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Aktuell Alpenüberquerung

Von Oberstdorf nach Meran: Jugendliche aus Münsingen überqueren Alpen zu Fuß

Jugendliche aus Münsingen waren mit ihren Betreuern Sven Graul und Dominik Müller unterwegs

Die Gruppe unterwegs auf dem Weg zu den 3 000 Meter hohen Gipfeln.  FOTO: PRIVAT
Die Gruppe unterwegs auf dem Weg zu den 3.000 Meter hohen Gipfeln. FOTO: PRIVAT
Die Gruppe unterwegs auf dem Weg zu den 3.000 Meter hohen Gipfeln. FOTO: PRIVAT

MÜNSINGEN. Es war anstrengend. Nie zuvor wurden Beine und Füße so intensiv gespürt, wie abends nach den Tagesetappen auf den Berghütten. Aber selten zuvor hatten die Jugendlichen so unvergessliche Erlebnisse in der Natur und in der Gruppe sowie so viel Grund, stolz auf sich zu sein. Am Schluss waren es etwa 6.000 Meter bergauf und 6.000 Meter bergab, die elf Jungen und Mädchen aus Münsingen bewältigten. Mit ihren Betreuern Sven Graul und Dominik Müller vom Fachdienst Jugend, Bildung, Migration der Bruderhaus-Diakonie sowie der Bergwanderführerin Ursula Günzler von der Alpinschule Oberstdorf bei ihrer siebentägigen Alpenüberquerung waren sie von Oberstdorf in Deutschland ins italienische Meran gewandert.

Bei Tagesetappen von sieben bis acht Stunden führte die Route von den Allgäuer über die Lechtaler Alpen, die Sil-vretta, Samnaungruppe und das Engadin in den Vintschgau. Die Berghütten lagen alle in 2.100 bis 2.500 Metern Höhe. Höchste Punkte der Tour waren am fünften Tag die 3.097 Meter hohe Breite Krone und der 3.047 Meter hohe Grenzeckkopf. Ein landschaftliches Highlight war das Val d’Uina im Unterengadin. Der Wanderweg führte durch eine mehrere Hundert Meter hohe, senkrecht abfallende Felswand, teilweise auch durch Tunnel.

Schnell lernten die Jugendlichen, worauf es zu achten galt, um sich nicht in Gefahr zu bringen. Das gemeinsam Erlebte schweißte die Gruppe zusammen, die jungen Wanderer entwickelten eine große Motivation, sodass nicht ein einziges Mal gemurrt oder gemeckert wurde. Abends auf der Hütte waren die Anstrengungen des Tages nach einem guten Essen schnell vergessen.

Energie für den Alltag

Übernachtet wurde auf der Rappenseehütte, dem Kaiserjochhaus, der Edmund Graf Hütte, der Heidelberger Hütte, in der Jugendherberge in Scoul und schließlich im Kolping Hotel in Meran. Die Jugendlichen stellten fest, dass es mit dem Bergwandern wie im richtigen Leben sei: Da geht es bergauf und bergab, es gibt leichte und beschwerliche Passagen. Es gibt unendlich viel zu entdecken und zu erleben, wenn man sich aufmacht. Mit der Energie, die mit der Bergtour geschaffen wurde, lässt sich auch im Alltag so manches Ziel Schritt für Schritt erreichen.

Ursula Günzler erklärte bei schwierigen Passagen, worauf zu achten sei. Sie schaffte es, die Unermüdlichen und die Ermüdeten als Gruppe beisammenzuhalten und ans Ziel zu führen. Sven Graul ist von der Leistung der Jugendlichen begeistert. Die Jugendlichen hätten alles gegeben. Alle könnten stolz auf sich sein, so Graul. Immer wieder wurden die Jugendlichen auf ihre blauen T-Shirts mit der Aufschrift »Alpenüberquerung von Oberstdorf nach Meran« angesprochen. Ein paar Mal machten sie sich einen Spaß daraus, anderen Wanderern zu sagen, das dies eine Resozialisierungsmaßnahme »Wandern statt Knast« sei, bevor sie dann erzählten, dass sich alle freiwillig für die Tour angemeldet hätten.

Fast ein Jahr lang hat der Fachdienst Jugend, Bildung, Migration der Bruderhaus-Diakonie die Tour vorbereitet. Mit einem Training im Vorfeld wurde die persönliche Fitness der Jugendlichen verbessert. Zwei Outdoorunternehmen stellten jedem Teilnehmer Wanderstiefel, Rucksack, Wanderhose, Regenjacke und -hose zur Verfügung. So waren die Jugendlichen gut für die Anforderungen am Berg gerüstet. Die Ausrüstungsgegenstände werden nun für künftige Bergtouren aufbewahrt.

Die jungen Alpenüberquerer waren begeistert von der Schönheit der Berge und dem gemeinsamen Erlebnis. »Leute, alles Gute und danke, dass ich dabei sein konnte. Ich war schon lange nicht mehr so glücklich«, schrieb ein Teilnehmer an die Gruppe. (eg)