ST. JOHANN. Die Schule ist ein Dauerthema in St. Johann. Seit vier Jahren liegen Pläne für die Sanierung und Erweiterung der Gebäude in der Schublade. Zum Tragen kamen sie bisher allerdings nicht. Das nötige Geld in der Gemeindekasse fehlt, in ihrer Not beschlossen Verwaltung und Gemeinderat, einen Antrag auf Schließung der Werkrealschule zu stellen, um sich auf die Grundschule zu konzentrieren und hier zu investieren. Per Bürgerbegehren im Frühjahr 2023 wurde diese Entscheidung gekippt. Die Werkrealschule bleibt also bestehen - das Platz- und Finanzproblem aber auch. Gefunden wurde zwischenzeitlich eine Interims-, aber keine Dauerlösung: Die Raumnot wird fürs Erste dadurch gelindert, dass das Feuerwehrhaus als provisorisches Klassenzimmer zur Verfügung steht.
Zum Handeln gezwungen ist die Gemeinde einerseits durch den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung ab dem Schuljahr 2026/27, andererseits aber auch allein schon aufgrund der Bausubstanz der Schulgebäude. Wie es weitergehen könnte, war deshalb Thema im Gemeinderat. Architekt Thomas Ott und Statiker Achim Holl stellten Pläne und die Ergebnisse aktueller Untersuchungen vor. Vor vier Jahren waren drei Bauabschnitte geplant, die errechnete Investitionssumme lag damals bei insgesamt rund 10,5 Millionen Euro, rekapitulierte Ott. Bauabschnitt eins - ein Anbau – ist vom Tisch. Aktuell im Fokus steht Bauabschnitt zwei, für den rund 6,5 Millionen Euro veranschlagt sind.
Toiletten müssen dringend saniert werden
Die Details: Die fehlenden Räume für die Ganztagesbetreuung, aber auch Klassenzimmer und ein Mensabereich sollen im Gebäudetrakt des ehemaligen Lehrschwimmbeckens geschaffen werden. Dringend ist die Sanierung der Sanitäreinrichtungen, und auch die Haustechnik muss auf den Prüfstand. Die Ölheizung ist veraltet, denkbar sind Ertüchtigung und Ausbau des Nahwärmenetzes, an dem auch Rathaus und Halle hängen. Barrierefreiheit ist ein Thema, das im Pflichtenheft steht. Ein Aufzug wird deshalb dringend benötigt. Und auch die Umgestaltung des Eingangsbereichs ist für Ott unumgänglich, damit die Schule endlich eine Aula bekommt, die auch als »Verteiler« zu den weiteren Räumen dient und für klar gegliederte Strukturen sorgt. Im dritten Bauabschnitt stünde dann die Sanierung und Umgestaltung von Lehrerzimmer, Musikraum und weiteren Fachräumen an.
»Wir stochern etwas im Nebel, ob das, was wir bauen, auch richtig ist«
Für dieses Paket an Aufgaben hat die Gemeinde Fördermittel beantragt, bis zu 70 Prozent der veranschlagten 6,5 Millionen Euro könnten über Zuschüsse gedeckt werden. Könnten. Denn die Verunsicherung ist groß - nicht nur in St. Johann, sondern auch in etlichen anderen Gemeinden, teilweise in unmittelbarer Nachbarschaft. Kürzlich machte auch Gomadingens Bürgermeister Klemens Betz seinem Ärger über das Bundesförderprogramm Luft - auch in der Lautertalgemeinde steht hinter dem Mensa-Bauprojekt nun ein dickes Fragezeichen, was die Finanzierung angeht (der GEA berichtete).
Das Geld reicht nicht aus
Rund 380 Millionen Euro hatte der Bund an Fördermitteln für Schulsanierungen im Zuge des Ausbaus der Ganztagesbetreuung zugesagt und die Länder mit der Verteilung beauftragt. Die Krux, die nun auch Bürgermeister Florian Bauer thematisierte und kritisierte: Das Geld reicht hinten und vorne nicht, das Programm ist x-fach überzeichnet. Und dass das Land gedachte, das Problem dadurch vom Tisch zu bekommen, dass per Losverfahren entschieden wird, wer wann zum Zuge kommt, sorgte landauf, landab für Empörung in den Rathäusern. Auch in St. Johann. Inzwischen, so Bauer, ist Licht am Horizont zu sehen, die große Politik habe reagiert und eine Aufstockung der Mittel auf rund eine Milliarde Euro in Aussicht gestellt. Die Details seien aber immer noch in der Schwebe. Davon, dass irgendwann Geld nach St. Johann fließt, geht Bauer aufgrund der aktuellen Signale von oben zwar aus. Wie viel und wann, sei allerdings noch völlig offen.
»Wir haben ein Platzproblem, das sich nicht von selbst in Luft auflöst«
Das erleichtert die Planbarkeit nicht unbedingt. Zumal, wie Architekt Ott ergänzte, auch die politischen Leitplanken aus baulicher Sicht sehr dürftig sind: Im Gegensatz zu den Kitas, wo es klare Kriterien für die räumlichen Anforderungen gibt, »hat das Land für die Ganztagesbetreuung an Schulen nach wie vor kein vorgegebenes Raumprogramm. Wir stochern etwas im Nebel, ob das, was wir bauen, auch richtig ist.« Abwarten und Tee trinken ist nicht die Lösung, denn bis 2027 soll die Schule ja gerüstet sein, um den Rechtsanspruch zu erfüllen. Die Zeit drängt also, Ott rechnet mit rund eineinhalb Jahren Bauzeit.
Problem löst sich nicht von selbst
Für Verwaltung und Gemeinderat stellte sich deshalb die Frage, ob der nächste Schritt gemacht und Fachplanungsleistungen für rund 221.000 Euro nun ausgeschrieben und vergeben werden - trotz der Unsicherheit, was die Zuschüsse angeht. Ja, meinten die Räte. Und auch für den Bürgermeister ist diese Vorgehensweise alternativlos, die Lage brachte er so auf den Punkt: »Wir haben Sanierungsbedarf, ein Platzproblem, das sich nicht von selbst in Luft auflöst, und einen Raum, der nicht genutzt wird.«
Um besagten Raum, das ehemalige Lehrschwimmbecken, steht es nicht ganz so schlecht wie ursprünglich befürchtet. Das war die gute Nachricht des Abends, die Statiker Achim Holl den Gemeinderäten überbringen durfte. Obwohl aus dem Becken über längere Zeit viel Chlorwasser ausgelaufen und in das Mauerwerk eingedrungen war, sind die Schäden geringer als erwartet. Trotzdem sei das Gebäude aufgrund seines Alters grundsätzlich sanierungsbedürftig - völlig normal nach 50 Jahren, betonte Holl: »Manche Sachen gehören jetzt einfach gemacht.« (GEA)