fahrzeugsammlung gegründete Automuseum wurde nach fast 40 Jahren zum letzten Mal geöffnet, weil der Betrieb aus Kosten- und Personalgründen nicht mehr von der Gemeinde getragen werden könne.

Glücklicherweise fand das 2001 erstmals initiierte Roller- und Kleinwagentreffen auf dem nebenliegenden Gelände dank vieler ehrenamtlich Freiwilliger noch einmal statt. Als er von der Museumsschließung erfahren habe, sei er gleich mit der Frage über die weitere Ausrichtung des Oldtimertreffens auf Bürgermeister Mario Storz zugegangen, erzählte Thomas Gauß, Vorsitzender des Musikvereins Schwäbische Alb Musikanten, der bereits in den letzten Treffens-Jahren für die musikalische Umrahmung sowie die Verköstigung der Tausenden Besucher sorgte. Als Antwort habe er vom kompletten Ausstieg der Gemeinde auch von der Durchführung des Roller- und Kleinwagentreffen erfahren.

»Wenn wir als Verein das aber übernehmen wollten, könnten wir dies gerne tun«, so Gauß. Gesagt, getan. »Da haben wir natürlich kurz entschlossen entschieden, es mal selbst zu versuchen.« Dankenswerterweise habe man von der Gemeindeverwaltung notwendige Adressen zur Verfügung gestellt bekommen, auch habe Storz die Unterstützung von Feuerwehr und des neu gegründeten Großengstinger Ortschaftsrats sowie des Bauhofs zugesagt. Zugleich habe er bei den beiden ehemaligen Treff-Organisatorinnen Beate Beck und Ulrike Palesch um Hilfe angefragt, berichtete Gauß. »Die konnten uns natürlich mit vielen Adressen von Oldtimerfreunden und bei der Organisation oder den notwendigen Einladungen weiterhelfen, das war richtige Hand-in-Hand-Arbeit«, dankte der Vorsitzende, der inzwischen auch zum Großengstinger Ortsvorsteher gewählt wurde.

Noch zu Beginn des Jahres habe es so ausgesehen, dass das 21. Oldtimertreffen im letzten Jahr das letzte gewesen sei, rekapitulierte der stellvertretende Bürgermeister Samir Halabi. »Und ohne euch wäre die Veranstaltung nicht denkbar«, dankte er den zahlreichen ehrenamtlichen Helfern von Musikverein, Feuerwehr, DRK und allen Beteiligten.

Unterschriftenaktion zum Erhalt

Die Schließungs-Entscheidung des Gemeinderats, der ja »lediglich für eine bestimmte Dauer gewisse Entscheidungen treffen könne«, sei sehr schade, betonte Enderle und schimpfte unter Beifall der Besucher: »Das Automuseum ist das Einzige, was Großengstingen zu bieten hat und Oldtimer werden immer von allen Betrachtern gefeiert!«

»Oh, oh, oh«, seufzte Martin Sauter, Initiator und Urgestein des Treffens, auf die Frage, wie er zum Beschluss der Gemeindeverwaltung stehe. »Schon in den Anfangsjahren stand dieses Museum immer mal wieder in der Kritik, aber wir konnten es immer mit vereinten Kräften retten.« Dann seien immer alle sehr froh gewesen, »sogar die, die ganz laut die Schließung gefordert hatten«. Weil es »eine so großartige Besonderheit in dieser Gemeinde« sei, forderte er die Bürger auf, alles zu tun, dass es erhalten bleibe.

Nach derzeitigem Sachstand könne er leider nicht vorhersagen, ob das Roller- und Kleinwagentreffen auch in den nächsten Jahren einen Fortgang finde, meinte Gauß. »Das hängt natürlich auch davon ab, ob vielleicht doch noch ein Käufer oder ein Investor fürs Museum gefunden werden kann. Aber wenn es tatsächlich zubleibt, braucht man vielleicht auch kein Oldtimertreffen mehr veranstalten.« Aber wie sagte doch schon James Bond: »Sag niemals nie.« Im Moment gibt es noch ein Hoffnungsfünkchen, weil eine Unterschriftenaktion zum Erhalt der Einrichtung herumgeht, auf der bereits mehrere Hundert Personen unterschrieben haben. (GEA)