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Aktuell Jubiläum

Seit über 60 Jahren an Blech und Taktstock in Erpfingen und Willmandingen

Eberhard Kappus und Emil Schweikardt halten seit über 60 Jahren dem Posaunenchor die Treue. Am Sonntag werden sie im Rahmen eines Festgottesdiensts von Landesposaunenwart Hans-Ulrich Nonnenmann ausgezeichnet.

Eberhard Kappus und Emil Schweikardt sind seit über 60 Jahren Bläser.
Eberhard Kappus und Emil Schweikardt sind seit über 60 Jahren Bläser. Foto: Steffen Wurster
Eberhard Kappus und Emil Schweikardt sind seit über 60 Jahren Bläser.
Foto: Steffen Wurster

SONNENBÜHL. Ohne Blech geht es nicht: Eberhard Kappus und Emil Schweikardt sind seit über 60 Jahren Bläser, am Sonntag werden sie im Rahmen eines Festgottesdiensts von Landesposaunenwart Hans-Ulrich Nonnenmann ausgezeichnet. Für sechs Jahrzehnte Treue zu den Posaunenchören haben sie das auch verdient.

Eberhard Kappus dirigiert den Posaunenchor Willmandingen-Erpfingen, Emil Schweikardt ist vom Dirigentenpodest in die Reihe der Bläser zurückgetreten. Mittlerweile schon im Ruhestandsalter meinen beide frei nach Loriot: Ein Leben ohne Posaunenchor ist möglich, aber sinnlos. Die beiden Jubilare haben die Geschichte der Posaunenchöre in Erpfingen und Willmandingen in den vergangenen Jahrzehnten maßgeblich mitgeprägt, ohne Kappus und Schweikardt gäbe es den fusionierten Chor der Sonnenbühler Teilorte vielleicht nicht. Bis 2010 gingen die Bläser dort getrennte Wege, dann entschloss man sich, zusammen zu spielen.

Willmandingen fehlte, was Erpfingen hatte

Gemeinsam ist man stark: »Erpfingen hatte viele tiefe Stimmen in Tenor und Bass, das hat in Willmandingen gefehlt«, erinnert sich Kappus, »das hat gut gepasst«. Schweikardt hatte bis kurz vor der gelungenen Fusion 25 Jahre lang, ab 1983, die Erpfinger dirigiert, Kappus kam aus dem Unterland auf die Alb. Erst als Verstärkungsbläser nach Willmandingen, dann als Chorleiter. Auch in Erpfingen schwang er den Taktstock, als aber beide Chöre gemeinsam bei der Amtseinführung von Bürgermeister Uwe Morgenstern auftreten sollten, sagte er: »Ich probe doch nicht am Donnerstag und dann am Freitag mit zwei Chören dieselben Lieder für den gemeinsamen Auftritt.« Und legte die Proben für den Bürgermeistertag zusammen und dabei blieb es dann auch.

Geprobt wird einmal im Monat in Erpfingen, drei Mal in Willmandingen, vereint kommt eine starke Truppe zusammen, auf 15 Musiker kann Kappus meist setzen, auch wenn es gerne wieder ein paar mehr werden dürften, wünschen sich die beiden Vollblutmusiker.

Es sind genug Bläser, um auch anspruchsvolle Stücke umzusetzen. Und das ist in Sonnenbühl wichtig, denn die Albgemeinde hat keinen Musikverein. Dessen Rolle übernehmen die Posaunenchöre, zur Freude der Sonnenbühler und zur Bereicherung der Bläser: »Da werden andere Musikstile gewünscht, Märsche, Modernes oder Polka, nicht nur Kirchenmusik, das macht den Bläsern Spaß und bringt uns weiter«, sagt Kappus.

Der Erpfinger Chor im Jahr 1972.
Der Erpfinger Chor im Jahr 1972. Foto: Verein
Der Erpfinger Chor im Jahr 1972.
Foto: Verein

Mit der Fusion waren die beiden Chöre ihrer Zeit ein Stück voraus, seit fünf Jahren sind auch die Kirchengemeinden verschmolzen. Ab dem kommenden Jahr wird es nur noch eine Gesamtkirchengemeinde Sonnenbühl geben, soweit werden die Posaunenchöre aber nicht gehen. Hinter jedem Chor steht ja auch eine eigene Tradition und Geschichte. Der Erpfinger Chor wäre in Sonnenbühl der älteste, er ist bereits 1919 aus dem Jünglingsverein Erpfingen hervorgegangen. Die ersten vier Instrumente wurden 1920 auf Schloss Lichtenstein von den Jünglingen aus Böhringen übergeben, durch Spenden kamen weitere hinzu - Blaswillige gab es genug, aber das Blech war rar und teuer. Immerhin konnte schon der Weihnachtsgottesdienst 1920 begleitet werden. 1963 stieß dann Emil Schweikardt zu der blasfreudigen Truppe.

Eigentlich wollte er kein Dirigent werden

Eberhard Kappus hat es 1971 zum ersten Mal nach Willmandingen verschlagen, vorher stieß er in Chören im Unterland ins Horn. »Dann bin ich hier hängengeblieben«, erzählt er. Dirigent wollte er eigentlich nicht werden, aber als Ortsvorsteher Heinz Hammermeister ihn 1978 fragte, konnte er dann doch nicht Nein sagen. Hammermeister hat im Sommer seinen Abschied genommen, Kappus sucht noch nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin. Bis dahin pendelt er zu den Proben, Auftritten oder Gesprächen mit Pfarrer, Kirchengemeinde und auch Vereinen von Gomaringen auf die Alb.

Im Jahr 2010 in voller Stärke in Willmandingen.
Im Jahr 2010 in voller Stärke in Willmandingen. Foto: Verein
Im Jahr 2010 in voller Stärke in Willmandingen.
Foto: Verein

Kappus und Schweikardt haben in verschiedenen Funktionen über die Jahre einiges erlebt. 2010 kam zum 90-jährigen Geburtstag des Erpfinger Chors der Bezirksposaunentag nach Sonnenbühl. Die 100-Jahr-Feier musste wegen Corona ausfallen, dafür feiern die Willmandinger öfter: 2018 waren 50 Jahre Bestehen der Anlass, aber auch das 25-Jährige und das 30-Jährige wurden schon gefeiert. 1993 kam dabei auch der Schwäbische Posaunendienst, der Elite-Chor der Posaunenchöre, auf die Alb, »sein erster Auftritt«, glaubt Kappus. In guter Erinnerung ist auch der Musikalische Festabend mit Männergesangverein und Kirchenchor in der Erpftalhalle geblieben. »Am Schluss haben wir alle zusammen gesungen«, erinnert sich Schweikardt.

Gesungen wird auch am Sonntag. In der evangelischen Naborius-Kirche in Erpfingen beginnt der Bläsergottesdienst um 10.30 Uhr. Vom Evangelischen Jugendwerk in Württemberg kommt Landesposaunenwart Hans-Ulrich Nonnenmann aus Stuttgart, er überreicht die Urkunden und Nadeln an Kappus und Schweikardt. Die Predigt hält Pfarrer Normann Grauer, natürlich spielt der Posaunenchor, wie gewohnt unter Leitung von Eberhard Kappus. Der Posaunenchor freut sich über viele Besucher und Mitfeiernde auch aus anderen Chören. (GEA)