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IHK-Projekt Innenstadtberater: Wo Trochtelfingen noch Potenzial hat

In mehreren Schritten will die Stadt Trochtelfingen ihre Potenziale ausloten, Schwächen erkennen, Lösungen finden. Ein Projekt davon ist der vom Landeswirtschaftsministerium geförderte IHK-Innenstadtberater. Erste Ergebnisse wurden nun vorgestellt.

Blick in die Marktstraße: Wie kann die Innenstadt attraktiver werden? Beim Projekt IHK-Innenstadtberater wird an Lösungen gearbe
Blick in die Marktstraße: Wie kann die Innenstadt attraktiver werden? Beim Projekt IHK-Innenstadtberater wird an Lösungen gearbeitet. Foto: Cordula Fischer
Blick in die Marktstraße: Wie kann die Innenstadt attraktiver werden? Beim Projekt IHK-Innenstadtberater wird an Lösungen gearbeitet.
Foto: Cordula Fischer

TROCHTELFINGEN. Eigentlich wird das Projekt IHK-Innenstadtberater nur in Städten und Gemeinden mit 10.000 bis 50.000 Einwohnern durchgeführt. So wollen es die Förderrichtlinien. Mit dabei sind Bad Urach, Dettingen an der Erms, Haigerloch, Metzingen, Rottenburg am Neckar. Dass Trochtelfingen auch in den Genuss kommt, unter die Lupe genommen zu werden, obwohl im Städtle nur 6.528 Menschen (Homepage der Gemeinde) leben, ist der Tatsache geschuldet, dass die Stadt viel Potenzial und eine besondere Versorgungsfunktion auf der Alb habe, erklärt Vincent Schoch, Leiter Handel und Einpersonen- und Kleinunternehmen bei der IHK Reutlingen.

Wie geht es weiter mit dem Schloss in Trochtelfingen? Im Projekt Quartier 2030 könnten Lösungen entwickelt werden, auch der Schl
Wie geht es weiter mit dem Schloss in Trochtelfingen? Im Projekt Quartier 2030 könnten Lösungen entwickelt werden, auch der Schlossplatz wird unter die Lupe genommen, etwa beim Projekt IHK-Innenstadtberater. Foto: Cordula Fischer
Wie geht es weiter mit dem Schloss in Trochtelfingen? Im Projekt Quartier 2030 könnten Lösungen entwickelt werden, auch der Schlossplatz wird unter die Lupe genommen, etwa beim Projekt IHK-Innenstadtberater.
Foto: Cordula Fischer

Das hört sich schon mal gut an. Trotzdem bedarf es einiger Ideen und Anstrengungen, um das Ziel des Projekts, Konzepte zur Stärkung von Innenstädten zu entwickeln, zu erreichen. Denn die hat Trochtelfingen nötig. Das haben nicht erst die schon stattgefundenen Analysen und Befragungen ergeben. Für Gemeinderat und Stadtverwaltung ist das ein Dauerthema, das Projekt Innenstadtberater, um das sich die Stadt auf Initiative des Werbekreises bewarb, kam deshalb gerade recht. Und dafür muss die Stadt noch nicht einmal Geld in die Hand nehmen.

Die IHK holt dabei verschiedene Akteure mit ins Boot, die sich vernetzen und zusammenarbeiten. Das sind Händler, Dienstleister, Gastronomen, Vereine, Kulturschaffende, in Trochtelfingen auch der Werbekreis. 15 bis 20 Akteure haben sich bereits zu Stadtrundgängen und Workshops im Rahmen des Innenstadt-Checks getroffen. Auch eine Passanten- und Online-Befragung sowie eine Befragung von Einzelhändlern und Gewerbetreibenden hat es gegeben. Alle Aktivitäten konzentrieren sich auf die Innenstadt, sprich die Marktstraße.

