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Psychiatrie in Zwiefalten bietet spezielle Therapien an

Sind mit der DBT-Einheit bisher zufrieden (von links): Professor Dr. Dr. Alex Theodor Gogolkiewicz, Julian Simonis,  Ludmilla Re
Sind mit der DBT-Einheit bisher zufrieden (von links): Professor Dr. Dr. Alex Theodor Gogolkiewicz, Julian Simonis, Ludmilla Reimer, Dr. Heinke Scholdei-Taut und Kunsttherapeut Mark Hartmann. FOTO: ZFP
Sind mit der DBT-Einheit bisher zufrieden (von links): Professor Dr. Dr. Alex Theodor Gogolkiewicz, Julian Simonis, Ludmilla Reimer, Dr. Heinke Scholdei-Taut und Kunsttherapeut Mark Hartmann. FOTO: ZFP

ZWIEFALTEN. Spannungszustände und starke Emotionen aushalten – das ist für Menschen mit bestimmten psychischen Erkrankungen nicht immer einfach. Um Betroffenen besser helfen zu können, bietet das Zentrum für Psychiatrie Südwürttemberg (ZfP) in Zwiefalten ein spezielles Behandlungsangebot an, das sich mittlerweile bewährt hat. Das geht aus einer Mitteilung des ZfP hervor.

Psychisch erkrankte Menschen, die unter starken Anspannungszuständen leiden, können seit Februar ein neues Behandlungsangebot im ZfP am Standort Zwiefalten nutzen. Auf der sozialpsychiatrischen Station 3011 ist eine Einheit zur Dialektisch-Behavioralen Therapie (DBT) eingerichtet worden. Die spezielle Therapieform DBT richtet sich an Menschen mit emotional-instabilen Persönlichkeitsstörungen sowie etwa Störungen der Emotionsregulation. Den Betroffenen fehlt die Möglichkeit, ihre Impulse zu kontrollieren, was sich oft in suizidalen, selbstverletzenden und selbstschädigenden Verhaltensmustern niederschlägt. Das spezielle Angebot wird seither sehr gut angenommen.

Die Abteilungsleitungen Professor Dr. Dr. Alex Theodor Gogolkiewicz und Ludmilla Reimer stellten fest, dass es in der Region für dieses Krankheitsbild eine Versorgungslücke gab. Die Patientengruppe, für die spezielle Übungen hilfreich sind, wurde bisher auf anderen Stationen oder an anderen Standorten behandelt, so Reimer. Chefarzt Gogolkiewicz merkt an: »Andere Standorte wie Ulm oder Reutlingen haben aber lange Wartelisten.«

Zu Beginn wurden entsprechende Daten erhoben. Eine zu diesem Zweck eingerichtete Arbeitsgruppe der Station erarbeitete gemeinsam mit der Abteilungsleitung das nun angebotene Spezialkonzept, um die Betroffenen auffangen zu können. Die Klinikleitung stimmte zu.

Training in der Skillsgruppe

Das Angebot richtet sich an volljährige Patienten, insbesondere aus dem südlichen Landkreis Reutlingen. Auf der Station gibt es einen abgetrennten Bereich für die DBT-Therapieeinheit mit Patientenzimmern, einer Gemeinschaftsküche, einem Gruppenraum sowie einem Aktivitätsraum und genügend Rückzugsmöglichkeiten. Das Skillstraining ist ein elementarer Bestandteil der Therapie: Mithilfe spezieller Fähigkeiten – sogenannter Skills – lernen Betroffene, ihre Anspannung wahrzunehmen und besser regulieren zu können. Speziell ausgestattete Therapiekoffer mit geeigneten Materialien und Gegenständen stehen dafür den Patienten zur Verfügung.

Gemeinsames Training findet in der therapeutisch geleiteten Skillsgruppe statt. Betroffene sollen die jeweils für sie geeigneten Skills in Situationen, in denen es ihnen gut geht, einüben, um sie im Bedarfsfall für sich nutzen zu können. Weitere Gruppenangebote wie Achtsamkeits- und Entspannungsübungen, aber auch Gesprächsgruppen gehören zum Therapieangebot, ergänzt der pflegerische Stationsleiter Julian Simonis. Auch nonverbale Therapieformen wie Kunst- und Bewegungstherapie, Reittherapie und therapeutisches Klettern sind fest ins Wochenprogramm eingebettet.

Die Entwicklung der Therapieeinheit war für die Station ein großer organisatorischer Aufwand, berichtet Ludmilla Reimer. 20 Mitarbeitende aus dem Bereich des ärztlichen und pflegerischen Dienstes, Psychologen und Beschäftigungstherapeuten wurden in sechs mehrtägigen Schulungseinheiten speziell fortgebildet. Die Station hat 19 Behandlungsplätze, acht davon sind für die DBT vorgesehen. Pro Schicht ist auf der Station eine zusätzliche Vollkraft aus der Pflege eingeteilt, die gemeinsam mit den psychologischen Kolleginnen für den DBT-Bereich zuständig ist.

Bis zu acht Wochen Therapie

Oberärztin Dr. Heinke Scholdei-Taut und die therapeutische Stationsleitung Damaris Fauth kümmern sich um die Aufnahme der Patienten. In Vorgesprächen werden mögliche Therapieziele herausgearbeitet und Erwartungen abgeglichen. »Wenn jemand noch keine Erfahrungen mit DBT hat, kann die Behandlungsdauer acht Wochen betragen«, erklärt die Oberärztin der Station. Gogolkiewicz fügt an: »Diese Einheit eignet sich aber auch für bereits erfahrene Patienten, die zur Vertiefung des Erlernten kommen möchten.« Es sei kein festgefahrenes Therapiekonzept, sondern individuell abgestimmt, betont Reimer. »Wir konnten nun seit einigen Monaten Erfahrung sammeln und sehen aufgrund vermehrter Anfragen den Bedarf«, erläutert der Chefarzt. (eg)