GAMMERTINGEN. Am Sonntag wird sie offiziell eingeweiht, die neue, aber gebrauchte Orgel in der evangelischen Kirche in Gammertingen am Roten Dill. Los geht es um 10.15 Uhr mit einem festlichen Gottesdienst in der neu renovierten Kirche, natürlich mit viel Orgelklängen.
Ein Besuch lohnt sich, für Gemeindeglieder und Freunde von anspruchsvoller Orgelmusik. Die neue Gebrauchte ist ein Schmuckstück und wie gemacht für die Gammertinger Empore. Die Orgel kam aus Isny ins Laucherttal, aus einer etwas kleineren Kirche. Die großen Holzpfeifen sind am ältesten und stammen aus dem Jahr 1920, die gesamte Orgel wurde privat später aufgebaut und dann an das Kirchlein beim Isnyer Reha-Zentrum ausgeliehen. Gebrauchte Pfeifenorgeln zu finden sei so schwer nicht, sagt Volker Schneider, der sich mit dem erweiterten Orgelteam - Ulrike Göggel, Bettina Deißinger, Elisabeth Zaia, Schneider nebst weiteren Mitstreitern - auf dem Markt umgeschaut hatte. Schwieriger sei es gewesen, eine Orgel zu finden, die nach Gammertingen passt.
Passt wie angegossen
Mit dem Instrument aus Isny ist das gelungen. Kompakt gebaut, passt sie auf die Empore und belegt dort nur etwa die Hälfte der Fläche. »Als ob sie für uns gebaut worden wäre«, schwärmt Pfarrer Ulrich Deißinger. Das Fenster bleibt frei und genug Platz für Gäste oder anderer Musiker. Schneider denkt an gemeinsame Auftritte, vielleicht von Orgel und einem Streichensemble. Die Orgel passt sich auch optisch gut ein, die Holzpfeifen gehen ins Parkett über, sind sonst weiß gestrichen wie die Kirchenwände. Vor dem Organistenschemel ist der Körper mit blauem Tuch abgespannt, in der gleichen Farbe wie die Polster der neuen Kirchenstühle.
Ersatz für die E-Orgel
Bisher stand in der evangelischen Kirche eine E-Orgel, die ersetzt werden musste. So richtig begeistert war die Orgelgruppe von keiner der Ersatzalternativen, von der Allgäuerin schon. Der Klang ist raumfüllend, ohne den Kirchenraum zu überlasten. Die zehn Register bieten alle Möglichkeiten, die die Musiker brauchen. Eindrucksvoll klingen besonders die großen Holzpfeifen, die kleineren strahlen mit hellem Klang. Dank dieser Ausstattung und dem einen oder anderen Kammerkonzert würden auch Besucher an den Roten Dill kommen, die seine Kirche noch nicht kennen, hofft Pfarrer Deißinger.
Hinter der Orgelgruppe stand als treibende - beziehungsweise Geld eintreibende - Kraft der umtriebige Josef Göggel. Denn die Orgel wurde komplett durch Spenden finanziert, für Glocken und Orgeln gibt es keine Kirchensteuermittel, erklärt Pfarrer Deißinger. 50.000 Euro haben Orgel und Einbau gekostet.
Kirchfest in Gammertingen
Die evangelische Kirchengemeinde Gammertingen feiert am Sonntag, 9. Juni, ein Kirchfest in und um die Kirche am Roten Dill. Los geht es um 10.15 Uhr mit einem festlichen Gottesdienst in der neu renovierten Kirche mit vielen Orgelklängen von der auf der Empore eingebauten Orgel. Auch die neue Konfirmandengruppe wird vorgestellt. Ab 11.30 Uhr gibt die Stadtkapelle Gammertingen auf dem Kirchplatz ein Platzkonzert. Für das leibliche Wohl zum Mittagessen ist auf dem Kirchplatz gesorgt, bei schlechtem Wetter im Gemeindehaus. Die Krabbelgruppe bietet Spielmöglichkeiten für kleine Kinder. Ab 12.45 Uhr gibt es Einblicke in das Außen- und Innenleben der neu eingebauten Pfeifenorgel mit Orgelführungen für Klein und Groß. Der Tag klingt aus mit gemütlichem Zusammensein bei Kaffee und Kuchen (k)
Mit dem Kauf sind viele Wünsche erfüllt worden, aber besser kann man es ja immer noch machen. Die zehn vorhandenen Register könnten um vier weitere ergänzt werden. Motor und Blasebalg sind, wahrscheinlich der kompakten Bauweise geschuldet, oben auf den Pfeifen angesiedelt. Das kostet Volumen, Schneider sieht hier noch Raum für »Luft nach oben«. Das hat Zeit, zuerst soll das Schmuckstück einen Spiegel bekommen, damit sich Organist oder Organistin nicht den Hals nach dem Geschehen in Schiff und Chor verrenken müssen. (GEA)