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Kein zweites Almeria auf der Alb

Die Folienzelte von Bio-Bauer Andreas Werner aus Willmandingen erregen Unmut bei einigen Anwohnern. Aber nur so kann er auf der Alb früh Gemüse ernten.

Auf den Krautländern im Sonnenbühler Ortsteil Willmandingen gibt es guten Boden für den Gemüseanbau. Bioland-Bauer Andreas Werne
Auf den Krautländern im Sonnenbühler Ortsteil Willmandingen gibt es guten Boden für den Gemüseanbau. Bioland-Bauer Andreas Werner zieht einen Teil seiner Pflanzen in Folen-Gewächshäusern, um früher im Jahr und noch im Herbst ernten kann. FOTO: FISCHER
Auf den Krautländern im Sonnenbühler Ortsteil Willmandingen gibt es guten Boden für den Gemüseanbau. Bioland-Bauer Andreas Werner zieht einen Teil seiner Pflanzen in Folen-Gewächshäusern, um früher im Jahr und noch im Herbst ernten kann. FOTO: FISCHER

SONNENBÜHL. Gurken, Paprika, Auberginen von der Alb und das schon im Frühling? Diese wärmebedürftigen Gemüsesorten hätten hier auf mehr als 750 Höhenmetern und bei dem oft frischen Wind kaum eine Chance zu gedeihen. Zumindest nicht schon im späten April und Mai. Auf der Alb ist es eben immer einen Kittel kälter. Frisches Gemüse aus der Region, auch mediterranes, wollen die Konsumenten trotzdem auf dem Tisch haben. Doch dazu müssen sich Gemüseanbauer wie Andreas Werner einiger Tricks bedienen. Und die schmecken so manchem Anwohner gar nicht.

Seit 2004 betreibt Andreas Werner Landwirtschaft in Sonnenbühl. Zunächst in Genkingen, seit 2015 in Willmandingen. Einen Teil seines Gemüses baut er im Freiland an. Aber für manches ist das Klima auf der Alb einfach zu rau – vor allem im Frühjahr und Herbst. Um die Ernteperiode zu verlängern, schlägt er der Natur ein Schnippchen: In sechs Foliengewächshäusern gedeihen die Pflanzen von Kohlrabi, Zucchini, Fenchel bis zu Auberginen, Salat, Gurken, Melonen, Tomaten. »Sonst wäre ich in meinem Produktsortiment sehr stark eingeschränkt.«

Vier Wochen sei er in der Regel Kollegen aus Esslingen hinterher. Die Nachfrage nach seinem Gemüse ist stabil, wächst sogar. Um den Gemüsehunger der Kunden zu befriedigen, muss er handeln. Die Krautländer am Ortsrand von Willmandingen gleichen dennoch nicht einem Meer aus Plastik wie die Felder im südspanischen Almeria. Trotzdem erregen die halbrunden Plastiktunnel Unmut unter einigen Anwohnern, wie in einer Sitzung des Gemeinderats aus den Reihen der Politiker unter dem Punkt Verschiedenes vorgetragen wurde. Vor allem, seit Werner seine drei neuen mobilen Häuser mit insgesamt 500 Quadratmetern Fläche nahe einiger Grundstücke aufgestellt hat. Ortsvorsteher Heinz Hammermeister sagt: »Baurechtlich ist alles in Ordnung.«

»Ich bin der Meinung, dass die Gewächshäuser nicht störend sind. Wir haben hier sogar einen Milan, der davon völlig unbeeindruckt ist und täglich über dem Land hier kreist«, sagt Andreas Werner. Er habe zwar Verständnis für Kritik, aber er hat die Genehmigung fürs Aufstellen der drei Folienhäuser erhalten. Dafür musste er keinen Bauantrag stellen, da es sich um sogenannte »fliegende Bauten« handelt. Das Problem: Die Investition für ein Glas-Gewächshaus betrüge das zehnfache wie für ein Folienzelt. Aber würden die Anwohner einen gläsernen Pflanzenschutz akzeptieren? Das bleibt fraglich. Und auch die Frage danach, warum sie die Folienzelte als störend empfinden, das wachsende Gewerbegebiet aber nicht. Hier entstehen in Sichtweite des Wohngebiets auch aktuell neue Hallen und Gebäude. (GEA)