PFULLINGEN. Wenn die Pfullingerinnen und Pfullinger über ihre Neue Mitte sprechen, kommt neben viel Lob vor allem ein Kritikpunkt immer wieder auf: das viele Pflaster. Der Ortskern würde einer »Pflasterwüste« gleichen, die Meinung teilen viele, wie bei einer GEA-Umfrage deutlich wird. Dabei geht es jedoch nicht nur darum, dass der Marktplatz zu trist aussehen und sich im Sommer aufheizen würde, die Pfullinger vermissen angesichts der vielen Pflastersteine Plätze für Bäume und Pflanzen. Sie wünschen sich vor allem eins: »Mehr Grün, das Schatten spendet.« Der GEA hat bei der Stadt Pfullingen nachgefragt, warum so viel Pflaster verbaut worden ist und wie es mit der Begrünung aussieht.
»Der Pfullinger Marktplatz hat viele Anforderungen und Aufgaben zu erfüllen«, beginnt die schriftliche Antwort der Stadtverwaltung. Er sei Marktplatz, Veranstaltungsort mit Bühnen- und Zeltaufstellung und Aufenthaltsfläche in einem und müsse daher in erster Linie funktional sein. »Die Stellflächen der Marktstände, die erforderlichen Fahr- und Laufwege sowie die erforderlichen Rettungsgassen haben vorgegeben, wo die Flächen zu befestigen sind«, heißt es weiter. In der Planung für den neuen Ortskern sei es also vor allem darum gegangen, einen multifunktional nutzbaren Platz zu schaffen, der im besten Fall lang hält.
Heller Naturstein gegen Aufheizung
Beton, Pflastersteine oder doch etwas ganz anderes? Bei der Wahl der Materialien, wurden verschiedene Aspekte berücksichtigt, teilt die Stadtverwaltung mit. So müsse die Oberfläche beispielsweise »die Verkehrslast eines Lkws« aushalten, gleichzeitig aber auch ansprechend und langlebig sein. »Um alle Erfordernisse abdecken zu können, fiel die Wahl auf Naturpflastersteine.« Diese würden mit ihrem hohen Fugenanteil für bessere Versickerung und Verdunstung sorgen und gleichzeitig aufgrund ihres hellen Farbtons das Licht reflektieren und im Umkehrschluss dessen Aufheizung reduzieren.
Doch beim GEA-Lokaltermin wird deutlich, dass es unter anderem auch die Reflexion und die Aufheizung sind, die den Pfullingerinnen und Pfullingern negativ aufstößt: Bei direkter Sonneneinstrahlung - wie sie im Sommer häufig vorkommt - würde der helle Platz enorm blenden und sich auch aufheizen. Die Bürger sind sich einig: Mehr Bäume und Pflanzen, die Schatten spenden, wären die Lösung des Problems.
Wasserspiel sorgt für Abkühlung
»Überall wo möglich, wurden Einzel- und Gruppenbaumpflanzungen vorgesehen, welche neben den Gebäuden weiteren Schatten spenden können«, schreibt die Stadtverwaltung. Diese Bäume würden zwar aktuell noch eher karg und klein aussehen, in den kommenden Jahre jedoch wachsen, das Laub dichter werden und dann auch genügend Schatten spenden und die Umgebung kühlen. Außerdem sorge das Wasserspiel vor der Martinskirche im Sommer für Abkühlung.
Doch warum gibt es diese Bäume nur am Rand des neu gestalteten Stadtkerns und nicht in dessen Mitte? Der Platz müsse freibleiben, damit die oben genannten Feste, Märkte und Verkehrswege Raum haben, teilt die Stadt mit. Es sei daher nicht möglich, »zentral auf dem Platz zusätzliche Baumstandorte zu realisieren«. Ein weiterer Grund, der wahrscheinlich den wenigsten bekannt sei, sei der Untergrund, der Pflanzungen nicht möglich mache. Kanal-, Gas-, Wasser-, Telekommunikations- und Wasserleitungen sowie die Tiefgarage würden den Untergrund vollständig ausfüllen.
Mobile Blumenkübel
Nicht nur die Umfrage-Teilnehmer, auch die Stadt Pfullingen könnte sich daher eine mobile Lösung des Schatten- und Pflanzen-Problems vorstellen: Blumen- und/oder Baumkübel, die rollbar sind. Die Lenkungsgruppe Marktplatz, in der Vertreter des Gemeinderats- und der Verwaltung zusammenkommen, habe sich mit dem Thema schon beschäftigt, wolle jedoch einige Zeit abwarten, bevor sie sich über diese mobile »Nachmöblierung« konkrete Gedanken mache, teilt die Stadt mit. »Erfahrungen aus der Praxis« sollten mit in die Entscheidung einfließen, wo und in welchem Umfang solche Kübel möglich seien. Außerdem werde sich die Lenkungsgruppe in naher Zukunft auch um andere Themen kümmern, beispielsweise über »weitere Spiel- und Aufenthaltsflächen für Kinder« beraten. »Diese Fragen sollen noch in diesem Jahr im Gemeinderat behandelt werden.« (GEA)