GAMMERTINGEN. Die kritische Frage wurde am Ende der Vorstellung der abschließenden Genehmigungsentwurfsplanung der Stadt- und Kulturhalle Gammertingen beantwortet: Wie sieht es mit den Kosten aus? Die Antwort fiel erfreulich aus: Im Vergleich zum im Januar vorgestellten Stand der Planung machten die Änderungen sich in Euro und Cent kaum bemerkbar, die Kostenplanung liegt weiter bei knapp 12,5 Millionen Euro. »Wir halten die Kosten«, zeigte sich Bürgermeister Holger Jerg erleichtert.
Bei der Sitzung im Januar gingen die Wogen hoch. »Bauchgrimmen«, wie es Jörg Scham von der Fraktion Grüne-SPD-Unabhängige verspürte, plagte seine Ratskollegen quer durch alle Fraktionen. Ob die Stadt sich das leisten könne – die Frage wurde nicht nur von der dem Entwurf ablehnend gegenüberstehenden CDU-Fraktion gestellt. Es herrschte auf jeden Fall Einigkeit, etwaige Kostensteigerungen durch laufende Information des Gemeinderats zu vermeiden.
Antonia Rist vom Büro Steimle Architekten in Stuttgart ging bei der Sitzung der Stadträte, coronabedingt in der Alb-Lauchert-Halle, auf jetzt eingearbeitete Details ein. Für den Besucher am augenfälligsten dürfte die Wellenstruktur sein, die an der Außenfassade den »Schwung des Gebäudes aufnimmt«, beschrieb Architektin Rist den Hingucker. Bisher war eine glatte Gestaltung der Dämmbetonwand angedacht. Merklich höhere Kosten verursachten die Wellen nicht, erklärte Rist auf Nachfrage. Es mache die Fassade edler, erklärte Rist, und das ohne viel Mehraufwand.
An der Grundkonzeption hat das Architekturbüro Steimle nicht gerüttelt. Die Grobkubatur bleibt wie im Januar-Entwurf. Die Fachleute des auf Großprojekte im öffentlichen Raum spezialisierten Büros haben sich in den letzten Monaten auf Details gestürzt. »Da wurde einiges zurechtgerüttelt«, sagte Chefin Christina Steimle.
Photovoltaik noch unklar
Etwa eine bessere Platznutzung im Stuhllager für die 670 Sitzgelegenheiten. Außerdem kann das Lager nach jetzigem Planungsstand geöffnet und genutzt werden, wenn denn alle Stühle im Einsatz sind. Die Möblierung wurde im Detail verbessert, so konnten die Durchgangswege verbreitert werden – hilfreich für Helfer, die mit Geschirrtrolleys zum Auftischen oder Abräumen unterwegs sind.
Zurzeit wäre eine Vollauslastung coronabedingt mit oder ohne breitere Durchgänge nicht möglich, aber bis zur Fertigstellung – geplant im Februar 2022 – geht ja noch Zeit ins Land. Die Lüftung sei auf jeden Fall virenfeindlich, wurde auf Nachfrage von Rat Jörg Scham geantwortet. Die Anlage sorgt für einen kräftigen Austausch mit der Luft außerhalb der Halle. Die Luft wird also »nicht nur durchgerührt«, wie Scham es formulierte.
Des Weiteren hat das Architekturbüro die Brandmeldeanlage in Abstimmung mit dem Landratsamt konkretisiert und in den Kostenrahmen eingearbeitet. Die Fluchtwegesituation konnte vereinfacht werden, die Feuerwehrzugänge konnten verlegt werden, was Rist mit Erleichterung aufnahm: »Das macht vieles einfacher und flexibler«.
Ungeklärt blieb die Frage, ob und in welchem Umfang eine Photovoltaikanlage auf das geknickte Dach passt. Viel Raum ist außer auf dem Nebengebäude nicht, und an den möglichen Flächen ist die Dachausrichtung ungünstig. Die Klärung wurde erst mal vertagt. »Die Gammertinger Energie- und Wasserwerke (GEW) werden wie gewohnt und bei den Schulen bereits umgesetzt ein maßgeschneidertes Konzept vorstellen«, war Bürgermeister Jerg überzeugt. In welchem Umfang eine Solarstromproduktion vom Dach einer Halle, die anders als eine Schule vor allem im Dunkeln genutzt werde, sinnvoll sei, müsste die GEW-Analyse zeigen. »Nur, wenn es sich rechnet«, kommentierte das GRfA-Rat Stephan Binsch mit Blick auf die selbst gesetzte Kostenobergrenze von 12,5 Millionen Euro.
Zur weiteren Kostenentwicklung gebe es möglicherweise positive Unwägbarkeiten, sagte Christina Steimle. Die Signale aus dem Markt seien zwar uneinheitlich. Sie sehe aber die Möglichkeit, dass der laufende Preisanstieg in der Baubranche der Vorjahre gebrochen sein könnte. Gerade im kommunalen Bereich könnte Zurückhaltung bei den Aufträgen zu einem höheren Wettbewerb führen.
Im Februar hatte die Öffentlichkeit die erste Möglichkeit, Stellungnahmen zum Planungsstand Januar abzugeben. Die eingegangenen Vorschläge wurden ebenfalls in die Planung eingearbeitet. So wird der Gehweg entlang der neuen Verbindungsstraße mit 1,80 statt 1,50 Metern passantenfreundlicher. Wo möglich, werden im Außenbereich offenporige, wasserdurchlässige Beläge verwendet. Steingärten – die sattsam bekannten Gärten des Grauens, wie Stadtplaner Clemens Künster drastisch formulierte, wird es nicht geben. Das noch zu pflanzende Grün wird aus in der Region heimischen Pflanzen bestehen.
Zum Rosenmontag fertig
»Das ist unsere Halle«, sprach Binsch für seine Fraktion, »der Optimierung erteilen wir einhellige Zustimmung.« Jetzt ginge es um die weitere Umsetzung, um den Terminplan zu halten.
Der ist ehrgeizig. In zwei Wochen wird auf Basis der jetzt beschlossenen Genehmigungsplanung das Baugesuch beim Landratsamt eingereicht. Im Dezember könnte die Baugenehmigung vorliegen, Baubeginn wäre im April 2021. Und wenn alles klappt, könnte im Februar 2022 Eröffnung gefeiert werden. Der Rosenmontag 2022 fällt übrigens auf den 28. Februar. (GEA)