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Glasfaser in jedem Hohensteiner Haus ab 2027

Der Breitbandausbau in Hohenstein geht voran. Gemeinderat vergibt Planungsleistungen.

Der Ausbau des Glasfasernetzes in Hohenstein wird konsequent vorangetrieben. In wenigen Jahren sollen alle Gebäude im Ort angesc
Der Ausbau des Glasfasernetzes in Hohenstein wird konsequent vorangetrieben. In wenigen Jahren sollen alle Gebäude im Ort angeschlossen sein. F OTO: ANSPACH/DPA Foto: Deutsche Presse Agentur
Der Ausbau des Glasfasernetzes in Hohenstein wird konsequent vorangetrieben. In wenigen Jahren sollen alle Gebäude im Ort angeschlossen sein. F OTO: ANSPACH/DPA
Foto: Deutsche Presse Agentur

HOHENSTEIN. »Schnelles Internet«, sagt Bürgermeister Simon Baier, »ist inzwischen ein wichtiger Standortfaktor.« Es gehöre zur »essenziellen Daseinsvorsorge« in allen Lebensbereichen – auch und vielleicht gerade besonders im ländlichen Raum. Bildung, Gesundheit, Verwaltung: Komplett offline geht da so gut wie nichts mehr. Darüber, wie es um den Breitbandausbau in der Gemeinde Hohenstein steht und wie es in naher Zukunft weitergeht, informierten Mitarbeiter der BLS Sigmaringen den Gemeinderat.

Die BLS ist ein kommunaler Zusammenschluss, der den Auf- und Ausbau von Glasfasernetzen in der Region vorantreibt. »Die großen Telekommunikationsunternehmen haben kein Interesse daran, es ist ihnen nicht wirtschaftlich genug«, so Volker Höschle, kaufmännischer Leiter bei der BLS. Inzwischen hat die BLS 42 Gesellschafter – Gemeinden aus den Landkreisen Biberach, Sigmaringen, Reutlingen, Tuttlingen und Konstanz.

Hausanschlüsse günstiger

Die BLS nimmt den Kommunen einen Großteil der Arbeit ab: Sie stellt Förderanträge, kümmert sich als Bauherrin um die Vergabe von Planungs- und Bauleistungen, überwacht und dokumentiert die Arbeiten und verpachtet das Netzt später, gemeinsam mit der Gemeinde, als Eigentümerin an einen Netzbetreiber. Das wird in Hohenstein – die Gemeinde ist seit 2015 bei der BLS – die NetCom BW sein. Bisher wurde das sogenannte Backbone-Netz aufgebaut, Hohenstein hat überall schon Glasfaser bis zum Verteilerkasten, im Fachjargon FTTC.

Jetzt geht’s darum, auch die Hausanschlüsse zu schaffen: Die Planungsleistungen für den FTTB-Ausbau in Hohenstein hat die BLS bereits ausgeschrieben – mit sehr erfreulichem Ergebnis, wie der Bürgermeister betonte. Denn mit rund 1,37 Millionen Euro bleibt das Auftragsvolumen um 53 Prozent hinter den erwarteten 2,9 Millionen Euro zurück. Der Gemeinderat stimmte der Vergabe an die s & p Beratungs- und Planungsgesellschaft aus Wiesbaden zu. Das günstige Ergebnis führt die BLS auf die verschärfte Wettbewerbssituation zurück – auch deshalb, weil derartige Aufträge Geschäft für mehrere Jahre versprächen und deshalb für Planungsbüros besonders attraktiv seien.

Gemeindeanteil steigt

Insgesamt kostet der Hohensteiner Breitbandausbau rund 23 Millionen Euro. Bürgermeister Baier sprach von einem »historischen Kapitel für die Gemeinde«. Ein Großteil wird über Zuschüsse finanziert, 50 Prozent kommen aus Bundes-Fördertöpfen, 40 Prozent vom Land. Den Rest teilen sich BLS und Gemeinde – bisher übernahm die BLS 70 Prozent davon, die restlichen 30 Prozent finanzierte die Gemeinde. Das kann allerdings, wie Bürgermeister und BLS-Vertreter Volker Höschle berichteten und bedauerten, nicht so bleiben. Aufgrund des massiv gestiegenen Zinsniveaus sei eine Anpassung nötig, das Gewicht verlagert sich zu Ungunsten der Gemeinde: Beide Partner kommen künftig für 50 Prozent für die Kosten auf, die nach Abzug der Zuschüsse verbleiben. Konkret bedeutet das für Hohenstein: Der Eigenanteil erhöht sich von ursprünglich 1,6 Millionen Euro um 603.000 Euro auf 2,2 Millionen Euro.

Ziel ist es laut BLS, ein Netz aufzubauen, »das 30 bis 50 Jahre Lebenszeit ohne größere Investitionen« habe. In Hohenstein werden 2.048 Hausanschlüsse geschaffen, die Kosten pro Anschluss beziffert die BLS auf 3.500 Euro. Macht in Summe also 7,2 Millionen Euro. Der größte Anteil am Ausbau entfällt mit rund 14,4 Millionen auf den Trassenbau. Angeschlossen werde wirklich jedes Gebäude, das zum Wohnen und Arbeiten genutzt werde. Das betonten die BLS-Mitarbeiter auf Nachfrage aus dem Gremium mit Blick darauf, dass es in Hohenstein zahlreiche Aussiedlerhöfe gibt.

Appell an Hauseigentümer

Die Arbeiten sind in drei Bauabschnitte geteilt – Oberstetten, Bernloch/Meidelstetten und Ödenwaldstetten/Eglingen. Für jeden davon sind rund 30 Monate Bauzeit veranschlagt, wobei die einzelnen Abschnitte nicht nacheinander, sondern im Versatz von wenigen Monaten überwiegend parallel bearbeitet werden. Insgesamt geht die BLS von rund 38 Monaten Bauzeit aus, der FTTB-Ausbau werde voraussichtlich im Jahr 2027 abgeschlossen sein.

Wichtig war den BLS-Vertretern, den Gemeinderäten in ihrer Funktion als Multiplikatoren einen Appell mit auf den Weg zu geben: Es sei wichtig, dass alle Hauseigentümer mitmachen – der Anschluss ist kostenlos, eine nachträgliche Erschließung indes würde mit vier- bis siebentausend Euro unnötige Extra-Kosten verursachen. Ein Anschluss verpflichtet zu nichts. Ist das Netz gebaut, wird es an die NetCom BW verpachtet, die mit ihren Angeboten dann selbst an den Markt geht.

Die BLS geht davon aus, dass es Breitband-Verträge zunächst ausschließlich über die NetCom BW geben wird. Denn theoretisch können sich zwar Dritte in bestehende Netze einmieten, in der Praxis mache davon aber bisher kein Unternehmen Gebrauch. Für ewig so bleiben wird das laut Fachleuten allerdings nicht: Weil keine Monopol-Situation gewünscht werde, werde die Bundesnetzagentur den Markt voraussichtlich irgendwann regulieren, so die BLS-Vertreter. (GEA)