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Münsinger Wald: Sorgen wegen Klimawandel und Preisverfall

Gemeinderat Münsingen arbeitet Themen rund um den Wald ab. Fachleute legen Zahlen und Pläne für 2020 vor

Schön, aber durch Schädlinge und Klima gefährdet: der Wald.  FOTO: SCHRADE
Schön, aber durch Schädlinge und Klima gefährdet: der Wald. FOTO: SCHRADE
Schön, aber durch Schädlinge und Klima gefährdet: der Wald. FOTO: SCHRADE

MÜNSINGEN. Der Wald beschäftigt die Gemeinderäte – nicht nur in Münsingen, sondern im ganzen Landkreis – in mehrfacher Hinsicht. Zum einen ändern sich die Organisationsstrukturen aufgrund eines Kartellverfahrens. Beförsterung und Holzverkauf werden zwar weiterhin als Dienstleistung zentral als Dienstleistung des Landkreises für die Kommunen angeboten, müssen aber künftig getrennt voneinander abgewickelt werden. Für die Förster, die den Wald betreuen, muss die Stadt Münsingen künftig rund 144 500 Euro an die untere Forstbehörde überweisen. Für den Verkauf des Holzes aus dem Stadtwald über die kommunale Holzverkaufsstelle werden knapp 34 000 Euro fällig.

Zum anderen ist es der Wald als Ökosystem, das Anlass zur Sorge gibt. Michael Herb, der zum 1. Januar die Nachfolge von Kreisforstdirektor Alfred Krebs antritt, blickte auf »extreme Trockenjahre« 2018 und 2019 zurück. Die gute Nachricht: Für den Pilz, der für das Eschentriebsterben verantwortlich ist, waren die Bedingungen nicht ideal, er hat weniger stark gewütet als in nassen Jahren. Die schlechte Nachricht: Für den Borkenkäfer waren die Bedingungen paradiesisch, die Forstleute hatten alle Hände voll zu tun, das befallene Nadelholz aus dem Wald heraus zu bringen, um die Verbreitung des Schädlings so gut wie möglich einzudämmen. Ein Glück, dass es im Mai vorübergehend kalt und nass wurde. »Das hat den Käfer radikal ausgebremst«, berichtete Edgar Franz, Sachgebietsleiter im Forstamt.

Das Käferholz flutete den Holzmarkt – mit entsprechenden Einbußen bei den Erlösen. Anfang 2018, so Franz, lag der Festmeterpreis für Nadelholz europaweit noch bei 90 Euro, das Käferholz brachte am Tiefpunkt der Marktentwicklung nur noch 27 Euro. Michael Herb bleibt, was die Region betrifft, dennoch optimistisch: »Wir haben hier viele Säger und Verarbeiter, die Lieferwege sind kurz, die Firmen interessiert. Mittelfristig ist der Holzmarkt wieder auf dem aufsteigenden Ast.«

Eiche entwickelt sich gut

Weder vom Großmarkt noch vom Käferholz abhängig ist der Verkauf von Brennholz aus dem Stadtwald. Engpässe gab und gebe es auch künftig nicht, so Bürgermeister Mike Münzing. Angeboten werden Hartlaubhölzer wie Esche, Buche und Ahorn. Die Frage von Gemeinderat Gottlob Dangel, ob man nicht auch das Käferholz für den Ofen anbieten könne, verneinte Edgar Franz – Fichte werde man als Brennholz schon schwer genug los, wenn der Käfer drin sei, gelte das erst recht. Polterholz wird in Münsingen versteigert, den Empfehlungen des Kreisforstamts folgend legten Verwaltung und Gemeinderat den Anschlagspreis auf 63 Euro pro Festmeter fest.

Noch schwerer als die Sorgen ums Geld wiegen die ums Klima: »Der Forst muss sich vorbereiten und tolerantere, stabilere Baumarten für künftige Generation einbringen«, mahnte Herb. Leichter als die Fichte tun sich Tanne und Douglasie mit der Trockenheit. Bei den Laubbäumen ist es in Münsingen die Eiche, in die Hoffnungen gesetzt werden. Revierförster Jürgen Dufner berichtete, dass seit 2013 kranke Eschenbestände durch Eichen ersetzt werden: »Sie haben sich prächtig entwickelt«, so Dufner, der von einer Gesamtfläche von fünf Hektar sprach.

Edgar Franz gab dem Gemeinderat einen Überblick in Zahlen über die Jahre 2018 bis 2020. Im 2 825 Hektar großen Stadtwald wurden im vergangenen Jahr 5 920 Festmeter Nadelholz und 7 700 Festmeter Laubholz geerntet – rund 70 Prozent davon wurden planmäßig eingeschlagen, die restlichen 30 Prozent entfallen auf die sogenannte zufällige Nutzung (neben Käfer- gehört dazu auch Sturmholz). Neu gepflanzt wurden 7 180 Fichten, 4 980 Tannen, Lärchen und Douglasien sowie 4 500 Eichen und 6 200 Laubbäume anderer Arten.

2018 brachte der Stadtwald 109 049 Euro in die Kasse. Fürs laufende Jahr 2019 rechnet Franz mit 162 200 Euro Gewinn, der Planansatz für 2020 ist mit 31 400 Euro sehr vorsichtig. Eingeschlagen werden sollen 13 560 Festmeter, wobei das Laubholz mit einem Anteil von 7 330 Festmetern überwiegt. Der Schwerpunkt im Bereich der Kulturen verlagert sich verglichen mit 2018 deutlich hin zur Buche, die mit 7 200 Setzlingen an der Spitze steht. Hinzu kommen 6 600 sonstige Laubhölzer, 1 270 Lärchen, Tannen und Douglasien, aber nur noch 470 Fichten. Für den Friedwald gibt es eine eigene Bilanz. 2018 brachte er der Stadt 247 220 Euro ein, im laufenden Jahr werden es voraussichtlich 173 300 Euro sein, für 2020 rechnet Franz mit 162 500 Euro. (ma)