Stadtansichten von Trochtelfingen: Beim Tourismus hat sich die Stadt noch nicht von der Pandemie erholt.
Stadtansichten von Trochtelfingen: Beim Tourismus hat sich die Stadt noch nicht von der Pandemie erholt. Foto: Cordula Fischer
Stadtansichten von Trochtelfingen: Beim Tourismus hat sich die Stadt noch nicht von der Pandemie erholt.
Foto: Cordula Fischer

Beim Stadtspaziergang »haben wir die Innenstadt kritisch durchlaufen«, sagt Schoch. Und dabei mussten manche, die sonst oft täglich im Städtle unterwegs sind, die »Scheuklappen« abnehmen. Betriebsblindheit verhindert neue Ideen, Innovationen, Fehler und Mängel werden übersehen. »Wir haben da manchmal Finger in die Wunden gelegt«, sagt Schoch. Was ist aufgefallen? Zum Beispiel, dass es an Spielplätzen fehlt, dass mehr Mülleimer und Aschenbecher gut wären, eine öffentliche Toilette, Sitzgelegenheiten und mehr Stadtbegrünung. Der Schlossplatz, der multifunktional genutzt wird, könnte mehr in den Fokus rücken, und die Verkehrssituation - vor allem an der Kurve um den Ochsen - in der Marktstraße muss in den Blick genommen werden.

Daten, Zahlen und Fakten: Alter der Einwohner, Altersstruktur, Ab- und Zuwanderung, Einzelhandel, Kaufkraft und Kaufkraftbindung wurden untersucht. Fazit: Es gibt einen positiven Trend, die Stadt ist für Familien attraktiv, von 2022 bis 2024 kann Trochtelfingen einen Anstieg der Einwohner um 3,1 Prozent verzeichnen. Allerdings gibt es einen negativen Trend: Viele Menschen verlassen die Stadt für den Erwerb schulischer, akademischer oder beruflicher Qualifikationen. Und bei der Kaufkraft ist noch viel Luft nach oben, die Menschen könnten noch viel mehr ihres Budgets in Trochtelfinger Geschäften ausgeben. Wobei ein gewisser Kaufkraftabfluss durchaus normal sei, sagt Schoch. Auch das Thema Tourismus spielt eine Rolle: Es gibt Übernachtungen, die Zahlen haben aber längst noch nicht Vor-Corona-Niveau erreicht.

Das Gastronomieangebot in Trochtelfingen ist ausbaufähig, das Flair und Ambiente aber werden gelobt.
Das Gastronomieangebot in Trochtelfingen ist ausbaufähig, das Flair und Ambiente aber werden gelobt. Foto: Cordula Fischer
Das Gastronomieangebot in Trochtelfingen ist ausbaufähig, das Flair und Ambiente aber werden gelobt.
Foto: Cordula Fischer

Und was sagen Passanten? Gut, die Befragung fand während des Stadtfestes statt und zeichnet ein verzerrtes Bild. Aber aus der Online-Befragung kann man gute Rückschlüsse darauf ziehen, wie sich der Blick der Teilnehmer - es waren mehrere hundert - aufs Städtle darstellt. Trochtelfingen erhielt online die Schulnote 3,24, insgesamt aber eine 2,13 und liegt im Vergleich zu anderen Gemeinden damit auf einem Platz im oberen Mittelfeld, beruhigt Schoch. Der Wochenmarkt, die Parkgebühren, das Ambiente und Flair der historischen Innenstadt wurden gelobt. Negativ-Punkte waren, dass es zu wenig Gastronomie-, Parkplatz- und Einzelhandelsangebote gibt, es wurden mehr Außenbewirtung und Parkplätze gewünscht.

Auch wurde gefragt, warum die Menschen in die Innenstadt kommen. Einige Antworten: Zum Einkaufen, ich wohne dort, für Arzt- und Behördenbesuche, um auf dem Wochenmarkt einzukaufen, um die Atmosphäre zu genießen. Die Menschen kommen auf Empfehlung, Informationen zu ihrem Stadtbesuch finden sie online oder im Mitteilungsblatt. Außerdem herrscht in Trochtelfingen ein gutes »Wir-Gefühl«, man schwätzt miteinander, der Werbekreis ist eine gute Standortgemeinschaft, es gibt Vereine und ehrenamtlich Tätige.

