SONNENBÜHL/ENGSTINGEN. Anfang Juli hatten das Landratsamt und der Windkraft-Investor Sowitec zu einer Pressekonferenz eingeladen, bei der erklärt wurde, dass die Genehmigung für den seit 2014 geplanten Windpark Hohfleck in Sonnenbühl bis Ende Juli erteilt werden könne. Nun meldet Sowitec und das Landratsamt Vollzug: Das Verfahren ist abgeschlossen, die Genehmigung liege seit vergangenem Freitag vor. Mit Bescheid vom 29. Juli 2022 hat das Umweltschutzamt des Landratsamts Reutlingen die Genehmigung für die Errichtung und den Betrieb von fünf Windkraftanlagen auf dem Gebiet des »Hohfleck« in Sonnenbühl-Undingen erteilt, heißt es in einer Pressemitteilung des Landratsamtes.
Nach der Aufhebung des Ablehnungsbescheids durch das Verwaltungsgericht Sigmaringen im Jahr 2019 und dem Urteil des Verwaltungsgerichtshofs Mannheim zur Untätigkeitsklage im Juni 2022 musste erneut über den Antrag entschieden werden. Dazu waren vor allem weitere artenschutzfachliche Untersuchungen erforderlich. Insbesondere das Vorkommen des in diesem Gebiet heimischen Rotmilans war den Vorschriften entsprechend vertieft zu untersuchen und es mussten Maßnahmen zum Schutz dieser kollisionsgefährdeten Greifvogelart festgelegt werden.
Letztendlich konnte mit dem Vorschlag der Antragstellerin, während der Brutzeit des Rotmilans die Anlagen tagsüber abzuschalten, die Genehmigungsfähigkeit für die Errichtung und den Betrieb der Windkraftanlagen hergestellt werden. In Zukunft könnte diese pauschale Abschaltung durch die Verwendung eines kamerabasierten Abschaltsystems ersetzt werden. Dadurch müssten die Anlagen nur noch bei heranfliegenden Rotmilanen stillstehen. Die Antragstellerin hat nun drei Jahre Zeit, ihr Vorhaben umzusetzen.
Der Genehmigungsbescheid und die genehmigten Antragsunterlagen können ab Montag, 8. August 2022, für zwei Wochen in den Rathäusern der Gemeinden Sonnenbühl, Engstingen und Lichtenstein sowie beim Umweltschutzamt des Landratsamts Reutlingen eingesehen werden.
»Wir freuen uns außerordentlich, dass es uns nach jahrelangem Kampf gelungen ist, die erste Genehmigung eines Windparks im Regionalverband Neckar-Alb seit weit über zehn Jahren zu erreichen. Damit verbunden ist auch die Hoffnung, dass es jetzt auch bei uns in der Region endlich mit dem Ausbau der Windenergie vorangeht und viele weitere Projekte folgen«, so Sowitec-Geschäftsführer Frank Hummel in einer Pressemitteilung. »Die europaweite Dürre führt uns gerade wieder vor Augen, wie weit der Klimawandel schon vorangeschritten ist und wie dringend entschlossenes Handeln ist. Gleichzeitig erinnert uns der Krieg in der Ukraine täglich daran, dass wir auch aus Gründen der Versorgungssicherheit unabhängiger von fossilen Brennstoffen werden müssen. Der Windpark Hohfleck wird dazu einen kleinen, aber wichtigen Beitrag leisten.«
Bauvorbereitungen beginnen
Andreas Wagner, Leiter des Sowitec-Projekts Hohfleck, erläutert die nächsten Schritte bei der Realisierung des Windparks: »Wir werden zum nächstmöglichen Termin an der Ausschreibung für Windenergie der Bundesnetzagentur teilnehmen und gleichzeitig mit Hochdruck an der Umsetzung des Projekts arbeiten. Neben den Bauvorbereitungen und der Errichtung des Windparks werden wir auch umfangreiche forst- und naturschutzrechtliche Ausgleichsmaßnahmen umsetzen. Wir gehen davon aus, dass die Windräder bereits im nächsten Jahr in Betrieb gehen können.«
Die fünf Windenergieanlagen des Typs Vestas V126-3.6 MW, mit einer Nabenhöhe von 137 Metern und einer Gesamthöhe von 200 Metern werden im Waldgebiet zwischen Sonnenbühl-Undingen und Engstingen errichtet. Mit überdurchschnittlicher Windgeschwindigkeit, großen Abständen zu den umliegenden Gemeinden und minimalen Auswirkungen auf Natur und Umwelt sei der Standort ausgezeichnet für die Nutzung der Windenergie geeignet.
Der Windpark Hohfleck werde genügend Strom produzieren, um über 10.000 Haushalte zu versorgen. Das seien mehr als in den umliegenden Gemeinden Sonnenbühl, Engstingen und Lichtenstein zusammen. (pm)