ST. JOHANN-WÜRTINGEN. Die Organisatoren des jüngsten Oldtimertreffens durchlebten am Sonntag ein Wechselbad der Gefühle: Die Fahrzeugausstellung auf dem Festplatz fiel eher klein aus und damit auch die Teilnahme an der Rallye, nur 34 Besitzer von betagten Autos, Traktoren und Zweirädern waren nach Würtingen gekommen. Und so bewegte sich denn auch keine Fahrzeugkolonnen über die Schwäbische Alb, um entlang von zwei verschieden langen Strecken ihre Wertungsprüfungen zu absolvieren. Schuld war das Wetter: Wenn dunkle Wolken am Himmel dräuen und die Gefahr groß ist, dass es regnet oder gewittert, lassen die Besitzer ihre sorgsam gepflegten Raritäten lieber in der Garage. Gleichzeitig haben wohl viele Menschen aus Region angesichts des schlechten Wetters ihre geplanten Ausflüge ausfallen lassen und die Gemeindehalle regelrecht erstürmten. Im Lauf des Nachmittags hieß es in Bezug auf die vielfältigen kulinarischen Angebote: ausverkauft.
Am Sonntagmorgen ahnte Albert Schediwy beim Blick gen Himmel schon, wie der Tag verlaufen könnte: »Ich mache mir große Sorgen«, gab der Vorsitzende der Oldtimerfreunde zu. Da hatte er die Hoffnung, dass sich einige Oldtimer-Besitzer doch noch auf den Weg nach Würtingen machen - immerhin konnte man sich bis 13 Uhr für die Rallye anmelden. 64 Kilometer ging’s die Schwäbische Alb mehrfach rauf und runter, auf dem Bad Uracher Marktplatz stand eine der zahlreichen Wertungsprüfungen an. Die Fahrer von langsameren Fahrzeugen machten sich auf eine 16-Kilometer-Tour auf der Albhochfläche, die durch alle St. Johanner Ortsteile führte.
Mit dabei war Armindo Pimenta aus Ofterdingen mit seinem 68 Jahre alten Traktor. Er ist sozusagen ein Mann der ersten Stunde: Seit dem ersten Oldtimer-Treffen im Jahr 2007 ist er dabei und freut sich auf die Tage auf der Schwäbischen Alb. Mit Familie und Freuden campt er bereits seit Donnerstag auf dem Gelände der Gemeindehalle, die Gruppe genießt den Kurzurlaub in vollen Zügen: »Hier ist es schön ruhig und gemütlich«, erklärt der Ofterdinger mit Blick auf das Fahrerlager mit je zwei Wohnwagen und Zelten. Er unterstütze den Verein sehr gern und die Oldtimerfreunde freuten sich, dass sie als Stammgäste Jahr für Jahr wiederkommen. Die Anfahrt sei in diesem Jahr bei einer Temperatur von rund 30 Grad sehr anstrengend gewesen, räumt Pimenta ein: Eine Stunde und 45 Minuten hat er für die Fahrt von Ofterdingen nach Würtingen in der prallen Sonne gebraucht. Seine 32 Jahre alte Vespa und die vor 40 Jahren gebaute Solex wurden indes im Anhänger nach Würtingen transportiert.
Der Ofterdinger hatte jedoch nicht die weiteste Anreise, die hatte ein Teilnehmer aus Heidenheim. Auch wenn statt der erwarteten 70 Teilnehmer nur 34 an den Start gingen, führten die Oldtimerfreunde dennoch akribisch eine Statistik: Der älteste Fahrer war Jahrgang 1940, der jüngste wurde 2004 geboren. Nicht zu vergessen das älteste Fahrzeug: Ein DWK-Motorrad aus dem Jahr 1936 durfte sich mit dem Titel schmücken. Eines war für die Organisatoren Ehrensache: Die Veranstaltung wurde mangels Masse an Fahrzeugen trotzdem nicht mit angezogener Handbremse durchgezogen, sondern mit demselben Herzblut wie immer. Jedes Fahrzeug wurde vorgestellt und jeder Fahrer am Start mit einem netten Wort auf die Rundfahrt geschickt. (GEA)