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Ukrainische und deutsche Künstler präsentieren gemeinsam Werke im Theater Lindenhof

Sieben Tandems – je ein ukrainischer und ein deutscher Künstler – zeigen in der Ausstellung »Freunde – drusi«, die jetzt im Theater Lindenhof eröffnet wurde, ihre Werke.

Ukrainisch-deutsche Ausstellung »Freunde – drusi« im Theater Lindenhof in Melchingen: Rechts das Bild »Glücksbringer« des deutsc
Ukrainisch-deutsche Ausstellung »Freunde – drusi« im Theater Lindenhof in Melchingen: Rechts das Bild »Glücksbringer« des deutsch-schweizerischen Bildhauers Thaddäus Hüppi (Baden-Baden), links Zeichnungen auf Landkarten der ukrainischen Künstlerin Kateryna Bortsova aus Charkiw. Foto: Lindenhof
Ukrainisch-deutsche Ausstellung »Freunde – drusi« im Theater Lindenhof in Melchingen: Rechts das Bild »Glücksbringer« des deutsch-schweizerischen Bildhauers Thaddäus Hüppi (Baden-Baden), links Zeichnungen auf Landkarten der ukrainischen Künstlerin Kateryna Bortsova aus Charkiw.
Foto: Lindenhof

BURLADINGEN-MELCHINGEN. Die Ausstellung »Freunde – drusi« mit Werken von sieben ukrainischen und sieben deutschen Künstlerinnen und Künstlern ist seit Sonntag im Theater Lindenhof zu sehen. Die Idee der Wanderausstellung kommt von den Kuratoren Ulrike Götz (NurembergArt-Syndicate) und dem in Ammerbuch lebenden Künstler Thomas Nolden, der auch als Dozent an der Freien Kunstakademie Frankfurt am Main und der Design- und Kommunikationsakademie Reutlingen lehrt. Beide nutzten ihre bestehenden Kontakte in der Kunstszene für die Entwicklung der Ausstellung. Die beteiligten Künstlerpaare kannten sich zum Teil bereits aufgrund vergangener Projekte, zum Teil sind sie erst durch die Ausstellung in Kontakt gekommen. Das teilt das Theater mit.

Die Bezeichnung Tandem erschien den Ausstellungsmachern passend – bezeichnet dieser Begriff doch auch eine interkulturelle Lernmethode bei Fremdsprachen, wo es um den gegenseitigen Austausch und das Interesse an der Sprache und Kultur des Gegenübers geht.

Der Freiheit ein Gesicht geben

Die aktuelle Krise und die Bedrohung durch Kriege zeigten, wie wichtig Freundschaft sei. Die Ausstellung sei zum einen eine freundschaftliche Geste, indem den bedrohten ukrainischen Künstlerinnen ein Raum geboten wird, ihre Kunst in Freiheit zu zeigen. »Kunst zu schaffen, bedeutet in Freiheit zu gestalten«, so Thomas Nolden in seiner Rede zur Eröffnung. »Es bedeutet, der Freiheit ein Gesicht zu geben, einer Gesellschaft eine Perspektive oder auch nur einen Fluchtpunkt außerhalb des pragmatischen, des Notwendigen zu eröffnen. Kunst verkörpert all das und ist damit der Feind jedes totalitären Systems.«

Er selbst bildet ein Tandem mit dem Ukrainer Sergey Sytnik, Leiter des Kulturpalasts in Krementschuk in der Zentralukraine. Die beiden stehen seit einiger Zeit in freundschaftlichem Kontakt. Im Kulturpalast wird statt Kulturarbeit nun humanitäre Hilfe geleistet, die auch das Theater Lindenhof seit Mai 2022 unterstützt. In der Ausstellung stehen drei Karikaturen und ein Aquarell von Sytnik, das bei einem gemeinsamen Ausflug mit Studenten an der Jagst entstanden ist, einer Malerei des Flusses Dnjepr von Thomas Nolden gegenüber.

Anna-Maria Kursawe aus Leipzig und Kateryna Bortsova aus Charkiw lernten sich 2014 in der Künstlerkolonie in Kicevo (Nordmazedonien) kennen. Erst der Ausbruch des Kriegs in der Ukraine ließ ihre Wege sich wieder kreuzen. Kursawe erfuhr von den Problemen Bortsovas, die ihre Heimatstadt aufgrund der Kriegssituation verlassen musste. Sie bot ihr eine erste Anlaufstelle zum Wohnen sowie eine Artist-in-Residence-Möglichkeit in Leipzig an. Beide Künstlerinnen befassen sich in ihren figürlichen Arbeiten mit dem Thema »Migration«: Kateryna Bortsova wählt dabei Landkarten von unterschiedlichen Orten dieser Welt; Anna-Maria Kursawe stellt menschenleere, verlassene Räume und Architekturen in ihren Malereien dar.

Mut und Witz der Ukrainer

Aus Melchingen vertreten ist die Künstlerin Ava Smitmans, die als Tandempartnerin der Künstlerin Anna Arlamova zur Seite steht. Beide kennen sich aus dem Tübinger Verein »Ort für Kunst«. Während Arlamova eher Naturlandschaften malt, sind Stadtlandschaften das Thema von Smitmans. Von einem gemeinsamen Ausstellungsprojekt kennen sich Viktor Deysun aus Kiew und der deutsch-schweizerische Bildhauer Thaddäus Hüppi (Baden-Baden). Hüppi ist in der Ausstellung mit einem neongelben Werk vertreten, in dem er bewusst die Nationalfarben der Ukraine aufgreift und das er mit Glücksbringern versehen hat.

Im Treppenaufgang des Theaters hängt ein Frauenportrait mit Blumenkranz im Haar der Frankfurter Künstlerin Corinna Mayer zwischen Bildern von zerstörten Häusern, in denen geschäftige Bunnys unterwegs sind, von Dora Ostrovsky. Die Bunnys auf Ostrovskys Bildern sollen den Mut und den Witz des ukrainischen Volkes in seinem Widerstand gegen den russischen Angriff repräsentieren.

Vertreten sind auch die zwei prominenten ukrainischen Künstler, Pavlo Makov und Gamlet Zinkovsky aus Charkiw. Markov, der unter anderem 2021 den Pavillon der Biennale in Venedig gestaltete, ist in der Ausstellung mit einem Kupferstich vertreten, der die Aufsicht auf ein Häuserarrangement zeigt. Zinkovsky stellt in Melchingen eine 1 mal 1,4 Meter große Bleistiftzeichnung auf Büttenpapier mit dem Titel »Gate« aus. Er nahm 2013 an der Biennale teil.

Nach der ersten Station der Ausstellung »Freunde – drusi« in der Galerie im Kunstkirchturm der St. Bonifatiuskirche in Röthenbach in Bayern ist die Ausstellung bis 15. März im Theater Lindenhof zu sehen. Danach soll sie nach Nürnberg, der deutschen Partnerstadt von Charkiw, wandern.

Die Ausstellung kann zu den Öffnungszeiten des Kartenbüros besucht werden: montags, dienstags, donnerstags und freitags von 10 bis 16 Uhr sowie an den Spieltagen jeweils zwei Stunden vor Vorstellungsbeginn. (eg)