Leerstände in der Innenstadt: Auch dagegen sollen Strategien entwickelt werden.
Leerstände in der Innenstadt: Auch dagegen sollen Strategien entwickelt werden. Foto: Cordula Fischer
Leerstände in der Innenstadt: Auch dagegen sollen Strategien entwickelt werden.
Foto: Cordula Fischer

18 Dienstleistungsbetriebe haben die IHK-Innenstadtberater gezählt, Leerstände gibt es aber auch. Daran muss gearbeitet werden, gefragt, wo eine Umnutzung infrage käme oder wo neue Dienstleister oder Einzelhändler einziehen sollen. Gespräche mit Hausbesitzern sind dafür nötig. Bei den befragten Geschäften und Unternehmen herrscht überwiegend hohe Zufriedenheit, aber auch hier wird mehr Vielfalt gewünscht, eine Eisdiele, Spielmöglichkeiten für Kinder und Angebote für Jugendliche, eine Verbesserung der Verkehrs- und Parksituation.

Wichtig sei, sichtbar zu sein, erklärt Vincent Schoch. Nicht nur live für Passanten beim Stadtbummel, sondern auch im Internet oder sozialen Medien. Deswegen gab es einen Digitalisierungscheck. Acht Betriebe haben keine Internetseite, drei keinen Google-Eintrag, die, die in der Suchmaschine gelistet sind, pflegen den Eintrag nicht immer. So entsteht oft Verwirrung und ein weniger gutes Bild, etwa, wenn nicht auf Bewertungen reagiert oder Öffnungszeiten nicht der Realität angepasst werden.

Das Pflaster in der Marktstraße unterstreicht den historischen Charme der Fachwerkstadt, aber es führt auch zu Problemen in der
Das Pflaster in der Marktstraße unterstreicht den historischen Charme der Fachwerkstadt, aber es führt auch zu Problemen in der Trochtelfinger Innenstadt. Foto: Cordula Fischer
Das Pflaster in der Marktstraße unterstreicht den historischen Charme der Fachwerkstadt, aber es führt auch zu Problemen in der Trochtelfinger Innenstadt.
Foto: Cordula Fischer

Was insgesamt als Schwäche empfunden wurde beziehungsweise auf der Wunschliste steht, sind Abendveranstaltungen, mehr Events, die Wohnmobilstellplätze sind nicht attraktiv. Auch das Pflaster in der Marktstraße, so gut es auch zum historischen Flair und Altstadtambiente passt, ist für manche Menschen Hindernis und Stolperfalle, außerdem wird es zum Lärmfaktor, wenn Autos darüberrollen - und sich nicht an die Tempobegrenzung auf 20 Stundenkilometer halten.

Stärken stärken, Schwächen abbauen, Chancen nutzen und auf Gefahren vorbereitet sein: Was als SWOT-Analyse (Abkürzung auf Englisch für Strengths (Stärken), Weaknesses (Schwächen), Opportunities (Chancen) und Threats (Risiken)) Grundlage für Strategie- und Unternehmensplanung ist, kann auch auf die Attraktivierung der Innenstadt angewendet werden. »Wir haben viele Stärken, aber auch Schwächen gefunden«, sagt Schoch. Gegen gesellschaftliche Entwicklungen, zum Beispiel Online-Käufe, könne man zwar kaum Hebel in Bewegung setzen, aber es gibt Stellschrauben, an denen man drehen kann. Die aus allen Vorarbeiten resultierenden Maßnahmen müssen nun erarbeitet werden, die der Innenstadtbeirat beschließen muss. Es sei dabei wichtig, dass die Innenstadt nicht weiter zum Museum, sondern zur Bühne werde, sagt Bürgermeisterin Katja Fischer. Zwar kann die Stadt finanziell nicht aus dem Vollen schöpfen, aber kleinere Projekte, die kaum Kosten verursachen, ließen sich schon verwirklichen. Es kommt nur auf Mitstreiter, Kreativität und Zusammenhalt an. Es sei, so Schoch, zumindest Esprit in Trochtelfingen zu spüren. (GEA)