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Endspurt für neue Ortsdurchfahrt in Würtingen

Es ist die größte Baustelle seit Jahrzehnten in St. Johann: Die Sanierung der Ortsdurchfahrt in Würtingen. Nach gut einem Jahr Bauzeit soll sie im Oktober wieder freigegeben werden. Erstmal ist jetzt aber Sommerpause.

Ein Teil der Ortsdurchfahrt ist schon fertig,  jetzt arbeitet die Baufirma im letzten Abschnitt in der Lammstraße (links)  bis z
Ein Teil der Ortsdurchfahrt ist schon fertig, jetzt arbeitet die Baufirma im letzten Abschnitt in der Lammstraße (links) bis zur Einmündung Silcherweg. Foto: Schrade
Ein Teil der Ortsdurchfahrt ist schon fertig, jetzt arbeitet die Baufirma im letzten Abschnitt in der Lammstraße (links) bis zur Einmündung Silcherweg.
Foto: Schrade

ST. JOHANN-WÜRTINGEN. Vorm Döner-Imbiss ist die Straße schon schwarz - auch wenn die oberste Schicht noch fehlt, wie Gebhard Kilgus erklärt. Er ist Bauleiter bei der Firma Eurovia, die seit vergangenem Herbst mit der Sanierung der Würtinger Ortsdurchfahrt beschäftigt ist. Abschnitt für Abschnitt wird die Großbaustelle abgearbeitet und wandert durch den Ort. Ein paar Meter weiter, hinter der rechtwinkligen Kurve vorm Getränkemarkt, wo sich auch der Name ändert und die Ortsdurchfahrt nicht mehr Berg-, sondern Lammstraße heißt, bietet sich ein ganz anderes Bild: Beige statt Schwarz, der alte Asphalt ist weg. Ein Bagger beißt sich durch den Schotter, direkt vor den Fenstern der Häuser, die hier, im alten Ortskern, ganz nah an der Straße stehen.

Für die, die dort wohnen, ist das Ganze kein Spaß. Morgens um 7 Uhr legt der fünf - bis siebenköpfige Trupp der Baufirma Eurovia für gewöhnlich los, dann wird's laut und staubig. Die Anwohner, sagt Gebhard Kilgus, tragen's mit Fassung. Einschränkungen im Alltag, was das Wasser angeht, gibt's immerhin nicht, die Notversorgung funktioniert. Die einzelnen Bauabschnitte, erklärt Bernd Haußmann, Projektleiter beim Münsinger Ingenieurbüro Pirker + Pfeiffer, habe man bewusst möglichst klein gehalten, um die Belastungen für die Anwohner zeitlich so gut wie möglich zu begrenzen. An ihre Häuser kommen sie immer irgendwie, wenn auch nicht mit dem Auto. Darauf, dass der letzte verbliebene Landwirt mit Stall in der Ortsmitte freie Fahrt hat, um seine Tiere mit Futter zu versorgen, haben die Arbeiter ein besonderes Augenmerk.

Gemault wird wenig, statt dessen gibt's immer mal wieder sogar Kaffee und sogar Kuchen für die Bauarbeiter. Die Leute wissen: Erstens geht auch das irgendwie und irgendwann vorbei. Und zweitens haben sie ja auch was davon. Denn saniert wird nicht nur die jahrzehntealte, völlig marode Fahrbahn der Ortsdurchfahrt, sondern auch das, was darunter liegt: Das Kanalsystem, sagt Kilgus, stamme dem Augenschein nach wohl noch aus Zeiten der Erstausbaus der Straße. Es ist also mindestens 50 Jahre alt, überschlägt er. Bernd Haußmann nickt zustimmend.

Derzeit werden in der Lammstraße neue Hausanschlüsse für Wasser und Abwasser hergestellt.
Derzeit werden in der Lammstraße neue Hausanschlüsse für Wasser und Abwasser hergestellt. Foto: Marion Schrade
Derzeit werden in der Lammstraße neue Hausanschlüsse für Wasser und Abwasser hergestellt.
Foto: Marion Schrade

Noch nicht ganz so alt sind wohl die Wasserleitungen, die zumindest schon einmal erneuert wurden. Aber auch das ist Jahrzehnte her. Eine Sanierung ist ebenfalls dringend nötig. Für alles, was im Untergrund passiert, ist die Gemeinde St. Johann zuständig - auch finanziell. Rund zwei Millionen Euro investiert sie in die Baustelle. Immerhin: Die Verantwortung für die Straße trägt das Regierungspräsidium Tübingen, fast 1,3 Millionen Euro werden für die neue Fahrbahn fällig. Allerdings sind in der Kalkulation, wie der St. Johanner Kämmerer Manuel Reiner berichtet, nicht nur die paar Hundert Meter Ortsdurchfahrt drin, sondern auch ein paar Stücke ortsauswärts Richtung Gächingen, Lonsingen und Ohnastetten, die ebenfalls saniert wurden.

Dreieinhalb bis vier Meter tief wird in der Regel gegraben, »an der tiefsten Stelle waren es fünf Meter«, sagt Gebhard Kilgus. Stößt der Meißel auf Fels, wird's zäh, dann geht es langsamer voran. Auf der Alb ist das nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Immer wieder kommen Laster, um den Aushub abzufahren. Zwischengelagert wird er am Festplatz bei der Gemeindehalle - sauber getrennt nach Materialien. Ein Gutachter muss regelmäßig Proben nehmen und untersuchen, so ist es vorgeschrieben. Vor allem in tieferen Schichten findet sich noch altes Teermaterial, das gesondert entsorgt werden muss, erklären die Fachleute. Was unverdächtig und noch brauchbar ist, wie beispielsweise der Schotter, wird beim neuen Aufbau der Straße verwendet.

Nächste Woche werden die Arbeiter noch wegschaffen, was geht, dann verabschieden sie sich in die Sommerpause. Drei Wochen lang wird die Baustelle ruhen. Einfach so die Schaufel fallen lassen werden Männer natürlich nicht: Feierabend, sagt Bernd Haußmann, ist erst, »wenn allen Anwohnern für diese Zeit eine Zufahrt ermöglicht wurde«. Für alle anderen gilt: Die Ortsdurchfahrt bleibt gesperrt, der überörtliche Verkehr wird großräumig umgeleitet, um die Würtinger nicht über Gebühr zu belasten. Denn auch diejenigen, die nicht an der Ortsdurchfahrt wohnen, müssen so einiges hinnehmen, seit die Baustelle im Flecken ist: neben der über- gibt es auch eine innerörtliche Umleitung durch die Seitenstraßen von Würtingen, die von denen, die sich auf der Alb auskennen und täglich auf der Strecke unterwegs sind, genutzt wird. (GEA)

Die neuen Rohre ersetzen die alten, die aus heutiger Sicht viel zu klein dimensioniert sind.
Die neuen Rohre ersetzen die alten, die aus heutiger Sicht viel zu klein dimensioniert sind. Foto: Marion Schrade
Die neuen Rohre ersetzen die alten, die aus heutiger Sicht viel zu klein dimensioniert sind.
Foto: Marion Schrade