KREIS REUTLINGEN. Für Landwirte war es ein schwieriges Jahr mit zu viel Regen und zu wenig Sonne. Das wirkt sich auf die Menge und Qualität der Ernte aus. »Die Getreidekörner sind zu klein, wir hatten Probleme mit Pilzbefall und auch noch massive Hagelschäden. Es gibt kaum Obst«, berichtet der Kreisbauernverbandsvorsitzende Gebhard Aierstock. Das Erntefenster mit gutem Wetter für Heu und Getreide war sehr eng bemessen, Landwirte hatten nur einen kleinen Spielraum, um ihre Feldfrüchte einzubringen.
"Sie halten unsere Versorgung aufrecht, dessen muss man sich immer bewusst sein""
Auch global hat es Extrem-Wetterverhältnisse gegeben, insbesondere in Nordamerika und Kanada hat die extreme Hitze für eine schlechte Weizenernte gesorgt. »Das führt zu Preissteigerungen an der Börse und stellt uns vor die Frage, ob die Getreideproduktion für die globale Versorgung überhaupt ausreicht.« Insgesamt sind die Rohstoffpreise gestiegen. Dagegen fallen die Preise für Schweinefleisch ins Bodenlose, während Rindfleisch teurer wird. »Auch der Düngemarkt geht derzeit durch die Decke«, weiß Aierstock.
Teurer geworden ist auch das Malz fürs Bier. »Zum Glück passt die Qualität bei der Braugerste und für den Hopfen war das nasse Wetter sowieso gut«, resümiert Peter Baader, Brauereichef von Zwiefalter Klosterbräu. Die Corona-Pandemie hat für einen Absatzeinbruch beim Bier gesorgt, außerdem sind auch hier die erhöhten Rohstoffpreise unter anderem in der Umverpackung deutlich spürbar.
Sowohl Landwirte als auch regionale Lebensmittelerzeuger hatten in diesem Jahr mit äußerst schwierigen Bedingungen zu kämpfen, dennoch ist sie »mit einem blauen Auge davongekommen«, wie Thomas Pfeifle, Geschäftsführer des Kreisbauernverbands erklärt.
Dem Kreisbauernverband ist es deshalb ein großes Anliegen darauf hinzuweisen, was die Produzenten in der Region leisten und welch großer Kraftaufwand dafür nötig ist: »Sie halten unsere Versorgung aufrecht, dessen muss man sich immer bewusst sein«. Und das sollte der Verbraucher mit seinem Kaufverhalten auch wertschätzen.
25 Betriebe machen bei der Aktionswoche »Erntedank ist Ährensache« in der kommenden Woche mit und zeigen, was sie produzieren: Bauern, Bäckereien, Brauereien, Mühlen und Metzgereien aus dem Landkreis Reutlingen. Sie alle haben auch während der Corona-Pandemie die Versorgung der Bevölkerung mit hochwertigen Lebensmitteln sichergestellt und aufrechterhalten.
»Mit dieser Aktionswoche wollen wir auf die wertvolle Arbeit der Landwirte und aller Verarbeiter aufmerksam machen«, sagt Aierstock. Dies sei gewiss ein Jahr, in dem es nicht alles im Überfluss gebe. Und dennoch oder gerade deshalb sei es angebracht, dankbar für die eingebrachte Ernte zu sein.
Da es coronabedingt wie schon im vergangenen Jahr kein Erntedankfest geben kann, soll dies erneut im Rahmen einer Aktionswoche möglich sein. Es gibt spezielle Brote, Hofführungen und viele andere Aktionen direkt bei den Betrieben. Auf dem Hof Münch in Hochberg findet zudem am Sonntag, 3. Oktober um 10.15 Uhr im Freien ein evangelischer Gottesdienst statt. Außerdem stellen sich die Teilnehmer in den sozialen Medien, mit Plakaten und Flyern vor.
Und sie tun Gutes, wozu auch die Verbraucher aufgerufen sind: »Jeder Betrieb, der bei der Aktionswoche mitmacht, spendet etwas. Im letzten Jahr kamen so rund 6 000 Euro für den Verein Sonnenstrahlen zusammen. Die diesjährige Spende soll den Landwirten in den Hochwassergebieten in Reinland-Pfalz zugutekommen«. So vielfältig die Betriebe mit ihren Produkten sind, so vielseitig sind auch die unterschiedlichen Aktionen. Sie alle senden die Botschaft aus: »Wir versorgen unsere Region mit hochwertigen Lebensmitteln«. (GEA)