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Aktuell Landwirtschaft

Aktionswoche der Kreisbauern: Erntedank ist Ährensache

Kreisbauern starten am Montag in ihre Aktionswoche rund um die regionale Lebensmittelerzeugung. Schlusspunkt ist das Kreiserntedankfest am 2. Oktober

Thomas Pfeifle (links), Michael Haug, Claudia Leibfritz, Gebhard Aierstock werben für die heimischen Lebensmittel.  FOTO: SCHRAD
Thomas Pfeifle (links), Michael Haug, Claudia Leibfritz, Gebhard Aierstock werben für die heimischen Lebensmittel. Foto: Marion Schrade
Thomas Pfeifle (links), Michael Haug, Claudia Leibfritz, Gebhard Aierstock werben für die heimischen Lebensmittel.
Foto: Marion Schrade

SONNENBÜHL. Unter dem Titel »Erntedank ist Ährensache« stellt der Kreisbauernverband (KBV) Reutlingen gemeinsam mit Bauern, Bäckern, Brauern, Müllern und Metzgern eine Aktionswoche auf die Beine, die vor allem eine Botschaft hat: Dass es eben keine Selbstverständlichkeit ist, jeden Tag genügend bezahlbare Lebensmittel im Kühlschrank und auf dem Teller zu haben. Dabei geht es den Beteiligten darum, Verbraucher für ihre Arbeit und ihre Produkte zu sensibilisieren. In der kommenden Woche hängen bei den rund 25 Partnern – weitere sind willkommen – große Plakate im Fenster. Auch Flyer, Aufkleber und Broschüren zum Auslegen stellt der Kreisbauernverband zur Verfügung.

Spezielle Produkte, Hofführungen oder Mitmach-Angebote: Was die Akteure innerhalb der »Ährensache«-Woche über die mediale Kampagne hinaus anbieten, ist ihnen selbst überlassen. Bäcker Michael Haug aus Genkingen zum Beispiel rückt sein Kartoffelbrot in den Mittelpunkt, den Erlös aus dessen Verkauf wandert in den gemeinsamen »Ährensache«-Spendentopf, in den alle Beteiligten einzahlen. Das gesammelte Geld ist zu gleichen Teilen für den Notfonds für die Landwirtschaft des Evangelischen Bauernwerks Hohebuch und das Alb-Hospiz in Münsingen bestimmt.

Die »Ährensache« dreht inzwischen schon ihre dritte Runde, entstanden ist die Idee vor zwei Jahren aus der Not heraus, wie Thomas Pfeifle, Geschäftsführer des KBV, und der Kreisvorsitzende Gebhard Aierstock erinnerten. Weil Pandemie und Lockdown Veranstaltungen wie das Erntedankfest unmöglich machten, suchte der Kreisbauernverband nach Alternativen. Jetzt ist ein gemeinsames Fest wieder möglich: Gefeiert wird es am Sonntag, 2. Oktober, von 10 bis 15 Uhr in der Brühlhalle in Genkingen. Von der Aktionswoche, die bei den Kunden gut angekommen sei, wollen sich die Beteiligten trotzdem nicht trennen: Sie bildet nun sozusagen das »Vorprogramm« zum großen Fest.

»Wir müssen raus aus der Opferrolle, gefragt sind unternehmerische Verantwortung und Ideen«

Das Kreiserntedankfest, zu dem neben Landwirten auch alle Interessierten eingeladen sind, beginnt am Sonntag, 2. Oktober, um 10 Uhr mit einem Gottesdienst, den Pfarrer Hansjörg Eberhardt hält und der vom Posaunenchor begleitet wird. Danach ist Zeit für Gespräche, bevor die Landfrauen das Mittagessen servieren. Die Bewirtung liegt in den Händen von Claudia Leibfritz und ihren Sonnenbühler Frauen. Claudia Leibfritz ist nicht nur zweite Vorsitzende der Kreislandfrauen, sondern auch Ortsvorsitzende in Sonnenbühl. Die Konfirmanden verkaufen Brot, das sie am Vortag gemeinsam mit Bäcker Haug in dessen Backstube herstellen – auch das ist für die Jugendlichen und den Bäcker »Ährensache«. Nach dem Essen ist ein Podiumsgespräch, moderiert von Iris Goldack, mit jungen Landwirtinnen und Landwirten geplant: »Zukunftsbauer« ist das Stichwort, unter dem die Gesprächspartner ihr Rollen- und Selbstverständnis, ihre gesellschaftliche Funktion definieren, aber auch Stellung zu aktuellen Themen wie Artenvielfalt oder moderner Öffentlichkeitsarbeit nehmen wollen. Einen Schlusspunkt setzt Schauspielerin Dietlinde Ellsässer, die sich selbst als »bodenständige Landpomeranze« bezeichnet und ein Programm »zum Schepslacha ond Nochdenka« vorbereitet hat.

Erst Corona, jetzt der Ukraine-Krieg, dessen Auswirkungen auch die Landwirte und Lebensmittel-Produzenten in der Region spüren: Die Zeiten sind nicht einfacher geworden. »Butter kostet jetzt nicht mehr vier, sondern zehn Euro pro Kilo, der Preis für Zucker hat sich verdoppelt«, berichtet Bäcker Michael Haug. Mehrkosten, die er trotzdem noch nicht komplett auf die Kunden umlegt.

Bei allen Widrigkeiten geht’s den Machern der Aktion auch darum, den Optimismus nicht zu verlieren. »Die Ernte in der Region war zufriedenstellend, die Qualität des Getreides ist gut, die Mengen sind ordentlich«, bilanziert Thomas Pfeifle, »wir haben allen Grund, dankbar zu sein.« Seine Kollegen ermuntert er, Probleme nicht nur zu beklagen, sondern offensiv anzugehen und nach Antworten auf die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft zu suchen: »Wir müssen raus aus der Opferrolle, gefragt sind unternehmerische Verantwortung und Ideen.« (GEA)