Logo
Aktuell Natur

Das Biosphärengebiet Schwäbische Alb darf wachsen

Nach umfangreichen Abstimmungen stehen Verfahren und Kriterienkatalog der Gebietserweiterung fest

Modellregion mit Bilderbuch-Ausblicken: das Biosphärengebiet Schwäbische Alb. FOTO: STADT MÜNSINGEN/STEINHÄUSSER
Modellregion mit Bilderbuch-Ausblicken: das Biosphärengebiet Schwäbische Alb. Foto: STADT MÜNSINGEN/STEINHÄUSSER
Modellregion mit Bilderbuch-Ausblicken: das Biosphärengebiet Schwäbische Alb.
Foto: STADT MÜNSINGEN/STEINHÄUSSER

MÜNSINGEN. Das Biosphärengebiet Schwäbische Alb wurde 2008 eingerichtet. Vor der Gründung zögerten einige Kommunen, sich dem Gebiet anzuschließen, mittlerweile gibt es aber Wünsche, das Versäumte nachzuholen. Die Möglichkeit gibt es jetzt. Interessierte Kommunen können sich nun um einen Beitritt zum Unesco-zertifizierten Biosphärengebiet Schwäbische Alb bewerben. Wer Teil des Biosphärengebiets werden möchte, muss dabei verschiedene Kriterien erfüllen. Ziel ist, dass die Gebietserweiterung zu einem qualitativen Mehrwert für das Biosphärengebiet als Modellregion für nachhaltige Entwicklung führt.

Mit dem erfolgreichen Abschluss der Unesco-Evaluation und der Erneuerung der Unesco-Anerkennung wurde die Planung für eine Erweiterung des Biosphärengebiets gestartet. Unter umfangreicher Beteiligung von Akteuren des Biosphärengebiets wurde im Rahmen von vier Workshops und acht Gremiensitzungen ein Vorschlag zum Verfahren und für den Kriterienkatalog der Gebietserweiterung abgestimmt. Hierbei wurden die Gremien des Vereins Biosphärengebiet Schwäbische Alb, die 29 Mitgliedskommunen sowie Vertreter aus Naturschutz und Forst einbezogen. Die Geschäftsstelle Biosphärengebiet Schwäbische Alb und eine eigens gegründete »Arbeitsgruppe Weiterentwicklung des Biosphärengebiets« koordinierte und begleitete die Planungen.

Nicht mehr als 120 000 Hektar

Im Juli 2022 beschloss der Lenkungskreis des Biosphärengebiets das hierzu erarbeitete Verfahren und den Kriterienkatalog der Gebietserweiterung.

»Mit diesem Erweiterungsprozess beginnt ein neues wichtiges Kapitel in der Erfolgsgeschichte des Biosphärengebiets Schwäbische Alb«, sagt Umweltministerin Thekla Walker. »Ich freue mich auf gute Bewerbungen von Städten und Gemeinden, die an einem Beitritt interessiert sind. Ein transparenter und für alle nachvollziehbarer Prüf- und Entscheidungsprozess wird dazu beitragen, dass sich das Biosphärengebiet auf allen Ebenen positiv weiterentwickelt. Dadurch wird erneut ein erheblicher Mehrwert geschaffen, der weit über die Landesgrenzen hinaus sichtbar ist und für das Biosphärengebiet und die Region positiv wirkt und wirbt.«

Die Gebietserweiterung soll die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele in ökonomischer, sozialer und ökologischer Hinsicht weiter voranbringen. Der Vorsitzende des Lenkungskreises und Tübinger Regierungspräsident Klaus Tappeser betont: »Wir suchen engagierte Städte und Gemeinden sowie Akteurinnen und Akteure, die bereit sind, eine Vorbildfunktion einzunehmen und sich für alle Handlungsfelder und Nachhaltigkeitsziele des Biosphärengebiets einzusetzen.«

Das Biosphärengebiet lässt sich nicht beliebig erweitern. Einerseits darf gemäß den Kriterien für Biosphärenreservate in Deutschland eine Gesamtfläche von 150 000 Hektar nicht überschritten werden, andererseits soll diese Maximalgröße aus Sicht der Akteure des Biosphärengebiets nicht ausgereizt werden. Denn mit zunehmender Größe steigen auch die Anforderungen an das Gebietsmanagement. Der Lenkungskreis des Biosphärengebiets hat daher 120 000 Hektar als Richtwert für die Erweiterung des Biosphärengebiets empfohlen.

Das beschlossene Verfahren sieht vor, dass in einem ersten Schritt Mitgliedskommunen, die aktuell nur anteilig im Biosphärengebiet liegen, nach ihrem Interesse gefragt werden, weitere Flächen einzubringen. In einem weiteren Schritt sind potenziell interessierte neue Kommunen gefragt.

Für die Aufnahme weiterer Flächen von Mitgliedskommunen und beitrittsinteressierter neuer Kommunen sind einige Muss-Kriterien zwingend zu erfüllen. Diese betreffen unter anderem die verbindlichen Kriterien der Unesco und des deutschen MAB-Nationalkomitees hinsichtlich der Zonierung, darunter beispielsweise der Kern- und Pflegezonenanteil der Erweiterungsfläche. Bei neuen Kommunen kommen weitere Kriterien hinzu, wie der räumliche Anschluss an das Biosphärengebiet und die Einführung von biodiversitätsfördernden Maßnahmen.

Anspruchsvoller Wettbewerb

Die Erfassung und Bewertung der Kriterien soll mittels Fragebogen und Gesprächen vor Ort durch eine externe Agentur und die Geschäftsstelle des Biosphärengebiets in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft und den am Biosphärengebiet beteiligten Landkreisen erfolgen. Beitrittsinteressierte neue Kommunen stehen also in einem anspruchsvollen Wettbewerb um eine Aufnahme ins Biosphärengebiet. Die letztendliche Entscheidung über einen Beitritt von neuen Kommunen trifft der Lenkungskreis des Biosphärengebiets Schwäbische Alb. (pr)