GOMADINGEN. Geheimnisvoll liegt sie im Wald verborgen und wird derzeit durch die fallenden Blätter jeden Tag ein bisschen mehr sichtbar. Gemeint ist die Burgruine Blankenstein auf einem Sporn am Hang des Brunnentals im Gomadinger Ortsteil Wasserstetten. Bereits vor 400 Jahren verschwand sie aus den schriftlichen Aufzeichnungen und ist seitdem Ruine.
Burgenexperte Dr. Michael Kienzle, Historiker und Mittelalterarchäologe an der Universität Tübingen, hat sich mit Blankenstein auseinandergesetzt. Mit der Nennung eines Berthold von Blankenstein im Jahr 1182 taucht der Name der Burg erstmals auf. Dies passt zu den archäologischen Keramikfunden, nach denen sie in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts erbaut wurde. 1313 ist dann eindeutig von einem »castrum«, einer Burg Blankenstein, die Rede. Sie war Zentrum einer größeren Adelsherrschaft im Bereich von Dapfen, Wasserstetten, Eglingen und Ödenwaldstetten. Kienzle nimmt an, dass die Blankensteiner zu den mächtigsten Adligen der Region gehörten.
Da man im Mittelalter die Umgebung einer Burg frei von Bewuchs hielt, um möglichen Angreifern keine Deckung zu bieten, muss die Burg aus weißem Kalkstein einen imposanten Anblick geboten haben, was auch beabsichtigt war. Auch der Name Blankenstein, der »helle Burg« bedeutet und auch das feste Baumaterial Stein im Gegensatz zu Holz ausdrückt, weist auf die repräsentative Wirkung hin. Die Reste von Ofenkacheln, die in unserer Zeit gefunden wurden, beweisen einen gewissen Wohnkomfort.
Weniger Bedeutung nach Heirat
Durch die Heirat Bertholds mit Elisabeth von Steinheim im 13. Jahrhundert kamen die Blankensteiner zu Besitz im Neckartal, wodurch die Burg auf der Alb an Bedeutung verlor. Güter wurden verkauft, unter anderem an die Herren von Grafeneck. Wie viele andere kleinere Herrschaften gerieten auch die Blankensteiner in Konflikt mit dem Haus Württemberg, das an Macht zunahm, gegnerische Burgen zerstörte und sich die Ländereien einverleibte. 1320 übergab Swigger von Blankenstein als Sühne für Auseinandersetzungen und sicher nicht freiwillig die Burg mit allem Zubehör an Graf Eberhard. Dessen Lehnsleute saßen auf der Burg, bis sie 1442 verpfändet wurde. Im Landbuch, einem Verzeichnis der landesherrlichen Besitztümer und Rechte, von 1624 ist sie nicht mehr zu finden.
Wer die Ruine heute aufsucht, steht nach einem kurzen Spaziergang durch den Wald plötzlich vor einem großen Turm, aufwändig verkleidet mit markanten staufischen Buckelquadern, wie sie auch bei den Burgruinen Bichishausen und Hohengundelfingen zu sehen sind. Im Wald sind Wälle und Gräben auszumachen, die vor allem die Süd- und Ostseite der Burg schützen mussten, während im Norden und Westen der Hang mögliche Angriffe erschwerte. Im Gelände finden sich nur noch wenige Mauerspuren einer Anlage, die laut Kienzle »durchaus großräumig« gewesen sein dürfte. Er nimmt an, dass außer dem Turm auch zwei ehemalige Gebäude vorhanden waren, geschützt von einer Ringmauer.
Von der ehemaligen Burg blieb letztlich nur der Turm übrig, der 1977 gesichert wurde. Wie an einfachen Steinen zu erkennen ist, besserte man dabei auch großflächige Lücken im Mauerwerk aus. Der Turm kann nicht begangen werden, ein Schild warnt im Gelände vor Absturzgefahr.
Burg Blankenstein erreicht man am besten von Eglingen aus, vorbei an einem landwirtschaftlichen Hof. Da es keine Beschilderung gibt, sind Wanderkarte oder Navi hilfreich. (GEA)