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Besondere Überraschung: Mit dem Oldtimer durch Zwiefalten

Herbert Ott nimmt Wolfgang L., Bewohner des Fachpflegeheims des ZfP Südwürttemberg, mit auf eine Tour

WG-Mitarbeiterin Margret Hartmann und Bewohner Wolfgang L. freuen sich über den Besuch von Herbert Ott und seinem Lanz Bulldog.
WG-Mitarbeiterin Margret Hartmann und Bewohner Wolfgang L. freuen sich über den Besuch von Herbert Ott und seinem Lanz Bulldog. Foto: ZfP
WG-Mitarbeiterin Margret Hartmann und Bewohner Wolfgang L. freuen sich über den Besuch von Herbert Ott und seinem Lanz Bulldog.
Foto: ZfP

ZWIEFALTEN. Wolfgang L., Bewohner des Fachpflegeheims des ZfP Südwürttemberg am Standort Zwiefalten, wurde eine besondere Freude bereitet: ZfP-Mitarbeiter Herbert Ott nahm den Oldtimer-Fan mit auf eine halbstündige Tour auf seinem Lanz Bulldog.

»Zehn Liter Hubraum. Das macht Sound«, ruft Herbert Ott seinem Beifahrer zu. Vor zwei Minuten hat er Wolfgang L. vor dem Fachpflegeheim Haus Aachtalblick 2 des ZfP Südwürttemberg am Standort Zwiefalten eingesammelt. Nachdem sich die Männer vorgestellt hatten, ging es direkt los Richtung Bundesstraße. Und das mit einem besonderen Gefährt: Die beiden sitzen auf einem restaurierten Lanz Eil-Bulldog, Baujahr 1941. Mit dem Oldtimer-Traktor geht es quer durch Zwiefalten und dann Richtung Baach. Dort dreht Ott eine Extra-Runde, er will Wolfgang L. seinen Wohnort zeigen.

Wolfgang L. selbst lebt seit 2019 in der Wohngruppe 3081 des ZfP, einem Fachpflegeheim für ältere chronisch psychisch kranke Menschen. In der Wohngruppe können sie ein selbstbestimmtes Leben mitten in der Gemeinde führen, gleichzeitig erhalten sie die erforderliche professionelle Unterstützung. Wohngruppenleiterin Melanie Gluitz erklärt das Konzept: »Ziel ist, dass alle Bewohnenden so selbstständig wie möglich leben. Wir unterstützen sie dabei in allen Bereichen, von der körperlichen Pflege bis hin zu aktivierenden Freizeitangeboten.«

Wolfgang L. ist tagsüber bei der Arbeitstherapie in einer Werkstatt des ZfP tätig. Die Arbeit bedeutet ihm viel. Doch in Zeiten der Corona-Pandemie sind Hygiene-Maßnahmen zu erfüllen. Die Bewohner können nur noch wenige Stunden am Tag arbeiten, da sie in Gruppen aufgeteilt werden müssen. »Herr L. war in letzter Zeit eher deprimiert. Er hat sich immer mehr zurückgezogen«, reflektiert Gluitz. »Deshalb haben wir uns im Team überlegt, wie wir ihm eine Freude bereiten können.«

Im Jahr 1921 verließ der erste Traktor mit dem Namen Lanz Bulldog die Werkshallen der Heinrich Lanz AG in Mannheim. Mit seinem einzigartigen Einzylinder-Glühkopfmotor ist der Ackerschlepper heute auf Oldtimer-Treffen gern gesehen und vor allem gehört. Der Glühkopf, der optisch einer Bulldogge ähnelt, ist ein selbstzündender Verbrennungsmotor. Wenn Ott mit seinem Exemplar, Baujahr 1941, eine Tour fahren will, braucht er etwa zehn Minuten, um den 45 PS starken Oldtimer zum Laufen zu bringen. Denn erst dann hat die Heizlampe den Glühkopf auf 600 Grad aufgeheizt.

Den Lanz Bulldog hat Herbert Ott vor einigen Jahren gemeinsam mit seinem Vater restauriert, der Mitglied im Verein Bulldog- und Schlepperfreunde Württemberg war. Auch Wolfgang L. war Mitglied. »Er hat sogar schon selbst eine Traktor-Restaurierung durchgeführt«, weiß Herbert Ott zu berichten.

Auch unter den Mitarbeitenden der Wohngruppe 3081 ist das Hobby von Wolfgang L. bekannt. »Er ist sehr an alten Traktoren interessiert. Auch mit Landwirtschafts-Simulatoren spielt er gern«, so Gluitz. Als die WG-Mitarbeiterin Margret Hartmann dann die Idee hatte, Ott und seinen Bulldog anzufragen, sei Wolfgang L. ganz aufgeregt gewesen.

Schon bevor der Lanz Bulldog zu sehen ist, hört man, dass sich die beiden Oldtimer-Fans auf den Rückweg gemacht haben. Am Fachpflegeheim ankommen steigt Wolfgang L. mit etwas wackeligen Beinen und übers ganze Gesicht strahlend vom Bulldog. »Ich hoffe, du hast die kleine Tour auf meinem Oldie genossen«, sagt Herbert Ott und hebt seine Schiebermütze. Er freut sich, dass der Ausflug so gut bei Wolfgang L. angekommen ist. (pm)