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Hohensteins Förster gestalten den klimaangepassten Wald

Wie geht's dem Wald, was wirft er ab und was haben die Förster im nächsten Jahr vor? Darum ging es im Hohensteiner Gemeinderat.

Ein toter Baum kann Lebensraum für viele andere Pflanzen, Tiere und Pilze im Wald sein. Fürs Förderprogramm  "Klimaangepasstes W
Ein toter Baum kann Lebensraum für viele andere Pflanzen, Tiere und Pilze im Wald sein. Fürs Förderprogramm »Klimaangepasstes Waldmanagement« muss die Gemeinde Hohenstein rund 4.150 Habitatbäume ausweisen. Foto: Marion Schrade
Ein toter Baum kann Lebensraum für viele andere Pflanzen, Tiere und Pilze im Wald sein. Fürs Förderprogramm »Klimaangepasstes Waldmanagement« muss die Gemeinde Hohenstein rund 4.150 Habitatbäume ausweisen.
Foto: Marion Schrade

HOHENSTEIN. 147.700 Euro Reinerlös soll der Wald im Jahr 2025 für die Gemeinde abwerfen.»Holz ist für Hohenstein immer noch ein Sparkässle.« Diese erfreuliche Mitteilung kann Elena Höhn, die seit einigen Monaten den Forstbezirk Süd im Landkreis Reutlingen leitet, nicht allen Gemeinden machen. Trockenheit, Sturm und Borkenkäfer setzen dem Wald überall zu - in Baden-Württemberg glücklicherweise noch weniger als in benachbarten Bundesländern wie Rheinland-Pfalz oder Bayern, wo es inzwischen viele Hunderte Hektar große Brachen gibt. Elena Höhn und Stefan Hägele, Revierleiter in Hohenstein, berichteten den Hohensteiner Gemeinderäten von den Horrorszenarien, stellten aber auch klar: Auf der Alb wird es so schlimm nicht kommen, dafür ist der Wald in seiner Zusammensetzung glücklicherweise schon zu vielfältig.

Getroffen hat es in der Pfalz und in Bayern reine Fichtenbestände. »Die Lage ist dort von 2018 bis 2020 völlig eskaliert«, blickte Hägele zurück. Warmes, trockenes Wetter sorgte dafür, dass Borkenkäferpopulationen förmlich explodierten, in rasend schneller Zeit auf riesige Flächen übergriffen und sie buchstäblich rodeten. »Das hat der Mensch nicht mehr im Griff, die Natur hat das Ruder übernommen«, so Hägele. Im Griff hat der Mensch, in diesem Fall der Förster, aber die Gestaltung eines möglichst resilienten Waldes für die Zukunft. Daran arbeiten Höhn und Hägele, auch der Hohensteiner Wald soll so umgebaut werden, dass er dem Klimawandel trotzt.

Auf einer Fläche von 1,4 Hektar werden im kommenden Jahr neue Forstkulturen angelegt. Fichte, Douglasie, Lärche und Tanne soll es an geeigneten Standorten weiterhin geben, daneben wird viel Laubholz gepflanzt: Spitzahorn, Kirsche, Roteiche, Traubeneiche, Buche und andere haben die Förster auf der Liste. Eine wichtige Rolle spielt das Förderprogramm »Klimaangepasstes Waldmanagement« - vor allem auch in der Finanzplanung: 84.500 Euro gibt's vom Staat für den Waldumbau. Hägele muss dafür fünf Prozent der Flächen stilllegen und pro Hektar Waldfläche fünf Habitatbäume ausweisen, insgesamt also rund 4.150. »Ein bisschen was der Natur zu überlassen ist absolut berechtigt«, findet der Revierleiter, »wo ein fauler Baum ist, entsteht auch neues Leben. Das ist ein Erfolg, auch wenn er sich nicht in Mark und Pfennig messen lässt.« Absterbende Bäume bieten vielen anderen Pflanzen und Tieren einen Lebensraum.

Die Waldarbeiterpartie gibt's nicht mehr

Pflanzung und Pflege, aber auch die Holzernte - 5.875 Festmeter wurden 2024 bisher eingeschlagen, 7.500 sollen es bis Jahresende werden - sind für Hohenstein eine Herausforderung. Die Waldarbeiterpartie, die sich die Gemeinde bisher mit Engstingen geteilt hat, gibt's nicht mehr. Beide Engstinger Forstwirte haben gekündigt, allein übrig geblieben ist der Hohensteiner Kollege Jakob Lehmann, der derzeit von zwei Arbeitern eines Lohnunternehmens unterstützt wird. »Einer schwätzt schwäbisch, zwei rumänisch - das ist nicht immer ganz einfach«, berichtete Hägele, »aber sie sind schon ein paar Wochen im Einsatz und haben auch ordentlich was hingebracht.« Der »Versuchsballon« darf also erstmal weiter steigen, bis eine dauerhafte Lösung gefunden wird.

Abgesehen von Personalproblemen war 2024 ein »normales Jahr«, berichtete Hägele. Der Borkenkäferbefall hielt sich im Rahmen, richtig trocken wurde es erst im Spätsommer, sodass es in dieser Zeit eine kurze Befallswelle gab. Sorgen bereitet den Förstern immer noch die Esche: Eine Zeit lang, so Hägele, habe er gehofft, die Krankheit sei eingedämmt und der eine oder andere Baum immun gegen das Eschentriebsterben. »Inzwischen bin ich mehr und mehr ernüchtert«, bekannte Hägele, der auch an Bäumen, deren Kronen noch gesund aussehen, Pilzbefall im Wurzelbereich festgestellt hat. »So kommt die Fäule in den Stamm«, für die befallenen Bäume gibt es keine Rettung. Etliche von ihnen will Hägele noch fällen lassen. Die zufällige Nutzung - also das, was auf das Konto von Sturm, Käfer und Krankheit geht - liegt in Hohenstein bei moderaten 28 Prozent.

Brennholzpreis moderat erhöht

Geerntet wird mehr Nadel- als Laubholz, von den für 2025 geplanten 7.500 Festmetern entfallen 5.490 auf Fichte und Co. Abnehmer hat die Gemeinde genügend, neben dem ortsansässigen Fertighausbauer Schwörer gehören dazu auch andere regionale Unternehmen. Nichtsdestotrotz: Elena Höhn kalkuliert vorsichtig: »Bei den Preisen gibt es eine Riesenspanne, der Markt ist international und volatil«. Der Festmeter Fichte, so Stefan Hägele, bringt pro Festmeter im Schnitt 80 Euro, es können durchaus aber auch mal 120 sein.

Einen hohen Stellenwert hat auch der lokale Brennholzmarkt, rund 1.200 Festmeter holt Hägele jährlich für Hohensteiner Haus- und Ofenbesitzer aus dem Wald. Das Kreisforstamt schlägt den Kommunen jährlich einen Preis vor, Hohenstein lag bisher darunter - und wird es, entgegen dem ursprünglichen Vorschlag, auch weiterhin tun. Bürgermeister Simon Baier hätte gerne auf die vom Kreis vorgeschlagenen 82 Euro erhöht, etliche Räte intervenierten. Harald Krieg wollte ein »Zeichen setzen, dass nicht alles teurer wird«. So sahen es auch Stephan Vöhringer, Carsten Küster und Ulrich Ottmar, dessen Kompromissvorschlag, »nur« auf 80 Euro zu erhöhen, mehrheitlich Zustimmung im Gremium fand. (GEA)