GAMMERTINGEN. Wer eine Reise macht, kann was erzählen. So auch der Eskimo Holger – Inuit wäre politisch korrekter, aber Eskimo reimt sich auf Narri, Narro –, in den sich Bürgermeister Holger Jerg beim Narrenempfang im Gammertinger Rathaus verwandelt hat. Der Inuit/Eskimo hatte sich mit seiner Familie blaugewandet auf die Suche nach Schnee gemacht, um mal wieder die Schlittenkufen knirschen lassen zu können. Seit Grönland musste er den Schlitten tragen und auch auf der einst schneesicheren Alb ist zurzeit alles grün-braun, den Schlitten konnte der CO2-arm Reisende auch hier nicht zum Flitzen bringen. Das Nordpol-Trio brachte Eindrücke vom Klimawandel und der Plastikflut mit und gab Ratschläge, die nicht nur im hohen Norden, sondern auch im Laucherttal beherzigt werden sollten. Endgültig zum Stehen kam der Polarexpress vorm Gammertinger Bahnübergang.
»Der Stadtrat sagt Amen zum neuen Kostenrahmen«
Der hat so seine Aussetzer, seit der Schrankenwächter durch Elektronik ersetzt wurde. Das hat auch der »Bolizei-Brolde« Karl Bögle, dessen historisches Vorbild als gewissenhafter und gefürchteter Beamter 50 Jahre über die Stadt wachte, im kritischen Büttel-Auge. Seinen Jahresrückblick begleitet er mit dem zum »Horig, horig ist die Katz« umgedichteten »Auf der Schwäbsche Eisebahne«, passend nicht nur zum auf Dauerrot stehenden Bahnübergang. Wobei das »Horig, horig« eigentlich aussterben soll. »Horig – die Katz« sollen die Narren der Zunft Horig künftig anstimmen, »eine Revolution« in der traditionsbewussten Zunft.
Eine Bemerkung zum umstrittenen Großprojekt Stadt- und Kulturhalle durfte nicht fehlen: »Der Stadtrat sagt Amen zum neuen Kostenrahmen«, hat Bolizei-Brolde aus der letzten Stadtratssitzung mitgenommen.
Dass der erweiterte Kostenrahmen nicht so schlimm sei, gab Eskimo Holger den Gammertingern mit auf den Weg: Wenn's Wetter passt, kann Kabeljau und Lachs gefangen werden. Auf Gammertingen übersetzt: Stadthalle und Altenpflegeheim sind machbar.
»Fünf Stunden schwätza, und dann nichts entscheiden – das muss man erst mal hinbringen«, kommentierte Zunftmeister Harry Schorsch Vojta die bis Mitternacht dauernde Stadtratsdebatte mit der Halle auf der Tagesordnung. Auch sonst nahm er kein Blatt vor den Mund, trotz seines Mantras »Lass es sein, sonst kommt die Presse« intoniert zur Melodie des Beatles-Hits »Let it be«. Lautstark nicht geredet hat er über die chronisch geschlossene Gammertinger Post (»Kommen Sie, wann Sie wollen, wir kommen, wann wir wollen«), Kirche und Narren (im Gegensatz zur Kirche seien Zunftmeister immer voll), die Weltpolitik (Lieblingshit von Donald Trump: »Simple Minds«), Frauen und die Presse (»Keine Ahnung, große Fresse – Lokalpresse«, wobei er den GEA und die Schwäbische dankenswerterweise ausdrücklich ausnahm).
In die Presse darf natürlich die Verleihung des Städtischen Narrenordens. Er ging dieses Jahr an Roland Bieger – »30 Jahre aktiv vor und hinter den Kulissen« – und Frank Endreß, den Hoffotografen der Narrenzunft, dessen Festplatten ihre Kapazitätsgrenzen eigentlich längst überschritten haben sollten, meinte Eskimo Holger. Zum guten Schluss ließ Zunftmeister Schorsch die Gammertinger Narrenglocke erklingen, schellte die glückselige Hausfasnet ein und überließ Bühne und Saal der Guggamusik. (GEA)
NARRENFAHRPLAN
Endspurt in Gammertingen, die Hausfasnet läuft
Morgen, Mittwoch, 19. Februar, lädt die Narrenzunft Horig ab 20 Uhr zur Warm-up-Party in die neue Elite-/Spitzbuba-Bar hinter der Alb-Lauchert-Halle ein. Weiter geht’s am Schmotziga Donnerstag, 20. Februar, mit der Schülerbefreiung. Um 8.20 Uhr wird der Kindergarten St. Michael und das Rathaus besucht. Nach einer kurzen Mittagspause geht es dann am Schmotziga um 14 Uhr im Schulgarten mit dem Stellen des Narrenbaumes weiter. Nach dem Narrenbaumstellen ist närrisches Treiben in allen geöffneten Lokalitäten und in der Elite-Bar. In der Halle selbst gibt es Kaffee und Kuchen. Höhepunkt der Hausfasnet ist der Bürgerball am Fasnetsamstag, 22. Februar, zu dem die Narrenzunft ab 19.30 Uhr in die Alb-Lauchert-Sporthalle einlädt. Die jüngsten Narren sind am Fasnetsonntag, 23. Februar, um 14 Uhr beim Kinderball in der Alb-Lauchert-Sporthalle närrisch gut drauf.
Am Rosenmontag, 24. Februar, macht sich um 6 Uhr die historische Katzenmusik auf den Weg. Gegen 14 Uhr begleitet sie das historische Narrengericht auf dem Weg zum Rathaus, wo auf der Bühne wieder spektakuläre Fälle vermeintlich unbescholtener Bürger abgehandelt werden. Wie immer gibt’s saftigen Strafen.
Der Fasnetdienstag, 25. Februar, steht im Zeichen des Umzugs mit über 50 Zünften durch die Gammertinger Straßen vom Tregueuxplatz bis zur Alb-Lauchert-Sporthalle, Halle und Elite-Bar haben schon ab 11 Uhr geöffnet. Gegen 18 Uhr wird der Narrenbaum gefällt und die Fasnet verbrannt. (em)