SONNENBÜHL. Wahrscheinlich so ziemlich jeder Sonnenbühler ab einem Alter um die 40 - oder älter - kennt sie, hat dort schon mal als Kind oder Jugendlicher übernachtet, Zeltlager oder Konfi-Camp besucht: die Helmut-Werner-Hütte. Sie ist idyllisch gelegen in Sichtweite des Kalksteins mitten im Grünen und doch nur wenige Kilometer von Undingen entfernt. Sie ist Baujahr 1979, steht aber dort, wo es 1962 schon einen - allerdings weniger komfortablen - Vorgängerbau gab, ohne Strom, ohne fließendes Wasser. Der damalige Leiter der Jungenschaft der Kirchengemeinde hatte Ende der 1950er-/Anfang der 1960er-Jahre beharrlich darauf hingearbeitet, dass mitten in der Natur eine Hütte gebaut wird. Als der Bau startete, starb Helmut Werner, seither trägt die Hütte seinen Namen.
Als Mitte der 1970er-Jahre klar war, dass an der Hütte etwas getan werden muss, eine Erweiterung aber nicht infrage kam, wurde sie abgerissen und der heute 45 Jahre alte Neubau entstand. Dabei machten die Kirchengemeinde Undingen und der CVJM Gomaringen gemeinsame Sache. Strom, Küche, Waschraum, fließendes Wasser, Heizung und Platz für 25 Schlafgäste machten Übernachtungen angenehmer. Das große Gelände wird gerne für Zeltlager und Jugendfreizeiten, Gottesdienste im Grünen, Taufen, Lagerfeuer genutzt. Gemeinschaft erleben, Glauben entdecken und Natur erkunden - das ist der Wahlspruch, der bis heute an der Hütte mit Leben gefüllt wird.
Letzte Sanierung vor 30 Jahren
Und das soll auch in Zukunft so bleiben. Eine Generationenaufgabe, wie Pfarrer Simon Wandel sagt. Denn jede Generation hat einmal große Anstrengungen übernommen, die Hütte fit für die Zukunft zu machen. Vor 30 Jahren wurde sie das letzte Mal saniert. Nun steht also wieder eine Generalüberholung an, zu der sich Kirchengemeinde und CVJM entschlossen und für die sich die Mitglieder ausgesprochen haben. So wie es Jahre der Planung brauchte, bis vor mehr als 60 Jahren das erste Fundament gelegt und 1979 der Neubau seiner Bestimmung übergeben werden konnte, ist auch dieses neuerliche Projekt eine Langzeitaufgabe. Ein Neubau kommt dieses Mal nicht infrage. Auf dem Plan steht eine Sanierung und zudem eine Erweiterung der Hütte. Begonnen haben die Planungen 2020. Klar ist: »Wenn man nichts tut, verkommt die Hütte«, sagt Wandel.
Die Hütte wird um vier Meter wachsen. Damit kann die Küche vergrößert werden, in der bis jetzt kaum zwei Leute gleichzeitig das Essen vorbereiten können. Auch die Sanitäranlagen im Erdgeschoss sollen erneuert und um zwei Duschen ergänzt werden. Sie sollen künftig auch von außen betretbar sein, und ein Holzverdeck soll gebaut werden. Im Obergeschoss bietet die Verlängerung der Hütte die Möglichkeit, zwischen den beiden Matratzenlagern ein kleines Zimmer für den jeweiligen Aufsichtsverantwortlichen einzurichten. »Wenn das Geld dann noch reicht, wollen wir noch den Gruppenraum im Keller erneuern«, sagt Simon Wandel. Der ist derzeit gesperrt und nicht nutzbar, außerdem ist es dort feucht, gelagertes Gepäck ist hier nicht gut aufgehoben.
