GAMMERTINGEN-MARIABERG. »Wenn ich den Petrus erwischen würde, würde ich ihm die Ohren langziehen!«, schimpfte Silvia Weeber, Teilnehmerin der Mariaberger Sommerkunstwoche. Regen satt gab es während der Workshopwoche, veranstaltet vom diakonischen Träger Mariaberg: »Aber die Sonne war in Ihrem Herzen, wir spürten die Wärme«, dankte Vorstand Rüdiger Böhm den Teilnehmenden bei der Vernissage, bei der dann letztlich doch die Sonne schien.
Das Organisationsteam um Rüdiger Böhm, Svenja Keller, Winfried Maulbetsch und Andrea Baur-Hölz lobte das disziplinierte Verhalten aller Beteiligten in Bezug auf das Hygienekonzept der Einrichtung. »So konnte das besondere friedliche und soziale Miteinander wieder in Mariaberg einziehen«, resümierte Böhm. Der Sommer ließ sich bitten, die Kunst aber ließ sich nicht aufhalten. In 17 ausgebuchten Workshops entstanden Kunstwerke unterschiedlicher Disziplinen und Materialien: ein majestätischer Hai aus Ton, ein Monument im Geiste der Fridays-for-Future-Bewegung aus Holz mit einem Mädchen, das die Weltkugel in den Händen trägt, farbenprächtige (Lein-)Wandmalereien, Mosaike und Kalligrafien, Filigranes und Überdauerndes aus Eisen, Bronze, Wolle oder Weidenzweigen.
»Die Kunst des Bogenbaus«, »Die wilde Horde« oder »Abenteuer Natur Kunst« sorgten für Action im Gelände inklusive Zielschießen, Höhlentouren und Seilschaukel hoch zwischen den Bäumen des Mariaberger Forsts. Neu im Programm war der Gestaltungskurs »Artworks!« mit Dozent Wolfgang Wiebe, in dem munter gezeichnet, gemalt, gesprayed und experimentiert wurde. Eine Gruppe Teenager malte den Marvel-Antihelden »Venom« an die Wand, während der erfahrene Art-brut-Künstler Roland Kappel daneben detaillierte Stadtansichten collagierte. Tabea Groth war zum ersten Mal bei der Sommerkunstwoche dabei und genoss die Atmosphäre: »Die Menschen hier sind so herzlich, und im Kurs ist alles erlaubt, total entspannt.« Zusammen mit Lilian Wohanka (15) und Annika Dorn (14) malte sie über Tage hinweg an der Comic-Wandfigur »Venom«. »Das Motto hier ist: Mach einfach! Ich bin künstlerisch eigentlich nicht begabt, aber kreativ. Und es macht Spaß!«, erklärte Tabea.
Während es bei der »SoKuWo« vorrangig um Kunst geht, gehören das Miteinander und Rahmenprogramm essenziell dazu: vom Seifenschnitzen und gemeinsamen Abendessen im Freien über Rundgänge durch andere Workshops, Entspannen im Sommerkunstcafé bis zum Konzertbesuch in der Mehrzweckhalle. Dort ließ die Freiburger Band »El Flecha Negra« sommerliche Leichtigkeit aufkommen und trotzte dem trüben Wetter mit Latin-Roots-Musik. »Willkommen in unserer Welt ohne Grenzen«, begrüßte Sänger Kata das Publikum. Das kam bei Salsa, Samba und Reggae auf seine Kosten; auch »Unliebeslieder mit traurigem Inhalt, aber Happy End« wurden gespielt. Besonders Cumbia liegt der Band am Herzen, die afrikanische Rhythmen mit spanischen Melodien und Texten vereint. »Jedes Land in Südamerika hat seine eigene Cumbia«, so Bandmitglied Tatán: »Und Deutschland hat El Flecha Negra!« (eg)