REGION. Bis in die Abendstunden haben Bauern auf der Alb nach der zentralen Protestaktion in Reutlingen am Montag noch den Verkehr an neuralgischen Punkten lahmgelegt, etwa am Traifelberg, in Engstingen oder Münsingen. Auch am frühen Dienstagmorgen brauchten einige Autofahrer nach GEA-Informationen Geduld. Bei den protestierenden Bauern handelte es sich laut Kreisbauernverband nur um kleine Gruppen. Nach 9 Uhr gab es kaum Behinderungen im Landkreis Reutlingen. In der Region wird es aber weitere Aktionen geben.
Nachdem die Protestaktion der Landwirte aus dem Kreis in Reutlingen am Montag beendet war, sind die Bauern mal mehr, mal weniger schnell zurück nach Hause gefahren und haben noch lange für Staus und Verkehrsbehinderungen gesorgt. Auch am Dienstagmorgen sind Landwirte auf der Alb bereits um 5 Uhr zu Protestfahrten aufgebrochen. Dabei handelte es sich laut Gebhard Aierstock, Vorsitzender des Kreisbauernverbands Reutlingen, aber nur noch um kleinere Gruppen, die sich immer mal wieder zusammen tun. Einen Überblick über solche Aktionen habe er aber nicht.
So waren einige Landwirte Dienstag auch wieder zum Traifelberg-Kreisel gefahren, wo sie am Montagabend noch lange für Verkehrschaos sorgten, wo ein »Ampel-Galgen« aufgestellt ist und wo Autofahrer auch am Tag nach der großen Protestaktion noch Geduld brauchten. Eine Reutlingerin berichtet von ihrem Erlebnis um circa 7.20 Uhr: Ein Traktorenkorso schlängelte sich die Holzelfinger Steige hinunter, auf ihrem Weg weiter Richtung Traifelberg stand sie dann für eine etwa halbe Stunde im Stau, weil Traktoren die Ein- und Ausfahrten des Kreisverkehrs blockierten. »Da ging fast nichts mehr, man kam nur im Schneckentempo voran.« Die Polizei sei vor Ort gewesen und habe versucht, den Verkehr zu regeln. Auch die Strecke Richtung Engstingen sei voller Traktoren gewesen, ein Rettungswagen musste eine alternative Route über einen Feldweg nehmen.
Auf ihrem Weg, der die Reutlingerin weiter Richtung Sigmaringen über Inneringen führte, wurde sie weiter ausgebremst. In Inneringen verstopfte ein Konvoi an Traktoren morgens den Ort, Brezeln wurden verteilt. Auf dem Heimweg parkten die Schlepper die Straßen zu, sodass Lastwagen kaum durchkamen. Sie ärgerte sich. Staus am Montag – die waren vorhergesagt gewesen, ein Streik sei auch in Ordnung, aber jetzt sei mit so einer Aktion wie am Dienstagmorgen im Berufsverkehr ein Punkt erreicht, an dem die Solidarität mit den Bauern schwinde, sagt die Reutlingerin. Angemeldet, so teilt es das Landratsamt auf GEA-Nachfrage mit, sei die Blockade am Traifelberg nicht gewesen.
Ebenfalls durch Münsingen sind die Bauern am Dienstag noch einmal auf ihren schweren Traktoren gerollt, in sozialen Netzwerken wurden Autofahrer zu Solidarität mit den Landwirten aufgerufen, der Appell: Warnblinker an und so ein Zeichen der Unterstützung setzen. An so mancher Tankstelle, die sich den Bauernprotesten anschloss und am Montag dicht blieb, konnten Autofahrer am Dienstag aber zumindest wieder Sprit zapfen.
Ansonsten demonstrierten die meisten Landwirte am Tag nach der großen Protestaktion im Stillen ihre Unzufriedenheit mit der Entscheidung der Regierung, die Subventionen für Bauern zu kürzen. Andere widmeten sich, anstatt auf der Straße zu demonstrieren, wieder der alltäglichen Arbeit auf ihren Höfen.
An vielen Stellen im Kreis haben die Landwirte Transparente mit markigen Sprüchen aufgehängt: »Die Ampel steuert uns in die Krise«, »Jeder Hof zählt«, »Ist der Bauer weg, frisst der Deutsche nur noch Dreck«, ist darauf unter anderem zu lesen. Bei der Tour über die Alb fällt in Steinhilben ein Traktor mit blinkendem gelbem Licht vor einem Haus ins Auge. In einigen Gemeinden wurden die gelben Ortsschilder auf den Kopf gedreht, von ihnen baumeln Gummistiefel herunter, so etwa in Meidelstetten oder Münsingen.
»Die Bauernfamilien streiten weiter um die Sache und stellen sich gegen die beschlossenen Maßnahmen«, teilt der Kreisbauernverband Reutlingen mit. Die gesamte Woche ist als Aktionswoche ausgegeben, es sind in der Region weitere Proteste geplant.
Am Mittwoch, 10. Januar, gehen die Landwirte in Tübingen auf die Straße. Dort am Festplatz startet laut Kreisbauernverband Tübingen in Kooperation mit »Land schafft Verbindung« (LSV) um 14.30 Uhr eine Schlepperfahrt über Rottenburg, Unterjesingen, durch die Tübinger Stadtmitte und weiter bis nach Bodelshausen.
Für Donnerstag, 11. Januar, kündigt der Kreisbauernverband Reutlingen an sieben Standorten, am Samstag, 13. Januar, an einem achten Mahnfeuer an. Geplant sind die Feuer um 17.30 Uhr in Böhringen neben der B 28 in der Nähe der Kläranlage, um 17 Uhr in Gomadingen-Steingebronn an der L 230 zwischen Steingebronn und Marbacher Dreieck, in Trochtelfingen um 17 Uhr auf der Haid zwischen der Schreinerei Hipp und der Einfahrt zum Gewerbepark Engstingen-Haid, um 17 Uhr in Hohenstein an der B-312-Kreuzung Meidelstetten-Oberstetten, in St. Johann um 17 Uhr an der L 380 zwischen Würtingen und Gächingen, ebenfalls um 17 Uhr in Sonnenbühl zwischen Genkingen und Undingen sowie um 17.30 Uhr in Eningen am Kreisverkehr an Landstraße von Eningen nach Metzingen. Außerdem gibt es einen weiteren Termin am Samstag, 13. Januar, um 17 Uhr am Ortsausgang von Münsingen Richtung Dottingen.
Bei dem Mahnfeuer in Steingebronn werden Gebhard Aierstock und Beate Müller-Gemmeke (Grüne/MdB) gegen 18 Uhr eine Ansprache halten. »Zu diesen Aktionen wollen wir alle Verbraucherinnen und Verbraucher einladen. Unser Ziel ist weiterhin, regionale Lebensmittel zu produzieren und damit unseren Beitrag zum Klima-, Umwelt- und Artenschutz zu leisten«, teilt der Kreisbauernverband mit. (GEA)