Baustart soll am 1. September sein
Aber das ist noch Zukunftsmusik. Zunächst muss der Plan für Erd- und Dachgeschoss gestemmt werden. Obwohl sich die evangelische Kirchengemeinde und der CVJM Gomaringen die Kosten teilen, muss jeder Partner einen sechsstelligen Betrag beisteuern. Mindestens 265.000 Euro. »Wir wollen keine goldenen Wasserhähne«, aber allein, um die Brandschutzauflagen zu erfüllen, sind 100.000 Euro nötig. Das Problem für die Kirchengemeinde: »Wir dürfen keinen Bankkredit aufnehmen«, sagt der Pfarrer, »das alles muss schuldenfrei gehen.« Ohne einen hieb- und stichfesten Finanzierungsplan hätte die Gemeinde keine Genehmigung erhalten. Und so muss Geld her, auch wenn die Gemeindemitglieder natürlich Eigenleistungen erbringen. Damit ist aber spätestens bei der Elektrik Schluss, dafür braucht es Fachpersonal. Kirche und Landratsamt sind mit den Plänen einverstanden, die Genehmigungen liegen seit November 2023 vor, Baustart soll am 1. September sein. Wenn alles glatt läuft, könnte die »neue« Helmut-Werner-Hütte in einem Jahr fertig sein.
Ganz Sonnenbühl ist gefragt
Um das Ganze finanziell zu stemmen, »brauchen wir ganz Sonnenbühl«, sagt Manuel Hailfinger. So ist neben der Kirchengemeinde auch der TSV Undingen im Boot. Und so soll zumindest am 16. Juni ganz Sonnenbühl auf den Beinen sein. Motto: »Wir tragen die Hütte gemeinsam«, sagt Simon Wandel. »Und wir müssen ordentlich laufen«, sagt Manuel Hailfinger. Denn 50.000 Euro fehlen der Kirchengemeinde noch, mindestens 10.000 Euro sollen beim Spendenlauf zusammenkommen. Zwei Routen wird es um die Steinbühlhalle geben: eine mit 750 Metern Länge für Kinder bis Klasse sechs, die sich Sponsoren in ihren Familien suchen, und eine mit 1,4 Kilometern für Jugendliche und Erwachsene. Mittelständische Firmen finanzieren jede gelaufene Runde mit einer Summe X. Auch Walking und Gehen mit Kinderwagen ist möglich, sodass wirklich jeder Teil des Gemeinschaftsprojekts sein kann. »Ziel ist, dass wir mindestens 2.000 Kilometer zusammenkriegen«, so Wandel. Gezählt wird nicht elektronisch. Jeder Teilnehmer erhält ein Läuferband, auf dem Helfer nach jeder absolvierten Runde diese mit einem Strich attestieren. Als Belohnung erhalten die Kinder Medaillen, und »auch für den Rundenkönig wird uns noch etwas einfallen«.
Jetzt zum Spendenlauf anmelden
Der Tag startet um 9.30 Uhr mit einem Sportgottesdienst, den Pfarrer Philipp Geißler, landeskirchlicher Sportbeauftragter, hält. Um 10.30 Uhr laufen die Kinder los, um 11.30 Uhr fällt der Startschuss für die Großen. Natürlich wird für Essen und Trinken gesorgt sein, die Bewirtung übernimmt die Feuerwehr. Und auch das DRK ist vor Ort. Es wird eine Wasserspielstraße für Kinder geben, und wer sich mit Kuchenspenden beteiligen will, ist damit willkommen.
Was aber zunächst einmal wichtig ist: Wer teilnehmen und die Sanierung mit seinem sportlichen Ehrgeiz oder als Firma mit einer Spende unterstützen will, sollte sich anmelden. Das geht ganz einfach im Internet über www.laufen-für-die-hütte.de oder über den QR-Code auf den Flyern, die im Ort verteilt wurden. Vielleicht kommt auch noch der eine oder andere Euro in die Spendenbox. Sie wurde von der Undinger Firma Albfactory designed und zeigt heute schon, wofür sich die Läufer anstrengen werden: die »neue« und erweiterte Helmut-Werner-Hütte. »Dieser Ort lebt davon, dass hier Leben stattfindet«, sagt Simon Wandel. »Und damit wollen wir der nächsten Generation etwas weitergeben.« (GEA)