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Kaiserliche Sportlerin: Erinnerung an Sissi im Gestütsmuseum Offenhausen

Rudolf Bütterlin bei seinem Vortrag in der Klosterkirche Offenhausen. FOTO: DEWALD
Rudolf Bütterlin bei seinem Vortrag in der Klosterkirche Offenhausen. Foto: Christine Dewald
Rudolf Bütterlin bei seinem Vortrag in der Klosterkirche Offenhausen.
Foto: Christine Dewald

GOMADINGEN-OFFENHAUSEN. Den Morgen verbrachte sie in der Wiener Hofreitschule, wo sie das Dressurreiten trainierte. Am Nachmittag widmete sie sich der Pflege ihres Körpers, wobei es nicht nur um Schönheit, sondern auch um Fitness ging. Da wurde das prächtige Haar mit einer Emulsion aus Ei und Cognac gewaschen. Und da wurde im Turnzimmer Muskelaufbau betrieben, am Reck und mit Hanteln. So erhielt sich Elisabeth von Österreich nicht nur ihren überschlanken Körper, sondern auch ihr Können als Leistungssportlerin. Als begabte und wagemutige Jagdreiterin war Sissi in ganz Europa bekannt.

Dieses farbige Bild der legendären Kaiserin ließ Rudolf Bütterlin am Freitagabend im Gestütsmuseum in Offenhausen vor dem inneren Auge seiner Zuhörer entstehen. Zur Eröffnung der Museumssaison widmete sich der Historiker einem Thema, das ihm – wie er einführend meinte – nicht auf den Leib geschneidert war: »Der Beitrag des Pferdes zur Emanzipation der Frau am Beispiel der österreichischen Kaiserin Elisabeth«. Diese spezielle Frau allerdings hat für ihre Befreiung von Konventionen, zur Erweiterung ihres Horizonts und zur Vergrößerung ihres Bewegungsradius’ das Pferd kaum gebraucht. Die Reiterei scheint wie das Reisen, die Dichtkunst und das Bergwandern vielmehr nur ein weiteres Feld gewesen zu sein, auf dem Elisabeth von Österreich ihre enorme Energie auslebte.

Bütterlin erzählte die Geschichte von ihrem Ende her. Begann mit der Blechschatulle, in der Sissi nicht nur die Korrespondenz mit einem deutlich jüngeren Verehrer, sondern auch ihr »poetisches Tagebuch« verschlossen hatte – mit der Auflage, das Kästchen sechzig Jahre nach ihrem Tod zu öffnen und den Erlös aus der Drucklegung ihres literarischen Nachlasses für politisch Verurteilte zu verwenden. Hätte Sissis Kaiser-Gatte Franz Joseph dieses Tagebuch zu Gesicht bekommen, wären »nachhaltige Störungen im Ehebetrieb« unvermeidlich gewesen, wie Bütterlin augenzwinkernd meinte. Dass die amtierende Regentin die österreichisch-ungarische Monarchie ein vor Vergangenheit strotzendes Gerippe nannte, ist dafür nur ein Beispiel.

Leihgaben für Offenhausen

In Österreich, in Ungarn, in England, wohin sie unter Mitnahme ihrer besten Jagdpferde mehrfach reiste, um an der Seite eines Stars der Herrenreiter-Szene namens William Middleton über Hindernisse zu setzen – überall hat die Pferdefrau Sissi die Reitsportgemeinde beeindruckt. Ob sie dabei wohl die Reitgerte dabei hatte, die ihren Weg in die aktuelle Ausstellung in der Offenhausener Klosterkirche gefunden hat? In einer Vitrine zu sehen sind verschiedene Sammlerstücke, die an Elisabeth von Österreich erinnern, zusammengetragen von dem Stuttgarter Unternehmer und Pferdefreund Walter Egelhof, aus dessen Nachlass die Familie dem Gestütsmuseum künftig regelmäßig Leihgaben zur Verfügung stellt.

Eins der Glanzstücke der Sissi-Devotionalien ist eine Porzellan-Figur, die die reitende Kaiserin im Damensitz zeigt – ebenso agil wie zerbrechlich. Im Mittelpunkt der diesjährigen Sonderschau steht aus der Egelhof-Sammlung aber wunderschönes Spielzeug rund ums Pferd, vom Karussell-Reittier in Ponygröße bis zur winzigen Spieluhr. (dew)

ÖFFNUNGSZEITEN

Das Gestütsmuseum in der Klosterkirche Offenhausen ist bis 1. November täglich außer Montag geöffnet: Dienstag bis Freitag 14 bis 17 Uhr, Samstag 13 bis 17 Uhr, Sonn- und Feiertage 11 bis 17 Uhr. Gruppen nach Voranmeldung auch außerhalb dieser Zeiten.