ZWIEFALTEN. Batterieübergabe vor dem Zwiefalter Münster. Knapp 100 Soldaten des Artilleriebataillons 295 stehen stramm (der GEA berichtete). In der ersten Reihe des VIP-Zelts sitzt die Landtagsabgeordnete (MdL) der Grünen Cindy Holmberg. Eine Grüne bei den deutschen Streitkräften? Das hätte es vor ein paar Jahren auch noch nicht gegeben.
Bei Holmberg indes schon, obwohl die Politikerin früher deshalb von Parteikollegen schief angeschaut wurde. »Mein Vater war US-amerikanischer Soldat in Meßstetten und dort als Radaringenieur stationiert«, erzählt die 48-Jährige. Deshalb habe sie schon immer ein anderes Verhältnis zum Militär gehabt. »Ich bin keine Pazifistin, aber ich setze mich immer für den Frieden ein, und dazu braucht man manchmal unter anderem die Bundeswehr. «
Nach dem militärischen Zeremoniell vor dem Zwiefalter Münster sucht Holmberg das Gespräch mit der Bevölkerung und den Soldaten, überreicht ihre Visitenkarte, mit der Bemerkung, sie zu kontaktieren, wenn einmal der Schuh drückt. Der Besuch in der Münstergemeinde ist das Ende der diesjährigen Sommertour durch ihren Wahlkreis Hechingen-Münsingen, die sie während der sitzungsfreien Wochen des Landtags absolviert hat.
Während ihres dritten Streifzugs durch die beiden Landkreise hatte sie prominente Parteikollegen und -kolleginnen an der Seite. So zum Beispiel Franziska Brantner (Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundeswirtschaftsminister), Danyal Bayaz (Landesfinanzminister), Andreas Schwarz (Landesfraktionsvorsitzender) und Michael Joukov (MdL, Sprecher für Wissenschafts- und Hochschulpolitik).
Das diesjährige Tour-Motto lautete »Wirtschaft in TheLänd«. Holmberg suchte den Dialog mit lokalen Unternehmen und Institutionen, um gemeinsame Anliegen zu besprechen und die regionale Wirtschaft zu stärken, betont sie während des Pressegesprächs.
Bei Elring Klinger in Dettingen/Erms ging es um die allgemeine Wirtschaftslage in der Region und Maßnahmen zum Bürokratieabbau, der den Unternehmen das Arbeiten erleichtern soll. »Nicht alles, was mit Bürokratie zu tun hat, kommt von den Grünen«, diktiert die Politikerin dem Journalisten in den Block. Die Leser sollen wissen, dass auch sie für weniger Bürokratie sei und das »immer wieder« den richtigen Stellen in der Regierung mitteile.
»Ich liebe den Wahlkreis und meine Aufgaben«
In Pfullingen schaute Holmberg bei Renz Holzbau vorbei. Dort wurden Themen der Holzbau-Offensive und die Landesbauordnung konstruktiv diskutiert. Weiter ging es zu Isatis-Alb nach Hengen, wo sie über die Weiterentwicklung der Dach- und Fassadenbegrünung sprach. Bei Plastro Mayer in Trochtelfingen stand das Thema Klimaschutz auf der Agenda.
Eine weitere Station war zum Beispiel der im Bau befindendliche Windpark in Magolsheim, »ein bedeutendes Projekt für die erneuerbare Energiegewinnung in der Region«. Bei Hugo Boss in Metzingen sprach Holmberg über die aktuelle Situation beim Fachkräftemangel, »einem drängenden Thema für viele Unternehmen in meinem Wahlkreis«.
Der ehemaligen Soldatensiedlung Altes Lager (heute Albgut) und dem angrenzenden Herzstück des Biosphärengebietes Schwäbische Alb (einstiger Truppenübungsplatz) stattet sie ebenfalls einen Besuch ab. Dort haben Holmberg die »regionale Vermarkung mittelständischer Betriebe« beziehungsweise die »Rückzugsgebiete für die Natur in der Kernzone« beeindruckt.
Die zahlreichen Gespräche und Begegnungen mit den Menschen seien wichtig für ihre Arbeit, »um die richtigen politischen Weichen zu stellen und die Region nachhaltig zu fördern«. Nach wie vor mache ihr die Arbeit im Wahlkreis Spaß, auch wenn sie sich in der Vergangenheit mit Anfeindungen und sogar Morddrohungen auseinandersetzen musste. Inzwischen habe sich die Situation wieder »normalisiert«. Deshalb sei es nach wie vor wichtig, die Standpunkte mit den »unterschiedlichen und tollen Menschen« vor Ort zu diskutieren.
Bei den Unterhaltungen habe sie immer wieder herausgehört, dass sich die Älbler Sorgen um die Wirtschaft machen und die Angst vor weiteren Kriegen zunimmt. »Nicht alles, aber viel kann man im persönlichen Gespräch klären«, fügt die Grünen-Politikerin hinzu. Auf die abschließende Frage, ob Holmberg sich im Frühjahr 2026 wieder zur Wahl stellt, kommt wie aus der Pistole geschossen: »Na klar, ich liebe den Wahlkreis und meine Aufgaben.« (GEA)

