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Der See in der Sonnenbühler Nebelhöhle tritt über seine Ufer

Die Unterwelt von Sonnenbühl hat einiges zu bieten. Die Hallen und Tropfsteine in der Nebelhöhle sind beeindruckend. Auch ein See hat sich hier gebildet. Ein Phänomen: Nach dem Dauerregen vom Wochenende ist er über die Ufer getreten.

Der unterirdische See in der Nebelhöhle führt nach dem starken Regen so viel Wasser, dass er über die Ufer getreten ist. Die Höh
Der unterirdische See in der Nebelhöhle führt nach dem starken Regen so viel Wasser, dass er über die Ufer getreten ist. Die Höhlenführer haben den überschwemmten Weg abgesperrt. Foto: Cordula Fischer
Der unterirdische See in der Nebelhöhle führt nach dem starken Regen so viel Wasser, dass er über die Ufer getreten ist. Die Höhlenführer haben den überschwemmten Weg abgesperrt.
Foto: Cordula Fischer

SONNENBÜHL. »Das ist wie ein Konzert«, sagt Rainer Scheff. Der Höhlenführer bittet um Ruhe und die Augen zu schließen. Es rauscht, es plätschert, es tropft. Mal bildet der Schall einen hellen Sopran, mal schwingt er im tiefen Bass ins Ohr. Der Rhythmus wird von den Felswänden zurückgeworfen. »In den letzten Jahren war es sehr trocken in der Nebelhöhle«, sagt er. Die regenarmen Frühjahre und Sommer haben dafür gesorgt, dass das unterirdische Gewässer vor zwei Jahren sogar fast ausgetrocknet war.

Nur mit Gummistiefeln kommt man trockenen Fußes über den Weg entlang des Höhlensees. Das Gewässer in der Nebelhöhle hat den Pfad
Nur mit Gummistiefeln kommt man trockenen Fußes über den Weg entlang des Höhlensees. Das Gewässer in der Nebelhöhle hat den Pfad überschwemmt. Foto: Cordula Fischer
Nur mit Gummistiefeln kommt man trockenen Fußes über den Weg entlang des Höhlensees. Das Gewässer in der Nebelhöhle hat den Pfad überschwemmt.
Foto: Cordula Fischer

Der See kann sich in der Genkinger Unterwelt bilden, weil eine Lehmschicht verhindert, dass das Wasser weiter versickert. Einmal wurde diese Dichtungsschicht entfernt, berichtet der Höhlenführer. Sie hat sich aber wieder gebildet, und die Vertiefung füllte sich erneut mit Wasser. An dem See vorbei führt ein Weg. Den haben die Höhlenführer derzeit abgesperrt. Denn trockenen Fußes kommt der Besucher gerade nicht auf die andere Seite. Der Höhlensee führt so viel Wasser, dass er über die Ufer getreten ist und den Pfad überflutet hat. 15 bis 20 Zentimeter hoch steht hier das Nass. Gefährlich ist das zwar nicht, aber ohne Gummistiefel geht's hier einfach nicht weiter. Zudem könnte es etwas rutschig sein.

Die Sinterformationen in der Nebelhöhle werden mit versickertem Regenwasser benetzt.
Die Sinterformationen in der Nebelhöhle werden mit versickertem Regenwasser benetzt. Foto: Cordula Fischer
Die Sinterformationen in der Nebelhöhle werden mit versickertem Regenwasser benetzt.
Foto: Cordula Fischer

Noch immer dringt Regenwasser in die Höhle ein. Was sonst oft träge tröpfelt, ergießt sich momentan in breiten Strömen an manchen Stellen über einige Tropfstein- und Sinterformationen wie den »Wasserfall«. An vielen Stellen haben sich Pfützen, nahezu Seen gebildet. Den Stumpf des abgesägten Tropfsteins, der sich in der Nähe des großen Höhlensees befindet - 1961 in Scheiben geschnitten und als Wanddekor im Neuen Schloss in Stuttgart verwendet -, benetzt der versickernde Regen derzeit mit einem permanenten Wasserstrahl.

