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Aktuell Naturschutz

Gefräßige Landschaftspfleger

Ziegen halten die Lautertal-Hänge in Gundelfingen offen. Projekt des Schwäbischen Albvereins

Markus Erzberger hat im Ziegenstall Nachwuchs bekommen. Nicht mehr lange, dann dürfen die Vielfraße ins Freie, um die Wacholderh
Markus Erzberger hat im Ziegenstall Nachwuchs bekommen. Nicht mehr lange, dann dürfen die Vielfraße ins Freie, um die Wacholderheiden in Gundelfingen zu pflegen. FOTO: BLOCHING
Markus Erzberger hat im Ziegenstall Nachwuchs bekommen. Nicht mehr lange, dann dürfen die Vielfraße ins Freie, um die Wacholderheiden in Gundelfingen zu pflegen. FOTO: BLOCHING

MÜNSINGEN. Seit 15 Jahren gibt es das Ziegenprojekt des Schwäbischen Albvereins Gundelfingen. Der Erfolg kann sich sehen lassen, halten die gefräßigen Vierbeiner doch die Wacholderheiden offen. Viele von ihnen erfreuen sich derzeit am Nachwuchs und warten jetzt ungeduldig im Stall darauf, endlich wieder ins Freie zu kommen.

Den 28 Gundelfinger Ziegen brennt es unter den Hufen. Denn der Frühling steht vor der Tür und mit ihm beginnt auch für die Ziegen die schönste Zeit im Jahr. Endlich dürfen sie nach den eintönigen Monaten im Winterquartier ihre Ställe verlassen und sich am Schlossberg oder am Bürzel in großer Schar gemeinsam das sprießende Grün schmecken lassen. Bevor sie jedoch auf die Weide gelassen werden können, müssen sie sich einer Maniküre unterziehen und ihre Klauen schneiden lassen. Außerdem gilt es für die drei Ziegenhalter samt freiwilligen Helfern, den Weidezaun wieder anzubringen.

Das Förderprogramm Plenum machte es vor 15 Jahren möglich, dass sich Mitglieder des Schwäbischen Albvereins Ziegen anschaffen konnten, um Hecken und Sträucher auf der Wacholderheide klein zu halten. Zuvor ergriff die Ortsgruppe die Initiative. In rund 400 Arbeitsstunden wurden Bäume gefällt, Hecken und Sträucher geschnitten, eine Schutzhütte gezimmert, Bäume mit Drahthosen versehen und ein Elektrozaun um die Weide angebracht.

Nicht so wählerisch wie Schafe

2005 konnten schließlich die ersten Ziegen auf die Weide gelassen werden, damals beteiligten sich viele Bürger mit ihrer eigenen Ziege. Sehr schnell zeigte sich, dass das Projekt von Erfolg gekrönt ist. Der Blick auf die Burgruine Niedergundelfingen samt St. Michaelskapelle bleibt dank der gefräßigen Vierbeiner im Sommer trotz einer üppigen Vegetation frei, seit einigen Jahren wird auch der Bürzel Richtung Steighöfe auf diese Weise gepflegt. Die bunt gemusterten Ziegen erfreuen mit ihrem Gemecker und dem idyllischen Bild sowohl Einheimische wie auch die zahlreichen Urlauber, Radfahrer und Wanderer, die jedes Jahr ins Lautertal kommen.

Das Projekt »Landschaftspflege durch Nutzung« hat sich bewährt, schließlich ist die früher praktizierte Art der Landschaftspflege auf wenig ertragreichen Hangflächen mit aufwendiger Handarbeit und teurer Entsorgung des Gehölzaufwuchses verbunden. Es hat sich herausgestellt, dass Ziegen wesentlich weniger wählerisch sind als Schafe. Auch dornige und holzige Pflanzenteile werden von ihnen mit Genuss gefressen. Somit stellt die Ziegenbeweidung in Gundelfingen eine gute Möglichkeit dar, eine Pflege der Kulturlandschaft zu gewährleisten und dies gleichzeitig auf natürliche Art und Weise zu tun, indem der Pflanzenaufwuchs nicht entsorgt, sondern als Futter verwertet wird. Darüber hinaus bieten die Ziegen ein herrliches Bild im Tal der Großen Lauter.

Jedes Jahr wird Wert darauf gelegt, dass die Zukunft der Ziegenbeweidung gesichert ist. So können sich auch jetzt die Halter Andreas Erzberger, Markus Erzberger und Markus Müller über reichlich Nachwuchs freuen. Sieben kleine Geißlein wurden Ende Februar/Anfang März geboren. Ob sie allerdings gleich mit ihren Artgenossen im April auf die Weide gelassen werden können, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall werden ihre Mütter ein Auge auf ihre Kleinen haben, sobald diese ins Freie gelassen werden. Und dann werden die schwarzen, braunen und braun-weißen Zicklein wieder die Herzen all jener erobern, die sich am Landschaftsbild erfreuen und diese Pflege der Kulturlandschaft zu schätzen wissen. (GEA)