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Aktuell Ortsentwicklung

Feldhausen und Harthausen wollen und sollen Zukunft haben

Harthausen und Feldhausen beteiligen sich am Wettbewerb »Unser Dorf hat Zukunft«. Die Albgemeinden von Gammertingen wollen dabei Impulse für die Ortsentwicklung mitnehmen.

Manfred Rogg, Thomas Schmid und Hans Steinhart vorm Linsenbergkäppele.
Manfred Rogg, Thomas Schmid und Hans Steinhart vorm Linsenbergkäppele. Foto: Steffen Wurster
Manfred Rogg, Thomas Schmid und Hans Steinhart vorm Linsenbergkäppele.
Foto: Steffen Wurster

GAMMERTINGEN. »Unser Dorf hat Zukunft«: Mit dem bundesweiten Wettbewerb will das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) ländliche Gemeinden stärken, der Landflucht entgegenwirken und den Dörfern Perspektiven geben. In diesem Jahr beteiligen sich die Gammertinger Teilorte Harthausen und Feldhausen gemeinsam an der Aktion. »Die beiden Gemeinden sind jetzt schon eng verbunden, da war es keine Frage, dass wir das gemeinsam machen«, erklären Harthausens Ortsvorsteher Manfred Rogg und sein Kollege Hans Steinhart aus Feldhausen Zum Beispiel, aber nicht nur, bei Grundschule und Kindergarten oder beim gemeinsamen Ausrichten des Kreismusikfestes im vergangenen Jahr.

Was versprechen sich die beiden Ortsvorsteher von der Aktion? Zuerst einmal locken Preise, Auszeichnungen aber auch Euros. Vor allem wollen Rogg und Steinhart aber die positive Entwicklung ihrer Dörfer fortsetzen. »Wir brauchen uns nicht verstecken«, sagt Rogg. Und »wir haben mehr als schöne Rathäuser«, ergänzt Steinhart. Sie wollen zeigen, dass die Gammertinger Albgemeinden auf einem guten Weg sind, aber auch »wo's klemmt«, so Steinhart, wo sich noch etwas verbessern lässt, soll aufgezeigt werden.

»Wir haben mehr als schöne Rathäuser«

Am Dienstag kommt die Prüfungskommission nach Gammertingen. Viel Zeit nimmt sie sich nicht, an einem halben Tag soll das Besuchsprogramm abgearbeitet sein. Die Vereine werden besucht, die Rats- beziehungsweise Bürgerhäuser in Augenschein genommen, das Ortsbild betrachtet, Sehenswürdigkeiten besucht. Die Harthäuserin Franziska Rogg und ihr Team werden in einer kurzen Präsentation die Informationen vermitteln, die man aus dem Auto heraus nicht wahrnehmen kann.

Denn im Wettbewerb, der einmal als »Unser Dorf soll schöner werden« begonnen hat, geht es mittlerweile um mehr als den prächtigsten Blumenschmuck - auch wenn die Ortsvorsteher ihre Bürger angehalten haben, Hecken, Rasen und Einfahrten aufzuräumen - »wie vor der Fronleichnamsprozession«, schmunzelt Rogg. Bei »Unser Dorf hat Zukunft« stehen die Entwicklungsmöglichkeiten der Orte im Vordergrund. Wie sieht es mit Arbeitsplätzen aus? Wie mit der Infrastruktur, vom Dorfladen bis zum Öffentlichen Personennahverkehr? Was wird der Jugend angeboten, was macht insgesamt das Dorfleben aus? Und wie sieht es mit Wohnraum aus, auch unter Gesichtspunkten des Naturschutzes?

»Jugendsozialarbeit brauchen wir hier nicht«

Feld- und Harthausen haben einige Pfunde, mit denen sie wuchern können. 14 Vereine gibt es, mit 1.058 Mitgliedern, hat Franziska Rogg ermittelt - im Schnitt sei jeder Feld- oder Harthäuser Mitglied in 1,6 Vereinen. Die Kirche ist weit über den Gottesdienst hinaus aktiv und nicht nur an Fronleichnam sichtbar. Und beide Abteilungen der Freiwilligen Feuerwehr sind kopfstark, schlagkräftig und im Ernstfall in Rekordzeit vor Ort. Auch auf die Jugend lassen die Ortsvorsteher nichts kommen, die Bauwagen oder der Heavy Metall Club bringen sich ein, jeder sei von Kind auf in irgendeinem Verein. »Wenn nötig, sagen die Älteren, wo's lang geht«, hat Rogg beobachtet, »wir brauchen keine Jugendsozialarbeit.« Das alles zeigt Wirkung: »Die Jungen wollen im Dorf bleiben«, weiß Gemeinderat Thomas Schmid aus Harthausen. Damit sie es auch können, müssen und werden regelmäßig Bauplätze angeboten, auch weil es kaum Leerstand in den Orten gibt - ein weiterer Pluspunkt im Wettbewerb.

Der Linsenberg ist ein begehrtes Ausflugsziel.
Der Linsenberg ist ein begehrtes Ausflugsziel. Foto: Steffen Wurster
Der Linsenberg ist ein begehrtes Ausflugsziel.
Foto: Steffen Wurster

Was lässt sich also noch verbessern, wo »klemmt's«? Der ÖPNV ist auf dem flachen Land überall ein Thema, zumindest ist die nahe gelegene Kernstadt Gammertingen mit Bus und Bahn gut angebunden. Home-Office kann das Pendeln wenigstens teilweise unnötig machen - ein Vorteil fürs flache Land. 166 Arbeitsplätze hat Franziska Rogg ermittelt, trotzdem arbeiten natürlich viele Menschen aus den Albgemeinden im Umland. Einkaufsmöglichkeiten gibt es unten im Tal, oben immerhin ein regelmäßig verkehrendes Verkaufsmobil und Brot aus dem Backhaus. Wenn nach dem geplanten Neubau eines Feuerwehrhauses in Feldhausen das alte Spritzenlokäle leer steht, kann sich Hans Steinhart hier einen Tante-Emma-Laden vorstellen, aber das ist noch Zukunftsmusik. Im Bereich Tourismus haben die Gammertinger Albgemeinden einiges an Ausflugszielen zu bieten, nicht nur das Linsenbergkäpele und im Winter Loipen. Tagesgäste kommen gerne und wandern im Wald, entlang der Krautländer, Heiden oder Streuobstwiesen - an Möglichkeiten zum Einkehren oder Übernachten fehlt es aber noch.

Unser Dorf hat Zukunft

Mit dem bundesweiten Wettbewerb »Unser Dorf hat Zukunft« ehrt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) alle drei Jahre bürgerschaftliches Engagement und macht positive Entwicklungen in ländlichen Regionen sichtbar. Die Menschen auf dem Land sind aufgefordert, zusammen mit ihrer Gemeinde Ideen, Konzepte und Projekte zu entwickeln und umzusetzen, die das Leben im Ort attraktiver gestalten. (GEA)

Da passt also viel, die Chancen auf eine Medaille sind nicht schlecht. Auch wenn's darum bei der Teilnahme am Wettbewerb nicht in erster Linie geht, betont Rogg. Durch das Projekt werde der Zusammenhalt noch einmal gestärkt und es könne gezeigt werden, was hier alles geleistet werde. »So, wie wir leben, machen anderer Urlaub«, fasst Manfred Rogg zusammen. Hans Steinhart kann nur zustimmen. (GEA)