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Trumps Politik trifft auch Maralal

Die Partnerschaft Kinderheim Maralal/Münsingen muss sich mit der Abwicklung von USAID befassen

Reintegration von Heimkindern kann auch bedeuten, zurück in die Hütte.  FOTO: VEREIN
Reintegration von Heimkindern kann auch bedeuten, zurück in die Hütte. FOTO: VEREIN
Reintegration von Heimkindern kann auch bedeuten, zurück in die Hütte. FOTO: VEREIN

MÜNSINGEN. Donald Trumps erratische Politik ist über Umwege auch auf der Alb angekommen. Eine der ersten Amtshandlungen des exzentrischen US-Präsidenten war es, die Mittel für die staatliche Hilfsorganisation USAID für 90 Tage auszusetzen. Die amerikanischen Mitarbeiter wurden nach Hause geholt und dort entlassen, die bisher unabhängige Institution dem Außenministerium angeschlossen. Die Kräfte vor Ort wurden ebenfalls nach Hause geschickt, Gelder für Medikamente und andere Hilfsgüter sind eingefroren.

AIDS-Medikamente gehen aus

Das trifft auch die Partnerschaft Kinderheim Maralal/Münsingen. Das Kinderheim hat in seiner Anfangsphase vor allem AIDS-Waisen aufgenommen. HIV wird in Afrika mittlerweile recht wirksam bekämpft, allerdings kann HIV nicht geheilt, nur behandelt werden. Heißt, es müssen laufend Medikamente eingenommen werden, bis zum Ende der Amtszeit von Donald Trump können die Erkrankten nicht warten. In Maralal sind zurzeit noch sieben Kinder HIV-positiv getestet, bekommen täglich ihre Arznei – so lange der Vorrat reicht.

Denn das kenianische Gesundheitssystem funktioniert nicht so, wie man es gerne hätte. Das Kinderheim bezahlt zwar pünktlich für jeden seiner Bewohner in das kenianische Äquivalent der Krankenkasse ein, erzählt die Vorsitzende der Partnerschaft, Marit Wiest, »bezahlt wird von der Kasse aber nichts«. In manchen Gegenden Kenias gibt es Medikamente – neben HIV ist auch Tuberkulose ein Thema bei der Dauermedikation – schon nicht mehr, bei anderen reichen die Vorräte noch ein, zwei oder drei Monate. »Belastbare Informationen gibt es nicht«, sagt Wiest. 30 bis 40 Dollar für die vergleichsweise günstigen Medikamente könnten viele Kenianer nicht aufbringen.

Die Arbeit des Heims und das Umfeld verändern sich ständig weiter. Der kenianische Staat legt bereits seit einigen Jahren Wert darauf, dass die Heimkinder zurück in ihre (Groß-)Familien kommen, zu Onkeln oder Tanten oder zu den Großeltern. Bis in zehn Jahren soll auf Heime ganz verzichtet werden, Reintegration heißt das Stichwort. Mal geht’s, mal nicht, Mädchen schickt das Kinderheim nur ungern weg, Genitalverstümmelung ist, obwohl verboten, im Norden des Landes noch weit verbreitet, Mädchen werden auch in jüngsten Jahren zwangsverheiratet oder gar verkauft. Das Heim belastet die spätere Betreuung der Heimkehrer schon allein durch die langen Fahrtzeiten auf holprigen Straßen zeitlich und finanziell, zurzeit werden neun reintegrierte Kinder unterstützt.

Im Norden Kenias wird das Klima rauer, auch im sozialen Umfeld. Die Kriminalität steigt, das Heim als Oase der Normalität wurde schon Ziel von Einbrechern und beschäftigt jetzt Security-Leute, auch das kostet.

Zunehmende Kriminalität

Ein Grund ist der Klimawandel, der mit Dürren den Viehzüchtern in der Region das traditionelle Wirtschaften unmöglich macht. Das Heim entwickelt sich trotzdem immer weiter in die richtige Richtung, erzählt Wiest nach ihrem jährlichen Besuch. Zurzeit werden 42 Kinder von fünf Hausmüttern rund um die Uhr betreut. Die 34 Älteren gehen auf die auf dem Heimgelände angesiedelte weiterführende Schule. Hier drücken mittlerweile rund 180 Schüler die Schulbank: »Das Heim setzt erfolgreich auf Bildung«, sagt Wiest. Bei der Führung habe sich eine hohe Professionalität entwickelt, es gibt Therapeuten und ärztliche Betreuung, die Mitarbeiter werden monatlich geschult – »vor fünf Jahren war das noch undenkbar«. Die Bauarbeiten am und ums Heim sind weitgehend abgeschlossen, der Verein unterstützt nun gezielt den laufenden Betrieb. Etwa für Nahrung, Kleidung, Krankenhausrechnungen, Schulgebühren und Löhne für die Mitarbeiter. Alle Spenden gehen nach Maralal, versichert Marit Wiest. (eg)

 

www.springsofhope-maralal.de/