Rainer Scheff ist seit 14 Jahren Höhlenführer. Bisher hat er nur einmal erlebt, dass der See in der Nebelhöhle über die Ufer get
Rainer Scheff ist seit 14 Jahren Höhlenführer. Bisher hat er nur einmal erlebt, dass der See in der Nebelhöhle über die Ufer getreten ist. Momentan rauscht und plätschert es enorm in der Sonnenbühler Unterwelt. Scheff genießt die Geräusche wie ein Konzert. Foto: Cordula Fischer
Rainer Scheff ist seit 14 Jahren Höhlenführer. Bisher hat er nur einmal erlebt, dass der See in der Nebelhöhle über die Ufer getreten ist. Momentan rauscht und plätschert es enorm in der Sonnenbühler Unterwelt. Scheff genießt die Geräusche wie ein Konzert.
Foto: Cordula Fischer

Rainer Scheff ist seit 14 Jahren Führer in der Nebelhöhle. Dass der See so viel Wasser führt, hat er bisher nur einmal erlebt. 2013 war das, als ein ganz ähnliches Wetterphänomen wie zurzeit für Hochwasser auf der Albhochfläche und in der Höhle gesorgt hatte. So schnell wie sich der See damals gefüllt hatte, war er aber auch schon wieder auf Normalhöhe - schon zwei Tage später war aller Regen von der Oberfläche versickert und auch in der Höhle weiter in die Tiefen gedrungen, der Pegel des Sees abgesunken, erinnert sich Rainer Scheff. Nur bei starker Schneeschmelze kommt es zu ähnlich starkem Wassereintritt, aber das passiert meist, bevor die Höhle wieder für Touristen geöffnet ist.

Die Tropfsteine erhalten momentan viel Kalk-Nahrung, die das versickernde Regenwasser mit sich führt.
Die Tropfsteine erhalten momentan viel Kalk-Nahrung, die das versickernde Regenwasser mit sich führt. Foto: Cordula Fischer
Die Tropfsteine erhalten momentan viel Kalk-Nahrung, die das versickernde Regenwasser mit sich führt.
Foto: Cordula Fischer

An den Auswirkungen der Wetterlage der vergangenen Wochen mit viel Niederschlag und dem starken Dauerregen vom vergangenen Wochenende lässt sich gut veranschaulichen, wie die unterirdischen Gewölbe entstanden sind. Die Schwäbische Alb war vor 200 bis 140 Millionen Jahren vom Jurameer bedeckt. Die Kieselschwamm- und Korallenriffe bildeten Kalkablagerungen, die versteinerten. Durch Risse und Spalten drang Wasser ein, das Hohlräume schuf und sie erweiterte. Da es gelösten Kalk enthält, lagert sich dieser ab - entweder in Sintervorhängen wie dem »Wasserfall« - oder sorgte über Millionen von Jahren für das Wachstum der imposanten Tropfsteine. Und das geschieht bis heute, die Stalagmiten und Stalaktiten erhalten mit jedem Tropfen neue Kalk-Nahrung.

Das Wetter über der Erde hat Auswirkungen auf das unterirdische Reich in Sonnenbühl: Das wurde unter anderem vom versickernden R
Das Wetter über der Erde hat Auswirkungen auf das unterirdische Reich in Sonnenbühl: Das wurde unter anderem vom versickernden Regenwasser geschaffen, das gerade in ungewöhnlich großer Menge in die Nebelhöhle und über die Sinterformationen läuft. Foto: Cordula Fischer
Das Wetter über der Erde hat Auswirkungen auf das unterirdische Reich in Sonnenbühl: Das wurde unter anderem vom versickernden Regenwasser geschaffen, das gerade in ungewöhnlich großer Menge in die Nebelhöhle und über die Sinterformationen läuft.
Foto: Cordula Fischer

Wer dem Weg des versickernden Wassers von der Albhochfläche folgen will, kann einen Ausflug zur Reißenbachquelle machen und vielleicht auch in Nebelhöhlenwasser kneippen. »Das ist dort ein schönes Plätzle«, sagt Höhlenführerin Sandra Schneider. (GEA)