SONNENBÜHL. Seit Aschermittwoch hat es Jana Wendt höchstens zum Umpacken ihrer Koffer nach Hause geschafft. »Die Vor-Osterzeit bedeutet Hochsaison«, erzählt die Osterei-Künstlerin. Dann reist sie von Markt zu Markt und bietet ihre Werke an: Sie malt Burgen und Schlösser oder kleine Geschichten auf Porzellan-Eier. Auch auf Natur-Eier von Wachteln oder Enten bringt sie Aquarelle und Acrylbilder. »Das schwierigste sind Gebäude, denn gerade Linien erscheinen auf dem Ei schief. Wir müssen mit der Eiform malen«, erklärt die 46-Jährige.
Wendt bietet ihre Werke seit ein paar Tagen im Osterei-Museum in Sonnenbühl an. Das Museum auf der Schwäbischen Alb ist nach eigenen Angaben das älteste Deutschlands zum Thema Ostereier. Es wurde vor 26 Jahren gegründet. Im Bestand gibt es rund 8000 Eier, etwa 1000 von ihnen sind in den Vitrinen öffentlich ausgestellt. »Ein Drittel unseres Archivs ist rot grundiert oder mit roten Motiven verziert«, sagt Museumsleiterin Anna Barkefeld.
Die Farbe erklärt sich aus einem katholischen Brauchtum - und mit ihr lässt sich auch verstehen, wie Ostern überhaupt zum Ei kam. »Das Ur-Osterei ist ein gekochtes rot gefärbtes Ei, und es erhielt derjenige, der in die Osternacht-Mette ging«, sagt der Brauchtumsforscher und Theologe Manfred Becker-Huberti. Es handle sich um ein Symbol für das überwundene Grab: Das Ei selbst sei tot, während das Rot auf das Leben des auferstandenen Christus verweise. »Der Brauch kam schon im Mittelalter auf, im ersten Jahrtausend.«
Weil in der Fastenzeit Eier, die als flüssiges Fleisch galten, tabu waren, gab es einen regelrechten Eierüberschuss zu Ostern, wie Becker-Huberti erklärt. Sie seien gekocht und verschenkt worden. In einem Körbchen brachten Katholiken diese Schenk-Eier am Ostermorgen mit in die Kirche für den Eier-Segen. Im 16. Jahrhundert hätten Protestanten den katholischen Brauch für sich umgewandelt und die Eier in der Natur versteckt. »Als Erklärung für die Kinder, wer die Eier dort hingelegt hat, gab es Fuchs, Kranich oder Huhn - durchgesetzt hat sich schließlich der Hase«, so Becker-Huberti. Denn so, wie er über die Wiese flitze, kurz stehen bleibe, um dann weiter zu sprinten, habe man zumindest Stadtkindern weismachen können, dass er da gerade Eier legt. (dpa)