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Gymnasium Münsingen: Diskussionsrunde zum Thema Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit war ein Thema der Projektwoche des Gymnasiums Münsingen. Zum Abschluss gab es zu »Nachhaltigkeit hoch 3« eine Podiumsdiskussion mit hochkarätigen Gästen.

Diskutierten über Nachhaltigkeit: Michael Eisele (von links), Manuel Hailfinger, Lisa Kappes-Sassano, Andreas Glück, Bonita Grup
Diskutierten über Nachhaltigkeit: Michael Eisele (von links), Manuel Hailfinger, Lisa Kappes-Sassano, Andreas Glück, Bonita Grupp, Michael Donth, Susanne Häcker, Rebecca Hummel. Foto: Maria Bloching
Diskutierten über Nachhaltigkeit: Michael Eisele (von links), Manuel Hailfinger, Lisa Kappes-Sassano, Andreas Glück, Bonita Grupp, Michael Donth, Susanne Häcker, Rebecca Hummel.
Foto: Maria Bloching

MÜNSINGEN. Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Das Gymnasium Münsingen ging im Rahmen seiner Projektwoche »Biosphäre und Nachhaltigkeit« dem Begriff intensiv auf die Spur. Dabei erkannten die Schüler, dass das Ziel einer generationengerechten Gesellschaft nur durch ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit erreicht werden kann. Höhepunkt der Projektwoche war am Freitagabend die Podiumsdiskussion mit hochkarätigen Gästen, zu der rund 60 Besucher in die Zehntscheuer gekommen waren. Die Schüler Paul Sonnemann, Christoph Müller und Fabian Hartmann hatten sich gemeinsam mit ihrem Lehrer Michael Eisele als Moderatoren Fragen überlegt, die zeigen sollten, welche Strategien und Maßnahmen die Politik, Kommunen, Wohlfahrtsverbände und Wirtschaftsunternehmen ergreifen, um nachhaltiger zu werden.

Der Duden beschreibt Nachhaltigkeit als »Wirkung, die für längere Zeit anhält«, doch Nachhaltigkeit ist viel mehr. »Der Brundtland-Bericht definiert Nachhaltigkeit als eine Entwicklung, die die Bedürfnisse der heutigen Generationen erfüllt, ohne die Fähigkeit zukünftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu erfüllen«, erklärte Fabian Hartmann zum Einstieg. Mit einem hochgehaltenen grünen oder roten Daumen zeigten sich schnell gemeinsame, aber auch unterschiedliche Ansichten der Podiumsgäste in Bezug auf das Dreisäulenmodell Ökologie, Ökonomie und Soziales. Susanne Häcker, parlamentarische Beraterin der grünen Landtagsfraktion und Fraktionsvorsitzende der Grünen-Kreistagsfraktion im Landkreis Reutlingen, betonte die Notwendigkeit aller drei Säulen: »Menschen und Wirtschaft brauchen Stabilität und Sicherheit. Wir müssen so leben, dass auch unsere nachfolgenden Generationen ihre Bedürfnisse erfüllen können«.

»Es gibt nicht nur eine Lösung«

Dafür braucht es laut dem Bundestagsabgeordneten Michael Donth (CDU) individuelle, vielfältige und technologieoffene Verkehrskonzepte, die Lebensbedingungen in Stadt und ländlichen Regionen gleichermaßen gerecht werden. »Es gibt nicht nur eine Lösung. Was für Stuttgart ein tolles Angebot ist, bringt in Upflamör nichts«. Die Regionalstadtbahn sei eine super Sache, aber auch die wird nicht nach Upflamör fahren. »Aber zumindest bis Engstingen mit Anbindung an die Schwäbische Alb-Bahn«. Manuel Hailfinger, Landtagsabgeordneter der CDU, sieht die Zukunft im autonomen Fahren, insbesondere auch im Hinblick auf den Busfahrermangel. »Aber das kostet Geld, was wir nicht haben.«

Überhaupt hängt anscheinend die Erfüllung nachhaltiger Ziele an den Finanzen, wie Rebecca Hummel, Amtsleiterin Bildung, Soziales und Ordnung bei der Stadt Münsingen, deutlich machte. »Münsingen betrachtet schon lange alle drei Säulen der Nachhaltigkeit. Aber auch wir müssen sparen.« Manche Projekte seien initiiert, würden aber in der Schublade liegen, weil das Geld dafür fehle. Dennoch habe man schon vieles ausprobiert, so etwa das Projekt »Landmobil« gemeinsam mit dem Landkreis Reutlingen. »Wir werden für viele Themen, wie etwa Mobilität, Energieversorgung und Ressourcenschonung neue Lösungen brauchen«, meinte Hummel.

»Gute und günstige Technologien«

Wie vielfältig das Thema Nachhaltigkeit ist, erfuhren die Besucher vom EU-Abgeordneten Andreas Glück (FDP), der einige der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen vorstellte. Zu ihnen zählen auch der Zugang zu sauberem Wasser, keine Armut und kein Hunger, sichere Jobs, Geschlechtergerechtigkeit, hochwertige Bildung, Frieden und Finanzen. "Die Gesellschaft muss sich im Klaren sein, dass nicht alles Wünschenswerte auch machbar ist. Es ist der Job der Politiker, das ehrlich zu sagen", so Glück. Er sprach sich für klare Linien in der Zuständigkeit verschiedener politischer Ebenen und für »Gute und günstige Technologien« aus. Die Zukunft liegt für ihn im Wasserstoff.

Welche Schwierigkeiten es bringt, wenn ein Unternehmen nur vom Gas als Energiequelle abhängig ist, hat die Firma Trigema zu Beginn des Krieges in der Ukraine erfahren. Wie Bonita Grupp, geschäftsführende Gesellschafter, darlegte, haben sich die Energiepreise verachtfacht. Das habe für Umdenken in dem stoffproduzierenden Unternehmen gesorgt. »Wir haben Solar ausgebaut, beziehen gleichzeitig Öl und Gas.« Für sie gehört zur Nachhaltigkeit auch der Abbau von Bürokratie. »Wir brauchen Rahmenbedingungen, um flexibel handeln zu können.« So etwa im Umgang mit ausländischen Fachkräften, wenn es um die Verlängerung von Aufenthaltserlaubnissen geht.

Für eine sozialgerechte Lastenverteilung sprach sich Lisa Kappes-Sassano, Leiterin der Caritas in der Region Fils-Neckar-Alb, aus. Ökologisches Handeln mittels Secondhand- und Tafelläden komme gleichzeitig auch der sozialen Nachhaltigkeit zugute. »Die Politik muss nicht nur in Wärmepumpen, sondern in den Zusammenhalt der Gesellschaft investieren.« Zwei Stunden lang wurde miteinander diskutiert und Nachhaltigkeit aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet. (GEA)