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Aktuell Bauarbeiten

Ortsdurchfahrt von Willmandingen ist saniert

Ein Foto fürs Archiv: Ortsbaumeister Bernd Hummel lichtet die Freigabe der Ortsdurchfahrt Willmandingen ab.  FOTO: FISCHER
Ein Foto fürs Archiv: Ortsbaumeister Bernd Hummel lichtet die Freigabe der Ortsdurchfahrt Willmandingen ab. FOTO: FISCHER
Ein Foto fürs Archiv: Ortsbaumeister Bernd Hummel lichtet die Freigabe der Ortsdurchfahrt Willmandingen ab. FOTO: FISCHER

SONNENBÜHL. Die Sanierung der Ortsdurchfahrt von Willmandingen ist beendet. Fast mit einer Punktlandung: Im März ging Ortsbaumeister Bernd Hummel von einer Bauzeit bis zum 13. November aus. Am 26. November wurde die Straße nun tatsächlich freigegeben. Alles im Rahmen und alles vor dem Wintereinbruch. Damit ist der dritte Abschnitt der Ortskernsanierung abgeschlossen. Es ist aber nur ein Etappensieg: Wenn alles glattläuft, könnte im Frühjahr 2021 Anpfiff für Abschnitt vier gegeben werden.

Ortskernsanierung – das ist ein langer Prozess. 2014 wurde Willmandingen ins Landessanierungsprogramm aufgenommen. 2017 machte der Abschnitt von der Schmiede bis zur Bolbergstraße den Anfang, 2019 folgte die Bolbergstraße. In Abschnitt drei ging es um den Einmündungsbereich der Bolbergstraße in die Rathausstraße sowie die Ortsdurchfahrt zwischen Gottlieb-Sauer- und Lauchert-straße. »Aufhänger war, dass wir den Tagwasserkanal sanieren müssen«, sagt Bürgermeister Uwe Morgenstern. Das Wasser aus den Außengebieten in Willmandingen wurde über die Mischwasserkanalisation zur Kläranlage geleitet. Das erzeugte enorme Kosten. Dies Problem ist nun gemeinsam mit den 70 Jahre alten Entsorgungsleitungen beseitigt. 400 Meter Tag- und Mischwasserkanal wurden verlegt, die Wasserleitungen einschließlich der Hausanschlüsse erneuert, die Gehwege sind saniert und mit Betonpflaster – »mit optisch hochwertiger Oberfläche« – gestaltet, wie Jochen Goller vom Planungsbüro Reik sagt. Außerdem sind neue Parkplätze entstanden. Insgesamt 1 400 Quadratmeter Fläche »Straßennebenfläche« wurden so überarbeitet. Die Bushaltestellen sind großzügiger gestaltet. Hier gibt es neben Unterstellmöglichkeiten auch Fahrradständer. Und das sogenannte Kasseler Sonderbord mit 18 Zentimetern Höhe – also der erhöhte Bordstein – ermöglicht das barrierefreie Ein- und Aussteigen in den Bus.

Kosten: 1,2 Millionen Euro

Der Landkreis Reutlingen hat sich an das kommunale Projekt angehängt und die Kreisstraße zwischen Lauchertstraße und Ortsausgang Richtung Melchingen mit neuem Belag versehen: Der alte war schadhaft, mangelhaft: »Note fünf«, attestiert Matthias Schneck, Leiter des Kreisstraßenbauamts, der Straße den vormals schlechten Zustand. Ebenfalls mitgezogen haben die Netze BW, die die Freileitungen abgebaut und die Stromleitungen unter die Erde gelegt sowie Elektroanschlüsse bis in die Häuser erneuert hat. Der Synergien sind das noch nicht genug: In Willmandingen liegt nun auch Glasfaser unter der Straße – samt Anschluss bis in die Häuser. Circa 1,2 Millionen Euro sind in diesen Bauabschnitt geflossen, bezuschusst wird die überirdische Straßengestaltung mit 60 Prozent aus dem Landessanierungsprogramm.

Unterirdisches exakt erfasst

Bei der Vermessung hat die Firma Schrode (Hayingen) moderne Technik eingesetzt. Building Information Modeling (BIM) nennt sich die Methode, das bedeutet so viel wie modellbasiertes Bauen. Entweder gibt es schon ein dreidimensionales, in Länge und Höhe geplantes Modell oder es entsteht durch das Messen vor Ort – alles digital. Polier Klaus Schnitzer erläutert, dass so vor allem die Höhe – oder Tiefe – in der Leitungen und Kanäle liegen, genau erfasst werden kann, die Lage jedes Hausanschlusses, jeden Kabels ist exakt dokumentiert. Wer sich künftig erneut in den Boden buddeln muss, kann dies zentimetergenau bis an Leitung oder Kanal tun. »Handaushub wird so minimiert«, sagt Schnitzer über den Effizienzgewinn auf der Baustelle.

Im Zuge der Sanierung sind die Linksabbiegespur auf der Rathaus- in die Bolbergstraße und dort die Verkehrsinsel weggefallen. Auffällig: Die mittlere Straßenmarkierung fehlt auf Rathaus- und Melchinger Straße. Laut Kreisstraßenbauamt sei es mittlerweile üblich, auf Ortsdurchfahrten darauf zu verzichten. Der fehlende Mittelstreifen soll Autofahrer zu mehr Vorsicht und Rücksicht animieren.

Rücksichtnahme – davon kann während der Zeit der Sperrung in einem Punkt weniger die Rede sein. Ein Ärgernis für Ortsvorsteher Heinz Hammermeister, der die »Dreistheit« vieler Verkehrsteilnehmer kritisiert, die – inklusive »der größten Lkw« – nicht der überörtlichen Umleitung gefolgt, sondern durchs Dorf gekurvt sind. »Der Heinz ist jetzt froh«, ruft eine Passantin beim Straßenabnahme-Ortstermin Hammermeister zu. Und mit ihm werden es wohl alle Willmandinger sein, dass über den Winter wieder der Normalzustand einkehrt. »Eine große Erleichterung für den Ort«, sagt der Ortsvorsteher.

Mit Ende des Sanierungsprojekts hat man erst mal 50 Jahre Ruhe. Doch die wird noch einmal unterbrochen. »Zuerst müssen wir unseren Haushalt beschließen«, gibt sich Bürgermeister Morgenstern noch vorsichtig. Aber nach Möglichkeit soll im Frühjahr 2021 der vierte Bauabschnitt folgen. Der beinhaltet die Sanierung der Rathausstraße von der Lauchert- bis zur Egelsbergstraße. (GEA)