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Regionalverband sucht auf der Alb nach Windkraft-Flächen

Das Land will 1,8 Prozent der Landesfläche für Windkraft zur Verfügung stellen. Überall geht es aber nicht

An Windräder  sollte man sich auch im Raum Gammertingen bei Zeiten gewöhnen.  FOTO: WOITAS
An Windräder sollte man sich auch im Raum Gammertingen bei Zeiten gewöhnen. FOTO: WOITAS
An Windräder sollte man sich auch im Raum Gammertingen bei Zeiten gewöhnen. FOTO: WOITAS

GAMMERTINGEN. Über den Gammertinger Wipfeln herrscht Ruh’, soweit bekannt hat sich noch kein Projektierer darum bemüht, hier Windparks zu errichten. Das ist gelinde gesagt verwunderlich, über der Kreisgrenze ist das Rennen entbrannt, wer wo am schnellstens seine Windkraftwerke ans Netz bekommt. In Gomadingen wird im kommenden Winter gerodet, in Engstingen und an Münsinger Standorten ein Jahr später.

Der Regionalverband Neckar-Alb wird Windvorranggebiete im September 2025 ausweisen, ebenso der für Gammertingen zuständige Regionalverband Bodensee-Oberschwaben. Der hat vor zwei Wochen über den Stand der Arbeiten informiert, Bürgermeister Andreas Schmidt hat jetzt den Gemeinderäten, die am 11. Juli nicht der Informationsveranstaltung »Räume suchen – Gebiete finden« teilnehmen konnten, ins Bild gesetzt.

Im Klimaschutzgesetz 2023 des Landes wird vorgegeben, dass mindestens 1,8 Prozent der Landesfläche für Windkraft, 0,2 Prozent für Freiflächen-Fotovoltaik zur Verfügung gestellt werden muss. Die Uhr tickt, bis zum 1. Januar 2024 müssen alle Regionen einen Entwurf für ihren jeweiligen Teilregionalplan Energie fertiggestellt haben. Im ersten Schritt hat der Verband bereits eine Suchraumkulisse entwickelt. Die wird konkretisiert zu einem Anhörungsentwurf einer Vorrangkulisse (Wind) beziehungsweise Vorbehaltsgebiete (Solar). Der Entwurf wird ab kommendem Januar ausgelegt, danach werden gewünschte Änderungen eingearbeitet.

Gammertingen ist gesegnet

Die Vorrang- oder Vorbehaltsgebiete werden abschließend im September 2025 festgeschrieben. »Ab dann wird es außerhalb der Gebiete kaum mehr möglich sein, Windkraftanlagen zu errichten«, sagte Bürgermeister Schmidt.

Die Suchraumkulisse (auf der Webseite des Regionalverbands einsehbar) ist großzügig angelegt, wie ein Blick auf die Suchraumkarte zeigt. Sie umfasst 11 Prozent der Fläche des Regionalverbands, also weit mehr als gefordert. Je mehr Ausschlusskriterien die Planer einfließen lassen, desto kleiner wird die Fläche.

Der nördliche Vorsprung des Landkreises Sigmaringen ist grob geschätzt zur Hälfte grün, »relativ gesegnet mit Suchräumen«, kommentierte Bürgermeister Schmidt. Der Wind weht im Südosten des Verbandsgebiets zwar genauso stark, hier blockiert der Artenschutz aber fast alle Flächen. Im Unterland kommen noch andere »Ausschlussflächen und Flächen mit sehr erheblichen Konflikten hinzu«. Etwa die dichtere Bebauung.

Jetzt werden weitere Ausschlusskriterien eingeplant: Tiefflugkorridore, weitere Naturschutzbelange und Wasserschutz, aber auch der Denkmalschutz. Und dann können die Kommunen sich einbringen, müssen es aber nicht.

Falls der Regionalverband einen Satzungsbeschluss fasst, stehen die Flächen für Windenergie fest. Falls nicht, greift Paragraf 249 des Baugesetzbuchs, die »Super-Privilegierung«. »Das wäre der Wilde Westen«, sagte Schmidt. Jeder Projektierer, der die zahlreichen Auflagen für Windparks erfüllt und jemanden findet, der ihm Flächen verpachtet, könnte bauen. Räumliche Steuerungsmöglichkeiten, ob in der Region oder in Kommunen, gäbe es dann nicht mehr.

Der Regionalverband hat die Präsentation, die bei der Informationsveranstaltung in Bad Waldsee gezeigt wurde, online gestellt. (wu)

 

www.rvbo-energie.de